Coole Ketten, bunte Bänder – Schmuckdesign aus Hamburg ist vielfältig. Alexandra Maschewski hat Desginerinnen besucht und sich aktuelle Trends angesehen, die für gute Laune sorgen.

Eigentlich war es schon immer so. Schon als Alexa Lutz noch ganz klein war, liebte sie es, ihre Puppen mit Ketten und Bändern „zu behängen“. Trotzdem tut die 41-Jährige erst seit zweieinhalb Jahren auch hauptberuflich das, was sie ihre „wahre Berufung“ nennt. Für ihr eigenes Label Hoffnungsträger entwirft sie modischen Schmuck, handgearbeitete „Karma-Stücke“, die mit glücksbringenden Symbolen wie Buddha, Peace-Zeichen oder der Hand der Fatima verziert sind.

Den ersten Glücksbringer, eine Kette mit Städte-Anhängern, kreierte sie 2006 für die Fußball-Weltmeisterschaft. In einem Geschäft im Schanzenviertel war sie zuvor auf ihren selbst gemachten Schmuck angesprochen worden, hatte bereits einige Teile dort im Laden verkaufen können. „Dabei hatte ich eigentlich mit Fußball nicht viel am Hut“, sagt sie. Fasziniert von unterschiedlichen Kulturen, die sie auf Reisen kennengelernt hatte, verwendete sie schon damals viel lieber Glückssymbole aus aller Welt. Ihre nächste Reise führt sie nach Asien, und sie freut sich schon auf die Fülle an inspirierenden Eindrücken, aber auch auf Materialien, die sie vor Ort einkaufen kann. Silber, von Hand gefärbte Seide, farbige Halbedelsteine – egal, womit sie gerade arbeitet, alle Stücke entstehen in Handarbeit in ihrem kleinen Atelier in Eimsbüttel. Und auch wenn die bunten Ketten und Bänder perfekt zum Sommer passen, verkauft Alexa Lutz in der kalten Jahreszeit ebenso gut. „Ich selbst trage meine Entwürfe sowieso ständig, sogar beim Duschen“ verrät die Mutter zweier kleiner Kinder. Privater Belastungstest gewissermaßen.

In Holland wird mehr experimentiert

Ein Markt, den sich Alexa Lutz gern erschließen würde, wäre Holland. Vielleicht, weil sie wie Jana Hochmann vom Label Farbgrau weiß, dass die niederländischen Nachbarn noch ein wenig experimentierfreudiger sind. „Die Kunden wagen einfach mehr“, sagt die 31-Jährige, die in Holland Grafikdesign studiert hat. Ein Studium, das dort, wie sie betont, als künstlerische Tätigkeit wahrgenommen wird. Auch Jana Hochmann bastelte erst für sich selbst, bis ihre Idee „entdeckt“ wurde. „Ich arbeitete damals in einer Bürogemeinschaft und nutzte die dort vorhandenen Maschinen, um mir eine Hasenkette zu basteln.“ Eine Kundin wurde darauf aufmerksam, stellte weitere Teile in ihrem Schaufenster aus, und irgendwann schaffte es ein vergoldeter Frosch sogar ins „Zeit“-Magazin. Denn anders als die meisten Kollegen arbeitet die 31-Jährige nicht mit klassischen Materialien, sondern verfremdet lieber spielerisch. Färbt fröhlich die so beliebten Schleich-Tiere ein, hängt Murmeln an Ketten und macht Ohrstecker aus Lego-Teilen. „Man sollte meinen, es seien die Mittzwanziger, die meine Ideen mögen. Aber gerade der Lego-Schmuck ist auch bei etwas älteren Kundinnen sehr beliebt.“ Auch in Großbritannien gibt es mittlerweile Farbgrau-Fans.

Online-Handel gewinnt an Bedeutung

Längst etabliert hat sich die Wahl-Hamburgerin Marjana von Berlepsch, die mit ihren „Noble Accessories“ ständig in den einschlägigen Modemagazinen vertreten ist. Bereits ein Klassiker ist ihr Lederarmband „Mogul“ mit farbenfrohen facettierten Edelsteinen. Einen Namen gemacht hat sie sich aber auch mit filigranen Ketten und opulenten Armreifen. „Mandarine ist meine neue Hauptfarbe in diesem Sommer“, sagt die Designerin. „Besonders stark ist für mich auch der Mondstein, der sich farblich gut mit der aktuellen Sommermode kombinieren lässt.“

Auch wenn die Steine stets eine große Rolle in ihren Kollektionen spielen – aktuell bestimmen Materialien wie weiches Nappaleder, Koralle oder auch Bast die Saison. Auch für die gebürtige Münchnerin bekommt der Onlinehandel immer mehr Bedeutung, ihr nächstes Ziel: ein eigener Premium-Shop bei der Hamburger Design-Plattform Luxodo. Auch Milla Kluch, die vor neun Jahren die Marke „Alles aus Liebe“ gründete, sagt: „Mein eigener Internetshop wird immer wichtiger.“ Damals war Alles aus Liebe bloß der Name der eigenen Boutique in Eppendorf, in der auch Schmuck verkauft wurde. Mittlerweile konzentriert sich die 41-Jährige ganz auf die mädchenhaft-zarten Kreationen, die sie alle in Handarbeit in Blankenese anfertigt. „Da meine Mutter immer schon selbst Schmuck gemacht hat, kannte ich mich auch immer gut mit Steinen und Materialien aus. Das Handwerk habe ich mir nach und nach selbst beigebracht.“ Milla Kluch arbeitet vor allem mit Zangen, gelötet wird nicht. „Wenn ich zum Beispiel für eine Hochzeit Sonderanfertigungen habe, dann arbeite ich auch mit einem Goldschmied zusammen.“

Gerade war die Autodidaktin zur Messe in Paris, hat dort ihre neue Kollektion präsentiert, deren Teile auch für den Abend gedacht sind. Lange Ohrringe, glitzernde Ketten: „Filigrane Stücke sind wieder stärker im Kommen.“ Milla Kluch freut sich besonders, wenn sich Männer für ihre Arbeit begeistern können. „Ich wollte erreichen, dass Männer wieder mehr Schmuck verschenken.“ Der Name „Alles aus Liebe“ mag da hilfreich sein. „Männer, die ihre Gefühle nur schwer ausdrücken können, sind mir dankbar und sagen: Da steht ja schon alles drauf.“ Wie praktisch, dass am kommenden Freitag schon wieder Valentinstag ist.