Wer darf das Kreuzfahrtschiff “Aidamar“ am 12. Mai beim Hafengeburtstag taufen - Melanie, Ayla, Ulla, Sissi Franziska oder Jessica?

Hamburg. Wer Patin einer der spektakulärsten Schiffstaufen aller Zeiten werden will, braucht nicht nur einen verführerischen Kussmund - passend zum gigantischen Logo am Bug der "Aidamar" . Gefragt sind außerdem natürlicher Charme, ein gewandtes Auftreten, Wortwitz und eine weltoffene Lebenseinstellung. Um diese Tugenden im kreativen Wettstreit zu messen, bat die Reederei Aida Cruises die fünf Finalistinnen zum Showdown an Bord ihres noch ungetauften Kreuzfahrtschiffes. Von Emden aus stach der Ozeanriese mit 15 Decks und mehr als 1000 Kabinen gestern Abend in See.

Wo andere ihre Freizeit genießen, verbrachte das Kandidatinnenquintett jetzt aufregende Stunden. Auf der Bühne des Theatriums wurden Stellproben und Mikrofonchecks absolviert. Visagisten und Friseure legten Hand an. In Kombination mit dem Urteil der Jury - moderiert wird die Wahl von St. Paulis Theatermacher Corny Littmann - werden 1600 Ehrengäste an Bord die Entscheidung fällen, wer während des 823. Hafengeburtstags am 12. Mai als Taufpatin in Aktion tritt. Mehrere Hunderttausend Menschen werden Zeugen sein, wenn die "Aidamar" direkt nach der Taufe zur Jungfernfahrt aufbricht, eskortiert von drei Schwesterschiffen der Flotte. Auch das gab es noch nie.

+++ Meyer Werft übergibt "AIDAmar" an Reederei +++

+++ "Aidamar" hat Platz für mehr als 3000 Menschen +++

Wer hat das Format, diese Rolle übernehmen zu dürfen und für eine Nacht die maritime Königin der Hansestadt zu sein? "Es ist ein einmaliger Moment, den du nie vergisst", weiß die Kieler Kapitänstochter Bettina Zwickler, die vor einem Jahr in ihrer Heimatstadt im Rampenlicht stand, als sie die "Aidasol" taufte. Bei einem Cocktail in der Mar Bar auf Deck 9 berichtete die Inhaberin eines Reisebüros in Schwentinental den potenziellen Nachfolgerinnen von ihren Erfahrungen.

Wer wird die Championesse unter ursprünglich 380 Bewerberinnen? Insgesamt waren im Internet auf abendblatt.de mehr als eine halbe Million Stimmen abgegeben worden. In der Endrunde der besten fünf vertreten sind eine Schwäbin, eine Sauerländerin, eine Frau aus dem Ruhrgebiet, eine Niedersächsin und eine gebürtige Hamburgerin. Diese heißt Ulla und absolviert eine Ausbildung im Albertinen-Krankenhaus. Bruder Jan-Christian, Fluggerätemechaniker bei Airbus in Finkenwerder, unterstützte seine Schwester gestern an Bord. Moralisch und höchst praktisch. Das rote Abendkleid vom Abi-Ball 2010 des Gymnasiums Dörpsweg passte noch perfekt.

Auch Jessica aus Bottrop fand das geeignete Stück aus Abiturzeiten im Kleiderschrank. "Warum soll nicht mal ein seefahrtbegeistertes Ruhrpottmädel ein Kreuzfahrtschiff in Hamburg taufen?", fragte die Mitarbeiterin der evangelischen Kirche in Essen rhetorisch. Gemeinsam mit Lebenspartner Marco, der auch jetzt zur Stelle ist, hatte sie die "Aidamar" bereits im Rohbau gesehen - bei einem Besuch auf der Meyer-Werft in Papenburg. "Irgendwie habe ich schon vor dem Finale gewonnen", meinte sie.

Dem stimmte auch Melanie aus Herscheid im Sauerland zu. Ihr tiefblaues Kleid hatte die Sonderpädagogikstudentin erst am vergangenen Sonnabend für 300 Euro in einem Geschäft für Brautmoden in Lüdenscheid gekauft. Seite an Seite mit Freund Sven, der zuvor schon seine Kumpels des Schützenvereins SSV Borbach zur Online-Stimmabgabe animiert hatte.

Wie die anderen Kandidatinnen saß Ayla, Studentin aus Karlsruhe, in der Nacht zum Donnerstag in ihrer Kabine, um mit sieben Buntstiften das Motto "Aida küsst Hamburg" bildlich darzustellen. Mutter Cornelia half mit Rat, nicht mit Tat.

Als Fünfte im Bunde musste Sissi Franziska ans Werk. Mutter Birgit und Oma Helga hatten entscheidenden Anteil an ihrem Finaleinzug. Beide verteilten daheim in Hildesheim Flugblätter und warben so Stimmen für die Auszubildende zur Hotelfachfrau. Als der Coup gelang, kam nicht nur bei den beiden Mitbewohnerinnen der WG in Eilbek Freude auf. Auch Anja Beck aus der Personalabteilung des Park Hyatt in der Hamburger Innenstadt gab grünes Licht für den Endspurt - obwohl am Wochenende des Hafengeburtstags im ausgebuchten Hotel Hochbetrieb herrscht.

Noch werden Namen und Programm der Zeremonie am Sonnabend in einer Woche geheim gehalten. Fest steht, dass ein grandioses Feuerwerk einen funkelnden Rahmen für die Taufe schafft. Heute wird die "Aidamar" im Hamburger Hafen erwartet. Dann steht fest, welche der fünf Kandidatinnen zur Taufpatin gekürt wurde. Der Kussmund ist nur eine Facette dabei. Mit dem Original am Bug kann ohnehin kein Mensch mithalten: Es verschlang 400 Liter rote Farbe und misst 16 Meter.