Der Gründer der Trinkwasserinitiative “Viva con Agua de St. Pauli“ wird im Schloss Bellevue von Bundespräsident Horst Köhler ausgezeichnet.

Hamburg. Es gibt Tage, die vergisst man nie. Die Führerscheinprüfung zum Beispiel, die Schulabschlussfeier oder den Berufseinstieg. Und den Tag, an dem man das Bundesverdienstkreuz bekommt. So wird es zumindest bei Benny Adrion sein. Der Gründer der Trinkwasserinitiative "Viva con Agua de St. Pauli" wird am 3. Oktober - dem Tag der Deutschen Einheit - im Schloss Bellevue von Bundespräsident Horst Köhler ausgezeichnet werden, für seine "Verdienste am Gemeinwohl", ebenso wie rund 40 weitere Bundesbürger.

"Diese Nachricht kam natürlich völlig überraschend für mich", sagt der ehemalige St.- Pauli-Spieler (bis 2007), "eine Auszeichnung von so hoher, hochoffizieller Stelle bedeutet nicht nur Anerkennung, sondern auch Legitimation." Eine Bescheinigung dafür, dass die Arbeit des 2006 gegründeten Vereins wahrgenommen wird und Anhänger findet. "Klar habe ich mich gefragt, wie es kam, dass wir ausgewählt wurden", sagt der 28-Jährige. Bei einem Telefonat mit dem Bundespräsidialamt erfuhr Adrion außerdem, dass es Köhler wichtig sei, ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande persönlich zu übergeben.

"Für mich bedeutet diese Tatsache, dass wir eben kein kleiner lustiger Verein sind, nicht für Rock 'n' Roll und Halligalli stehen", sagt Adrion. "Wir sind dabei, eine Organisation zu etablieren, die es auch in zehn Jahren noch gibt, wollen die Initiative inhaltlich dauerhaft vorantreiben." Wenn er von Viva con Agua de St. Pauli spricht, benutzt er fast ausschließlich den Plural, spricht von "uns".

Damit meint er vor allem seine sechs Mitstreiter, die in Voll- oder Teilzeit im Büro neue Projekte entwickeln und die vielen Helfer einteilen. Aber auch Tausende weitere Aktive, die sich an Aktionen beteiligen und beispielsweise Pfandbecher sammeln oder Kilometergeld für sauberes Trinkwasser in mittlerweile zwölf Ländern wie Nicaragua, Ruanda oder Kambodscha erwandern. "Ich werde das Bundesverdienstkreuz stellvertretend für uns alle bekommen", sagt Adrion, der sich kurz überlegte, ob er es überhaupt annehmen solle. "Es gibt zu diesem Thema einen Senatsbeschluss aus dem 13. Jahrhundert", erklärt er. Seit 1270 verbietet das Stadtrecht die Annahme von Ehrenzeichen. "Bedeutende Hamburger wie Helmut Schmidt haben es übrigens schon mehrmals abgelehnt." Doch schnell wurde ihm klar, dass er dies nicht wolle. Zu groß war das positive Feedback von Freunden, Familie und seiner Partnerin Hannah, mit der er die unerwartete Kunde zuallererst teilte.

Und auch seine Mutter Gabriele wäre wohl enttäuscht gewesen. Benny Adrion: "Sie will mit zur Verleihung kommen." So wird es auch für sie ein Tag werden, der für immer im Gedächtnis bleibt.