Es riecht so neu, dabei befindet man sich in einem Haus von 1897. So viel Tradition, so viel Historie, da befürchtet man, von Prunk und Anachronismus erschlagen zu werden. Doch die Bellevue Suite im fünften Stock des Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten wirkt frischer als ein Fischerman’s Friend Bonbon. Ist auch teurer: 5000 Euro kostet die 165 Quadratmeter große Suite mit drei Schlafzimmern, drei Badezimmern und einem Salon pro Nacht. 2014 wurde alles renoviert; jedes Zimmer strahlt in seiner eigenen Farbe: Flieder, Himmelbau und Kiwi.

Kiwi? Für ein Grandhotel ist diese Farbgebung geradezu revolutionär, doch sie zeigt, worum es in Fünf-Sterne-Unterkünften wie diesem geht: das Alte, das Gewohnte zu bewahren und gleichzeitig up to date zu sein. Über einen Tablet PC kann der Gast seinen gesamten Aufenthalt steuern, es gibt eine iPod Station, kostenfreies W-LAN, digitales Satelliten-TV und viele weitere technische Entwicklungen, die das Hotelleben auch in teilweise denkmalgeschützten Häusern angenehmer gestalten. Im Grunde erlebt man als Besucher hier das Gegenteil der modernen Schönheitschirurgie, in der die Hülle verjüngt wird und nur das Innere sein Alter behalten darf.

Das Spa befindet sich auf derselben Etage, und ebenfalls nur ein paar Meter entfernt liegt der Jungfernstieg, den man ohne Geld auszugeben genießen kann. Einfach auf den Balkon treten und den Shoppern beim Tütenschleppen zugucken. Ebenfalls mit den Augen sind von hier Alsterfahrten und spektakuläre Feuerwerke zu erleben.

Einmal sollte man seine Suite dann aber doch verlassen, um im Sternerestaurant Haerlin die weichste Speisekarte Hamburgs in die Hand zu nehmen: aus weißem Antilopenleder. Da will man mit dem Streicheln gar nicht mehr aufhören. Unbedingt auch nach einer Küchenführung fragen: Hinter den Kulissen geht es fast noch stylischer zu als davor. Das können gewiss nicht viele Hotels von sich behaupten.

Zu Gast waren Maria Callas, Sir Peter Ustinov, Thomas Mann, Steven Spielberg, Rod Stewart, Denzel Washington, Whitney Houston – und ein Scheich aus Kuwait, der nach dem Genuss der Frühstücksmilch umgehend die dafür verantwortlichen Kühe zu kaufen wünschte. Man besorgte dem Scheich die Adresse des Bauern in der Lüneburger Heide, und als sich beide einig waren, halfen die Mitarbeiter des Vier Jahreszeiten mit dem nötigen Papierkram und der Logistik. Nach tierärztlichen Untersuchungen konnten die Milchkühe mit dem LKW nach Luxemburg und von dort per Flugzeug Richtung Kuwait gebracht werden. Was für ein Kuhhandel.