Für die Straßenplaner sind es eigentlich technisch komplizierte Tunnelkonstruktionen, die im Zuge des A-7-Ausbaus innerhalb der Stadt entstehen werden, um Anwohner vor Lärm zu schützen. Hamburgs Stadtplaner aber wollen diesen Umstand für eine „Stadtreparatur“ nutzen, wie es in der Stadtentwicklungsbehörde heißt. Sie sprechen daher von Deckeln, die Teile der Autobahn quasi unsichtbar machen sollen.

Die Idee: Wo Quartiere vorher durch die Autobahn zerschnitten waren, entsteht nun ein verbindender Grünbereich. Die Stadt zahlt daher einen Teil der Deckel-Kosten selbst, so dass Tunnel und Deckel auch dort gebaut werden können, wo eigentlich nur Lärmschutzwände stehen müssten. Finanziert wird dies mit dem Verkauf von Kleingartenflächen an Wohnungsbau-Investoren. Ursprünglich wollte der Bund einen Deckel in Stellingen und einen weiteren in Bahrenfeld bauen. Durch den Hamburger Beitrag wird es nun auch einen Deckel in Schnelsen geben, und der Bahrenfelder Deckel wird voraussichtlich länger werden.

Insgesamt sind daher nun drei Tunnel samt Deckel in Planung. Am weitesten vorangeschritten sind die Pläne für die Abschnitte Schnelsen (560 Meter) und Stellingen (893 Meter), die voraussichtlich 2018 beziehungsweise 2019 fertiggestellt sein werden. Der längere Deckel (2030 Meter) in Altona könnte 2022 fertig sei. Anders als bei den anderen beiden Deckelbauwerken gab es dafür aber noch keinen Gestaltungs-Wettbewerb.

In Schnelsen wie in Stellingen entsteht auf den Deckeln eine Art Mix aus Parkanlagen und Kleingärten, die von Fuß- und Radwegen durchzogen sind. Dafür soll auf dem Tunnel ein 1,20 Meter starker Boden aufgetragen werden, in dem auch Bäume wurzeln können. Diese Schicht wird aus einem 90 Zentimeter starken, regenwasserdurchlässigen Unterboden und einer 30 Zentimeter dicken Schicht mit nährstoffreichem Oberboden bestehen. Über dem eigentlichen Betondeckel wird eine Dränage dafür sorgen, dass Regenwasser abfließen kann und es im Boden nicht zu Staunässe kommt.

Der Deckel Schnelsen zwischen Heidlohstraße bis zur Auffahrt Schnelsen wird eine Fläche von 29.000 Quadratmetern umfassen, was in etwa vier Fußballfeldern entspricht. Geplant sind dort auf 11.000 Quadratmetern 40 Kleingärten. Die Frohmestraße selbst soll den Plänen zufolge so etwas wie das Herz des grünen Deckels werden: Ein Café sowie freie Flächen für Märkte oder Feste sehen die Pläne dort vor. Die Planer sprechen euphorisch von „Schnelsens neuer grüner Mitte“.

Der Deckel Stellingen zwischen Kieler Straße und Güterumgehungsbahn wird indes rund 50.000 Quadratmeter groß – auch dort sind 40 Kleingärten geplant. Landschaftlich wird das Deckel-Areal laut Stadtentwicklungsbehörde in drei Teile gegliedert: Im südlichen Teil zwischen Kieler Straße und Wördemanns Weg sollen die Kleingärten mit ihren Hütten und Gärten angelegt werden. Nördlich des Wördemanns Wegs sehen die Planer eine große Wiese vor, die Platz für unterschiedliche Freizeitaktivitäten bieten soll. Dieser Wiesenpark geht im nördlichen Bereich im Anschluss an den Wegenkamp in einen naturnahen Baumpark über.

Eine Promenade soll sich zudem über den ganzen Deckel in Stellingen ziehen. Im südlichen Teil begleitet sie die Kleingärten von der Kieler Straße bis zum Wördemanns Weg, schwenkt dort von Westen nach Osten und endet am nördlichen Parkende am querenden Kollau-Wanderweg.

Allerdings: Weil die Autobahn in Altona schon jetzt in einer Art Trog verläuft, wird der Deckel dort wohl tatsächlich einmal als Bauwerk komplett aus dem Blickfeld verschwinden und die Stadtteile wieder verbinden. An den beiden anderen Bauwerken werden Böschungen sichtbar bleiben, in Stellingen wird der geplante Deckel sogar bis vier Meter über das eigentliche Bodenniveau hinausragen, weil der Bund es abgelehnt hatte, eine aus seiner Sicht zu teure Absenkung der Fahrbahn zu finanzieren.

Spaziergänger könnten dort direkt in die Schlafzimmer mancher Häuser im ersten Stock schauen, befürchten Kritiker. Anwohner wehren sich daher noch gegen die aktuellen Pläne.