Kultur, Kneipen, Tante-Emma-Läden und Promis: In St. Georg wohnen viele Prominente wegen des Flairs. “Mehr Vielfalt gibt's nicht.“

Schweinezüchter, Branntweinbrenner, Prostituierte und Lepra-Kranke. Sie bestimmten einst das Bild von St. Georg, als dieser Stadtteil noch nicht zu Hamburg gehörte. Erst 1868 wurde das Viertel in das Stadtgebiet eingegliedert.

Heute ist vor allem die Lange Reihe bekannt für Kunst, Gastronomie und die kleinen Tante-Emma-Läden. Und es ist gerade dieses besondere Flair, das auch die Hamburger Prominenz anlockt . In Hausnummer 71 wurde 1891 schon Hans Albers (* 1960) geboren. Auch Publizist und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky (1889-1938) sowie Sängerin Inga Rumpf, 63, wohnten einst in St. Georg.

Vor knapp einem Jahr hat sich Sängerin Ina Müller an der Langen Reihe eine Eigentumswohnung zwischen altem Fachwerk und Gründerzeitfassaden gekauft. Auch Prinzessin Irene zu Schleswig-Holstein besitzt an der Straße eine Wohnung, die sie allerdings vermietet.

Moderator und Familienvater Tobias Schlegl wohnt seit mehr als zwei Jahren in einer ruhigen Seitenstraße der Langen Reihe - mit Tochter Lerle und Freundin Lena. Findet er die Gegend richtig, um seine Tochter aufzuziehen? "Ist doch schön, dass es hier so bunt ist", sagt Tobias Schlegl, "dann wächst sie ganz tolerant auf." Weniger gut findet er die steigenden Mieten, durch die kleine, individuelle Geschäfte nicht mehr existieren können.

Moderator Ulf Ansorge mag das Viertel, "weil es eben doch wie ein kleines Dorf ist. Man tratscht mal hier und klönt mal da und kennt fast alle Leute - das gibt so ein 'heimeliges' Gefühl." Nicht so gut gefällt ihm, dass auch hier mittlerweile Junggesellen-Abschiede exzessiv gefeiert werden. Er besucht gerne das Restaurant Dorf und danach geht der 44-Jährige meist ins Bellini oder in die Bar St. Georg auf ein paar Absacker - denn in beiden darf noch geraucht werden.

Ganz in der Nähe am Hansaplatz lebt Modedesignerin Sibilla Pavenstedt. "Ich finde es super, wie sich die Lange Reihe und St. Georg entwickelt haben", sagt sie. Besonders die kulturellen Angebote in der Nähe wie das Schauspielhaus, die Museen und der Hauptbahnhof gefallen ihr. Die Gegend sei urban und "hat ein Flair wie eine internationale Metropole" und habe dennoch eine dörfliche Ausstrahlung. Es gebe hier Menschen in allen Einkommensklassen und mit den unterschiedlichsten Berufen. "Eine größere Vielfalt als in St. Georg gibt es einfach nicht." Um gut zu essen, geht sie gerne ins Cox, weil es "französisches Flair" biete.

Nicht unweit von Sibilla Pavenstedt entfernt wohnt Kollege Bent Angelo Jensen (Herr von Eden).

Schauspieler Kostja Ullmann gab seine Wohnung im Grindelviertel für seine Liebe, Janin Reinhardt, auf: Janin fühlt sich in Georg wohler. Ihr Lieblingsladen ist das Mutterland. "Da kann man toll frühstücken, guten Honig, Schokolade und Kuchen kaufen, und alles ist Bio", sagt sie.

Auch Sängerin und Schauspielerin Jasmin Wagner, die in Jenfeld groß wurde, liebt St. Georg und wohnt seit 2005 nahe der Langen Reihe. "Es ist meine erste eigene Wohnung - meine Traumwohnung mit Badewanne und Balkon", schwärmt sie. Und geht joggen - natürlich um die nahe Alster. Jasmin Wagner: "Meine Laufschuhe stehen immer an der Haustür."