Der Streit um die Nutzung des Marie-Jonas-Platzes beigelegt. Die sportlichen Jugendlichen müssen allerdings mehrere Bedingungen erfüllen.

Hamburg. Am liebsten kommen sie nach der Schule auf den Marie-Jonas-Platz, in den Ferien verbringen sie auch gerne mal den gesamten Tag dort. Die Jungs können vom Skaten gar nicht genug kriegen und probieren immer wieder Tricks oder sitzen lässig mit ihren Boards vor sich auf den Treppen des Platzes an der Eppendorfer Landstraße. Der perfekte Ort zum Skaten, sagen Henrik, Vincent und Frederik. Viel Platz, optimaler Boden und Zuschauer sind für die Elf- bis 14-Jährigen aus Eppendorf die Hauptkriterien. "Ich finde es schön, dass Kinder hier spielen können, wo sollen sie sonst in Eppendorf hin", sagt Passantin Gisela Müller-Siemens, die das Treiben beobachtet.

Diese Meinung teilen nicht alle Anwohner und Ladenbesitzer. "Das nervt, wenn man in Ruhe einen Kaffee trinken will. Wenn die Jungs auf ihren Brettern stehen, versteht man sein eigenes Wort nicht", sagt ein älterer Herr vor der Bäckerei Dat Backhus. Das laute Klackern der Bretter, freche Bemerkungen der Jungen und Angst davor, dass die Skateboards nach einem gescheiterten Trick unkontrolliert über den Platz schießen und andere Menschen gefährden, all das hat dazu geführt, dass sich der Regionalausschuss Eppendorf/Winterhude des Themas angenommen hat. Zu einer ersten Sitzung im Juni kamen neben den Politikern auch Eltern und einige der Skater. Eine Forderung von SPD und FDP, dass die Treppen auf dem Marie-Jonas-Platz so umgestaltet werden, dass sie für die Skater nicht mehr zu benutzen sind, können Henrik, Vincent und Frederik, die fast täglich zum Skaten kommen, gar nicht verstehen. "Wenn das hier zugebaut wird, wo sollen wir denn dann hin? Wir sollen auf die Halfpipe am Lattenkamp, aber da passen höchstens zwei oder drei Skater drauf. Außerdem wohnen wir hier um die Ecke", sagt Vincent, 11.

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Um eine Lösung zu finden, trafen sich nun Politiker, Eltern und Skater auf dem Marie-Jonas-Platz. Ein runder Tisch in Form einer Ortsbegehung sollte helfen, den Politikern die Bedürfnisse der Skater vor Augen zu führen, aber auch gemeinsam mit den Jugendlichen nach Kompromissen zu suchen, die Passanten und Ladenbesitzer zufriedenstellen. "Ich finde es nicht gut, das Skaten als Lärm zu bezeichnen. Ich bin froh, dass die Jungs nicht zu Hause vor dem Computer hängen", sagt Stefan Bohlen (CDU). Es sei schon laut, aber im Dialog mit Jugendlichen nach einer Lösung zu suchen sei auch in seinem Sinne, erklärt Norbert Kurzhals (SPD). Parteikollegin Heike Lucas fügt hinzu: "Wir müssen einen Weg des Miteinanders auf dem Platz finden." So sind sich schnell alle einig, dass ein komplettes Verbot keinen Sinn macht. "Ich finde, dass die Skater ein Teil der Stadtteilkultur sind. Ich habe aber auch schon an die Jungs appelliert, dass sie Rücksicht nehmen müssen", sagt Svenja Lewerentz, deren Sohn Skater ist. Es seien ja auch nicht alle dagegen, dass die Jugendlichen auf dem Platz sind. In einigen Geschäften dürfen sie die Toilette benutzen, woanders hat man immer ein Pflaster für sie griffbereit.

Kai Elmendorf (GAL), der das Treffen organisiert hat, fragt die Jugendlichen direkt nach ihren Vorstellungen: "Wie viel Platz braucht ihr denn wirklich? Das könnt ihr am besten entscheiden." Man sieht Henrik, Vincent und Frederik an, dass sie am liebsten weiterhin den gesamten Platz nutzen möchten, aber sie lenken ein. "Na ja, auf den Teil direkt vor dem Backhus könnten wir schon verzichten", sagt Felipe, 14. Damit ist ein erster Beschluss gefasst; schnell sind die Jungs auch damit einverstanden, nicht mehr direkt vor den Geschäften zu skaten. Das war bisher wegen der Überdachung besonders bei Regen ein beliebter Platz. Auch die Sitzbänke sollen nicht mehr als "Rail" - wie es in der Skatersprache heißt, wenn man mit dem Brett über ein Hindernis rutscht - genutzt werden.

Eine Alternative für die Zukunft könnte der Bau eines Skaterplatzes am Loogeplatz sein. Ausreichend Fläche wäre vorhanden, die Finanzierung steht aber noch lange nicht. "Vor 2013 wird da kein Skaterplatz entstehen", sagt Heike Lucas (SPD). Bis dahin sollen die Jugendlichen auf dem Marie-Jonas-Platz bleiben dürfen. Henrik, Vincent und Frederik sind zufrieden. Nur über die Marktzeiten donnerstags und sonnabends sind sie noch etwas unglücklich. Dann sollen sie ganz darauf verzichten, auf ihren geliebten Brettern zu stehen. Die Jungs haben aber versprochen, sich an die neuen Regeln zu halten und das auch ihren Freunden zu sagen. Damit aber auch wirklich alle Skater von den neuen Regeln erfahren, soll es ein weiteres Treffen am 17. August um 18 Uhr auf dem Marie-Jonas-Platz geben.

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