Um die Jahrhundertwende entstand der Gebäudekomplex als Krankenhaus. Aus der Klinik wurde lebenswerter Wohnraum für Familien.

Grindel. Eine Toreinfahrt in der Straße „Beim Schlump“ führt in den Hinterhof eines Hauses mit gelber Backsteinfassade. Das ehemalige Rot-Kreuz-Krankenhaus wird heute als Wohnraum genutzt. Für Mieter wie Katrin Sprung ein Traum inmitten der Stadt.

Um die Jahrhundertwende entstand der Gebäudekomplex als Krankenhaus mit angrenzendem Schwesternhaus. Heute wohnt man hier, ein bisschen Gewerbe ist auch ansässig. Straßenseitig befindet sich die Café-Bar „Hadley’s“. Von der Terrasse auf der Rückseite des Hauses aus kann man auch als Nichtbewohner einen Blick in den herrlichen Hinterhof werfen. Ansonsten ist das Gelände privat.

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Katrin Sprung wohnt schon seit elf Jahren hier, mit ihrem Mann Frank und den Kindern. Für sie und die Kinder ist das Leben im Stadthaus Schlump ideal. „So ruhig und trotzdem mitten in der Stadt“ sagt die 45-Jährige. Sie sitzt mit ihrer Tochter Lilli-Feline an einem Gartentisch im Innenhof, der eigentlich eine Parkanlage ist. Um diese herum liegen die weiteren ehemaligen Krankenhausgebäude, in denen etwa 40 Parteien mit rund 30 Kindern leben, erzählt die Hausfrau. Die Wohnungsgrößen variieren zwischen 30 und 240 Quadratmeter. Für jeden Bedarf also etwas dabei; vor allem aber sind es Familien mit Kindern, die sich hier wohlfühlen.

Kinder könnten in der Stadt kaum besser aufwachsen. Die große Wiese darf als Fußballfläche genutzt werden. Rollschuh- oder Fahrradfahren lernt man einfach auf dem Gelände – dabei muss sich niemand Sorgen um den Autoverkehr machen. „Hier spielen wirklich alle zusammen, Groß mit Klein“, sagt Katrin Sprung. Kindergeburtstage werden immer gemeinsam gefeiert. Tochter Lilli-Feline (13) fühlt sich auch richtig wohl: „Meine beste Freundin wohnt direkt über uns“.

Auch das Verhältnis der Erwachsenen untereinander ist gut. Ob es darum geht, nach den Hasen zu schauen, gemeinsam für die Kinder zu kochen oder die Blumen zu gießen: „Nachbarschaftshilfe ist ein ungeschriebenes Gesetz“, sagt Katrin Sprung. „Natürlich gibt es auch Meinungsverschiedenheiten, aber im Ernstfall halten wir alle zusammen. Im Sommer trifft man sich abends oft auch einfach auf einen Wein”.

Von der früheren Krankenhausatmosphäre ist noch ein wenig übrig geblieben. Zum Beispiel die Kacheln auf dem Boden in ihrer Wohnung. Oder die Märchenmotive der damaligen Kinderabteilung. Manchmal kommen Ältere vorbei und sagen: „Oh, ich war früher hier mal im Krankenhaus“, erzählt Katrin Sprung.

Das ehemalige Rot-Kreuz-Krankenhaus Beim Schlump 84-85 steht unter Denkmalschutz. Besichtigungen sind manchmal am Tag des offenen Denkmals möglich. In die Wohnung würde Katrin Sprung aber niemand mehr lassen. “Das habe ich mal gemacht, aber die interessieren sich mehr dafür, wie ich wohne als für die alten Kacheln” erzählt sie lachend

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