Cosma Shiva Hagen ist ein Energiebündel. In ihr neuestes Projekt, die Stilbar am Fischmarkt, hat sie nicht nur Geld investiert.

Sie wurde zur "schönsten Frau Deutschlands" gekürt, ist bekannt als Schauspielerin ("Die Weisheit der Wolken") und lieh Zeichentrickfiguren wie Mulan ihre Stimme. Ein Multitalent mit künstlerischer Gabe. Ähnlich ihrer Mutter Nina Hagen, bei der Cosma "in Gesellschaft sozialkritischer und politischer Menschen" aufwuchs. So wird erzählt, dass der Sänger der Red Hot Chili Peppers sie mit Brei fütterte, sie als Baby auf dem Schoß von David Bowie saß. Ein bewegtes, unstetes Leben von der ersten Minute an.

Vielleicht lag es ihr deshalb nicht fern, sich selbst zu engagieren. Eben nicht nur für den Otto-Katalog und die CMA-Milchbauern, sondern seit einiger Zeit auch für fair gehandelte Öko-Baumwolle. "Ich bin dafür mit einem Team nach Burkina Faso geflogen, weil ich die Anbaugebiete und Felder mit eigenen Augen sehen wollte", sagt die 28-Jährige. Dort, in Westafrika, lernte sie warmherzige, glückliche Menschen kennen, deren Land es jedoch an Infrastruktur und Bildungseinrichtungen mangelt. Die großen Augen der Kinder beeindruckten die junge Frau. "Ich kann Angelina Jolie gut verstehen, aber jetzt kann ich mir gerade nicht vorstellen, ein Kind zu adoptieren", sagt Hagen, die zwar nicht allein ist ("ich habe einen Freund"), aber allein lebt: am Rande Hamburgs.

Jetzt eröffnete sie die "Faire Woche" in ihrer Sichtbar am Fischmarkt, stellte 30 Veranstaltungen vor, von der fairen Modenschau über Weinproben und Diskussionsabende. "In meinem Laden verkaufen wir auch nur fair gehandelten Kaffee, Zucker und Biowein", sagt sie, "man kann aber nicht alles ersetzen, die gesunde Balance ist wichtig."

Die hat sie mittlerweile, auch wenn Cosma in einem Mini Cooper durch die Stadt tourt, der nicht Biodiesel tankt, und sie auch keinen Ökostrom bezieht. Dafür gibt's nur zweimal pro Woche Biofleisch. Ansonsten arbeitet sie mit voller Energie an ihrem "zweiten Standbein", der Bar.

"Ich habe da mein ganzes Eigenkapital reingesteckt, es läuft gut, das Publikum ist gemischt", sagt Cosma, "genau, wie ich es wollte. Aber es könnten gern noch mehr Gäste sein", merkt sie an. Deshalb musste sie auch ihre Pläne, den Realschulabschluss und dann das Abitur nachzuholen, erst mal auf Eis legen. "Das schaffe ich jetzt nicht, dafür musste ich für die Konzession sechs Stunden lang die Schulbank in einem Gastrokursus drücken."

Das hat sie ohne größere Probleme durchgehalten. Zum Glück: Vor einiger Zeit kamen unbemerkt Mama Nina und Oma Eva-Maria Hagen zu Besuch - und gaben in der Sichtbar ein Familienkonzert. Gut vorstellbar.