Für amerikanische Touristen ist er die größte Rumpelkammer der Welt. Seit dem 1. September hat der Kuriositätenladen einen neuen Eigentümer.

Hamburg. Der Geruch hat sich verändert. Jetzt steigt dem Besucher von Harrys Hafenbasar der Duft von Räucherstäbchen in die Nase. Aber das ist nicht die einzige Änderung in Hamburgs Kultgeschäft auf St. Pauli. Seit dem 1. September hat der Kuriositätenladen einen neuen Eigentümer.

Gereon Boos hat den Laden an der Erichstraße 56 nach dem Tod der ehemaligen Besitzerin Karin Rosenberg im April übernommen. Deren Tochter Kim Rosenberg hatte den Laden zwar geerbt, die 18-Jährige fühlte sich aber nicht in der Lage, ihn zu übernehmen. Gereon Boos sprang ein und kaufte den Hafenbasar. Über den Preis wahrt er Stillschweigen.

"Dieses Geschäft ist einzigartig", erklärt der gebürtige Rheinländer, der seit 1998 in Hamburg wohnt, sein Interesse am Laden. "Täglich entdecke ich neue Objekte in den Regalen." Er ist zwar der neue Besitzer, "aber wenn ich sage, dass ich alle Stücke kenne, müsste ich lügen", erzählt er und leuchtet dabei mit einer Taschenlampe in eine dunkle Ecke. "Amerikanische Touristen haben das hier mal als die größte Rumpelkammer der Welt bezeichnet." Bis Mitternacht sitzt er derzeit oft im Basar, entmüllt, katalogisiert, recherchiert.

+++ Zu den Quartieren +++

Gereon Boos wirkt so, als ob er genau der richtige Nachfolger von Harry Rosenberg sein könnte, der den Basar 1954 als Tauschbörse für exotische Mitbringsel gründete. Ein bisschen schräg und voller Enthusiasmus. Er sei studierter Hals-Nasen-Ohren-Arzt, habe aber in Afrika viel über alternative Heilmethoden erfahren, erzählt der schlaksige Mittvierziger. In den Anden habe er sich zum Schamanen ausbilden lassen. Gereon Boos möchte die Vielfalt und die Möglichkeit, mit den Mitbringseln aus aller Welt fremde Kulturen kennenzulernen, erhalten. "Das ist aber hier an der Erichstraße nicht möglich", sagt er. Die Kellerräume seien feucht. Holzwürmer greifen die zahlreichen Figuren an. Darüber hinaus kommt eine Vielzahl der zurzeit noch gestapelten und im Keller gelagerten exotischen Figuren und Masken nicht zur Geltung: Die Ladenfläche sei zu klein. Boos sucht nach neuen Räumlichkeiten, wenn möglich, nicht mehr an der Erichstraße, sondern nah am Wasser. Boos plant Neues: "Ich würde gerne ein Museum errichten, dann wäre es nicht nur ein Basar." Ein Konzept hat er sich bereits überlegt: "Man kommt herein in das Museum, und dann gibt es ein Café und - ganz wichtig - Schließfächer." Besucher, die womöglich mit ausladendem Rucksack seine Kostbarkeiten herunterwerfen könnten, sind ihm ein Dorn im Auge. Durch die Räume sollen labyrinthartige Gänge führen, "die aber eine Perspektive bieten und weniger voll mit Krimskrams sind." Informationsschilder sollen die Besucher über Herkunft und Bedeutung der Ausstellungsstücke aufklären. Im neuen Museum sollen richtige Themenecken entstehen.

Und was ist sein Lieblingsstück unter den angeblich 300 000 Raritäten? Das sei schwer zu sagen, Gereon Boos überlegt kurz und verweist dann auf den Eisbären, der am Eingang steht. Das ausgestopfte Tier hat mit den Jahren einen deutlichen Gelbgraustich erhalten, wohl nicht zuletzt, weil die ehemalige Besitzerin Karin Rosenberg in den Räumlichkeiten des Hafenbasars rauchte.

"Mit dem Schmutzbären kann ich durch die Blume sagen, dass Rauchen schädlich ist", sagt Boos mit einem Lächeln. "Und natürlich mag ich alle weiblichen Galionsfiguren."

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