Junge Hamburger Designer gestalten eine Briefmarke für die Post zum 100. Geburtstag des Hamburger Wahrzeichens - dem Alten Elbtunnel.

Hamburg. Das Bauwerk in reinen Zahlen: zwei Röhren, jede 426,5 Meter lang; 4,50 Meter hoch, die Fahrbahnen nur 1,90 Meter breit; vier Jahre Bauzeit, 1911 fertiggestellt - der Alte Elbtunnel, ein Geschenk an die Hamburger. 100 Jahre später gibt's das nächste Geschenk - den Alten Elbtunnel als 55-Cent-Briefmarke der Deutschen Post, gestaltet von Hamburger Designern.

"Die Elbtunnel-Briefmarke ist bisher unsere Lieblingsbriefmarke", erzählt Bianca Becker, 30, "aber natürlich war unsere erste designte Marke auch etwas ganz Spezielles". Zusammen mit Diplomdesigner Peter Kohl, 31, mit dem sie beruflich und privat ein Team bildet, hat sie die Jubiläumsmarke entworfen. Auch zwei weitere der von den Schanzenbewohnern entwickelten Briefmarken haben es in den Druck und somit in die Filialen der Deutschen Post geschafft: eine Marke der Michaeliskirche in Hildesheim und eine Sondermarke zu Oskar Schindler.

Aber wie kommt man darauf, Briefmarken zu entwerfen? "Wir wollten als gestalterischen Teil unserer Diplomarbeit etwas Buntes, Lustiges machen. Und da kamen wir auf Briefmarken", sagt Kohl. Die Diplomarbeit an der FH Wiesbaden haben Becker und Kohl gemeinsam gestaltet. Mit dieser Arbeit haben sie sich beim Bundesministerium für Finanzen beworben, das die Wettbewerbe zu den Briefmarken ausschreibt.

Den ersten Wettbewerb bestritt das Designerduo 2006. "Wir haben zwar nicht gewonnen", sagt Kohl, "aber ich denke, wir haben es ganz gut gemacht." Mittlerweile werden die zwei Gestalter mehrmals im Jahr vom Ministerium eingeladen, um an Gestaltungswettbewerben teilzunehmen.

"Das Schöne beim Entwerfen von Briefmarken ist, dass einem keiner reinfuchst", sagt Becker. Es gebe zwar ein paar Vorgaben, wie das Thema oder das Format, aber oft sei man völlig frei in der Gestaltung. "Ohne Vorgaben kann ich als Designer auch nichts falsch machen", erzählt Becker. Zwischen Wettbewerb und Erscheinen der Briefmarke liegt ein Jahr. "Die Teilnehmer haben vier bis sechs Wochen Zeit, den Entwurf einzureichen", erläutert Kohl das Prozedere. "Dabei dürfen wir niemandem den Briefmarkenentwurf zeigen", sagt er weiter.

An den Entwürfen arbeiten sie etwa eine Woche. "Man muss die Recherche, die Umsetzung, den Feinschliff und den Druck der Marke einberechnen", erläutert Becker. Mittlerweile haben sie an 15 Wettbewerben teilgenommen, drei Marken gingen daraus als Sieger hervor. "Ich denke, wir liegen mit unserem Ergebnis auch gut in der Quote. Klar ist es enttäuschend, wenn man nicht gewinnt." Die beiden gönnen aber auch ihren Konkurrenten den Sieg. "Manchmal sagen wir zwar, ,o Mann, warum haben wir nicht gewonnen?', aber die anderen Male denkt man sich, 'okay, den Entwurf hätte ich auch genommen'", erzählt Kohl. "Wenn du merkst, dass der Siegerentwurf wirklich gut war, dann gönnst du das den anderen Bewerbern natürlich", ergänzt seine Lebensgefährtin Bianca Becker.

+++ 100. Geburtstag: Happy Birthday, Alter Elbtunnel +++

Es sei eine große Motivation, Briefmarken für Deutschland zu gestalten. "Die kriegen einige Leute in die Finger", erzählt Bianca Becker und strahlt. "Wenn uns Bekannte fragen, ob wir etwas designt haben, was man kennt, und wir auf die Briefmarken verweisen können, dann ist das eine schöne Sache", erzählt die 30-Jährige weiter.

Klassische Briefmarkensammler sind die beiden jedoch nicht. "Wir sammeln die für uns schönen Marken", erzählt Becker. Kohl schränkte gleich ein: "Die Schönen unter Designgesichtspunkten."

Während ihrer Diplomarbeit 2006 beschäftigten sie sich auch mit der Frage, was man an den Marken besser machen könnte, erzählt Becker. "Deshalb haben wir auch mal etwas Ausgefalleneres probiert, etwa das Format geändert", sagt Kohl. "Wir versuchen auch bei den Wettbewerben kreative Sachen unterzumischen. Das Wichtige ist nur, dass sich eine gestaltete Marke an die Vorgaben hält", erläutert Becker.

"Wir merken, wie unterschiedlich die Altersgruppen auf unser Design reagieren", sagt Becker. Beim Elbtunnel beispielsweise höre man von den Jugendlichen "coole Marke". "Die ältere Generation hingegen hätte sich die Gestaltung etwas technischer gewünscht", sagt Kohl. "Deshalb fragen wir unsere Eltern, die typische Zielgruppe, auch nach ihrer Meinung, bevor wir die Marke einreichen. Sie sollen uns dann sagen, was sie sehen und was sie verstehen." "Da werden wir dann automatisch wieder geerdet", erzählt Becker.

Was die beiden an einer Siegermarke verdienen, dürfen sie nicht sagen. "Leben kann man davon aber nicht."