Ohne die Alster hätte Hamburg früher zu wenig Trinkwasser gehabt, Mühlen nicht betreiben und Baumaterial nicht transportieren können.

Das Birkenwäldchen am Rand von Henstedt-Rhen riecht im Herbst nach Pilzen und im Frühjahr nach nassem Hund. Ein paar Wackersteine markieren den Geburtsort: Eine kunstgeschmiedete Platte stellt eine kurvenreiche Nixe, die Burg aus dem Hamburger Wappen und die Aufschrift "Quellgrund der Alster" dar. Keine 50 Meter weiter überspannt die erste kleine Holzbrücke das Rinnsal, das noch so flach ist, dass ein Dackel hindurchwaten könnte, ohne sich einen nassen Bauch zu holen.

Der Ort entspricht nicht der Bedeutung, die die Alster für Hamburg hat. Ohne die Alster wäre die Stadt keine Metropole geworden. Sie hätte kein Trinkwasser gehabt, keinen Transportweg für ihr Baumaterial, kein Wasser für ihre Mühlen. Und ohne diesen kleinen Bach hätte sie heute auch nicht ihren schönen großen Stadtsee - die Außenalster, die Tausende City-Bewohner und Touristen fasziniert, auf der die Segelboote fahren, die unter dem Feuerwerk des Kirschblütenfestes glitzert. Es stimmt, dass die Elbe und die Hanse Hamburg groß gemacht haben. Aber ohne die Alster als Lebensader wäre es dazu gar nicht erst gekommen. Davon handelt diese Geschichte.

Der Wachtelkönig ruft so, wie er lateinisch heißt: Crex crex. Man kann ihn fast nie sehen, aber hören, diesen Yeti der Oberalsterniederung. "Ich weiß, wie man ihn zum Antworten bringt", sagt Peter Ahlers, holt aus der Hosentasche einen Kamm und raspelt mit dem Fingernagel über die Zinken - genauso klingt der Ruf des Vogels. "Wenn er das hört, wird er ganz aufgeregt und ruft, weil er einen Konkurrenten vermutet." Wir lauschen. Kein Crexcrex. Der Wachtelkönig hält wohl Mittagsschlaf.

Die Oberalsterniederung ist das Kinderzimmer der Alster. Sie zieht sich von der Alsterquelle bis nach Bargfeld-Stegen als weite Senke, durch deren sumpfige Wiesen das kleine Flüsschen mäandert. Vor 12.000 Jahren war diese Senke ein riesiger eiszeitlicher See, der im Osten von einem Gletscher gestaut wurde. Wir stehen auf der kleinen Brücke im Schlappenmoor, vier Kilometer von der Quelle entfernt. Hier ist die Alster erst zwei Meter breit, der Boden moorig braun. Im alten Hochmoor links, wo noch in den 1960er-Jahren Torf gestochen wurde, regieren heute die Frösche und Libellen. An Sommertagen sonnen sich auf dem Sandweg die Schmetterlinge - Tagpfauenauge, Mädesüßfalter und sogar Landkärtchen. 2004 wurde die Niederung als drittgrößtes Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins ausgewiesen. Und deshalb kennt sich Peter Ahlers vom Naturschutzbund (Nabu) hier genau aus. Jedes Jahr Ende April zählt er hier mit rund einem Dutzend Mitstreitern die Wiesenvögel - auf 900 Hektar ein mühseliges Unterfangen.

Ein Paradebeispiel ist der Große Brachvogel, der mit einem anschwellenden "chrrrüi chrrrüi" um Partnerinnen balzt. 1985 gab es in der Oberalsterniederung noch etwa 25 Brutpaare. "Dieses Jahr war das Ergebnis schwach", sagt Ahlers. "Ich würde sagen, wir haben sieben bis acht Paare." Weil der Brachvogel im hohen Gras brütet, sind seine Gelege stark gefährdet. Aber nur besonders geschützte Wiesen dürfen von April bis Juni nicht geschleppt oder gemäht werden, um die Gelege nicht zu zerstören. Der Brachvogel steht ebenso auf der Roten Liste wie der Wachtelkönig, von dem die Nabu-Beobachter ab der zweiten Maihälfte immerhin fünf bis sieben Rufer gehört haben. Mit Erfolg behauptet sich aber neben Wollgras, Glockenheide und Moorlilie das seltene Breitblättrige Knabenkraut. Mehr als 4077 Exemplare der Orchideenart haben die Naturschützer in diesem Mai gefunden.

Ist dieses Rinnsal aber nun wirklich der Quellfluss der Alster? Auf der ältesten kartografischen Darstellung des Alsterlaufs, 1588 angefertigt von Lorenz Petersen, entsteht die Alster erst bei Stegen aus der Alten Alster - einem Bach, der im Nienwohlder Moor entsprang - und einem schwächeren Zufluss von Henstedt-Rhen her. Noch 1652 bezeichnet der Historiker und Kartograf Caspar Dankwerth die Alster als "namhaften Fluss" mit "zweyen Armen" oberhalb von Stegen.

Warum man sich schließlich für die Henstedter Alster als Quellfluss entschied, hat der Topograf und frühere Hamburger Baudirektor Wilhelm Melhop 1932 in seinem Standardwerk "Die Alster" beschrieben: Zu Beginn des 16. Jahrhunderts beim Bau eines Kanals zur Trave sei die Alte Alster "als selbstständiger und natürlicher Wasserlauf größtenteils verschwunden". Danach hatte der Henstedter Zufluss "die stärkste Wasserführung", die den Wasservorrat der Alster beständig ergänzt.

Bargfeld-Stegen im Kreis Stormarn ist ein beschauliches 3000-Seelen-Dorf, Sitz eines psychiatrischen Krankenhauses und eines großen Biohofs der Stiftung Alsterdorf mit Kühen, Schweinen sowie glücklich freilaufenden Hühnern. Wenige Hundert Meter hinter dem Hofcafé mündet in die Alster das, was von der Alten Alster heute noch übrig ist - ein schmaler, zunächst schnurgerader Graben, der dann nach Nordosten abknickt.

Stegen ist ein wichtiges Stichwort in der Geschichte Hamburgs und der Alster. Vor 707 Jahren nämlich geschah etwas Ungewöhnliches. Die Stadt Hamburg, die um das Jahr 1300 etwa 5000 Einwohner hatte, war längst von der Alster abhängig. Sie wuchs. Und sie brauchte das Alsterwasser nicht nur zum Antrieb ihrer Mühlen, sondern als Transportweg für Holz, Steine, Korn und Kohle. Schon 1246 hatte sich Hamburg das Nutzungsrecht des Flusses von den Grafen von Schauenburg in Holstein gesichert, zu deren Lehen die Alster gehörte. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kaufte es den Grafenbrüdern die gesamte Alster bis Stegen ab. "Darüber wurden 1306, 1309 und 1310 drei Verträge geschlossen, inhaltsgleich in mittelalterlichem Latein", sagt der Buchautor und Alsterexperte Volker Looks. "Dass eine Stadt einen Fluss außerhalb ihres Hoheitsgebiets kaufte, war historisch ein einmaliger Vorgang." Insgesamt 1050 Hamburger Mark zahlte die Stadt dafür. Das war damals eine ungeheure Summe - mehr als sie für den Erwerb der Dörfer Fuhlsbüttel, Langenhorn, Eimsbüttel und Eppendorf (984 Hamburger Mark) ausgab. So viel war ihr die Alster wert.

Wie weitsichtig der Kauf war, sollte sich schnell zeigen. Zehn Minuten Fußweg von Gut Stegen entfernt weist ein Schild an der Alten Alster auf die Reste der "Burg Stegen" hin. Auf einem kleinen Hügel ist das Oval aus Grundmauern unter wild wuchernden Brombeeren mehr zu ahnen als zu sehen (wer einen Blick darauf werfen möchte: http:// instant-trout-company.de/Bodendenk male/burgstegen.html). Die Burg, die 1302 erstmals schriftlich erwähnt wurde, lag strategisch ausgesprochen günstig. Der Burgherr kontrollierte den Zusammenfluss von Alter Alster und Henstedter Alster und damit auch die Wassermenge, die nach Hamburg floss. Und das war dummerweise Johann von Hummersbüttel - ein waschechter Raubritter.

Erstens überfiel er immer wieder Kaufleute, die gen Hamburg zogen, und presste ihnen Geld ab. Zweitens baute er einen Damm durch die Alster und staute sie damit auf. Das konnte sich Hamburg nicht bieten lassen. Städtische Soldaten belagerten die Burg Stegen 1347 zusammen mit den holsteinischen Grafen zunächst erfolglos. Erst im Juli 1348 gelang es dem Dänenkönig Waldemar IV., Ritter Johann den Abzug und die Aufgabe der Burg abzuringen. Johann ging nach Dänemark, Burg und Damm wurden geschleift.

100 Jahre später hatte Hamburg bereits mehr als 16.000 Einwohner. Der Warenaustausch zwischen Nord- und Ostsee und der Handel mit Osteuropa blühten, und der damalige Hamburger Bürgermeister Detlev Bremer - genannt "der Tollkühne" - hatte den ehrgeizigen Traum eines Kanals von der Alten Alster zur Trave nach Lübeck. 1448 begann der Bau, der vier Jahre später aus Geldmangel unterbrochen werden musste und 1526 wieder aufgenommen wurde. Von Stegen führte der Kanal bis zur Norderbeste bei Sülfeld über die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. "Das gesamte Alstertal wurde dadurch zu einer gigantischen Baustelle, auf der Tausende Menschen arbeiteten", sagt Volker Looks. Überall am Alsterlauf entstanden neue Schleusen - um 1448 die Wulksfelder, die Wohldorfer und die Fuhlsbütteler Schleuse, zwischen 1527 und 1529 die Sandfelder, Rader, Heidkruger, dann die Mellingburger und die Poppenbütteler Schleuse. Als der Alster-Trave-Kanal 1529 fertig gebaut war, mussten die ersten Lastkähne auf den 91 Kilometern Wasserweg von Hamburg nach Lübeck insgesamt 23 Schleusen passieren. Die Reise dauerte zwei Wochen.

Aber immer wieder rutschten die Böschungen des Kanals ab, "die wasserbaulichen Fähigkeiten waren damals noch nicht so weit entwickelt", sagt Volker Looks. Das Jahrhundertprojekt, eine Endlosbaustelle wie die Elbphilharmonie, musste 1550 nach nur rund 20 Jahren Betrieb eingestellt werden. Die Quelle der Alten Alster war verbaut worden, und damit war sie als Quellfluss Geschichte.

Und das Grundproblem der Hamburger Wasserversorgung war immer noch nicht gelöst - denn jetzt stritt sich Hamburg mit Dänemark um die Henstedter Alster, an der es noch keine Rechte hatte. Sie war häufig verstopft, sodass zu wenig Wasser bei Hamburgs Mühlen ankam. Erst mit dem Gottorper Vergleich 1768 wurde der Streit mit Dänemark beigelegt.

Kaum jemand kennt sich mit der Historie der Alsterschifffahrt so gut aus wie Ferdinand Ziesche. Der pensionierte Ingenieur und Vorsitzende des Alstervereins hat im Museum im alten Torhaus Wellingsbüttel dazu sogar einen eigenen Ausstellungsraum gestaltet. "Die Transporte zwischen Stormarn und Hamburg dienten fast ausschließlich der Versorgung der Stadt mit Brennholz, Torf, Ziegeln und Steinen", sagt Ziesche. Die Alsterschipper bildeten eine Bruderschaft, ähnlich einer Gilde.

Als Spaziergänger auf dem Alsterwanderweg zwischen Rade und Poppenbüttel fragt man sich heute: Wie haben die das gemacht? Gerade im Sommer ist das Wasser kaum 40 Zentimeter tief. Kanufahrer müssen ihr Boot oberhalb der Mellingburger Schleuse stellenweise tragen. Nördlich von Wulksfelde werden die Kurven der Alster zu eng für einen 20-Meter-Kahn, bei Rade mäandert die Alster durch ein uriges Urstromtal mit verrottenden Baumhindernissen. Acht der zehn alten Alsterschleusen von Kayhude-Ehlersberg bis zur Rathausschleuse sind nur noch Wehre, selbst die Fuhlsbütteler Schleusenkammern werden gerade zurückgebaut. Die Oberalster entwickelt sich zurück zu einem Naturgewässer.

"Bis Anfang des 20. Jahrhunderts sahen Fluss und Ufer noch anders aus", sagt Ziesche. "Hamburgs Holzhunger hat an den Ufern zu einem ungeheuren Kahlschlag geführt." Das Holz wurde verladen oder geflößt. Auf Fotos von 1890 stehen im weiten Umkreis der Poppenbüttler Schleuse weder Baum noch Strauch. Auf einem alten Stich von 1850 staken zwei Schiffer ihren Kahn bei Wulksfelde durch baumloses Land. Heute ist das Ufer bewaldet.

Von der Quelle bis zur Mündung in die Elbe fließt die Alster 28 Höhenmeter hinunter. Die vielen Schleusen dienten dazu, diesen Unterschied zu überbrücken und von Station zu Station genug Wasser aufzustauen. Ein Kahn, der flussabwärts zur Elbe unterwegs war, fuhr aus der Schleusenkammer mit der Flutwelle in das "Unterwasser". Flussaufwärts musste er in der Schleusenkammer erst warten, bis genug Wasser eingeströmt war, um auf gleicher Höhe ins Oberwasser zu staken. Das dauerte Stunden. Noch im Jahr 1860 haben laut Schleusenbuch 154 Lastschiffe und sechs Holzflöße die Poppenbütteler Schleuse passiert. Das letzte Oberalsterlastschiff wurde erst 1943 abgewrackt.

Im Wellingsbütteler Torhaus sind Alltagsgegenstände der Oberalsterdörfer aus vielen Jahrhunderten zu begucken - neben Bügeleisen und Brautmode auch vorgeschichtliche Steinmesser und scharfe Steinabschläge aus einer Zeit, als nur eine Handvoll Clans an den Alsterufern jagte und fischte.

"Man muss sich das so vorstellen: Vor 14.500 bis 12.000 Jahren wurde es wieder wärmer, die Gletscher schmolzen, in Norddeutschland wuchs wieder Wald auf", sagt Ingo Clausen, Leiter des Archäologischen Landesamts in Neumünster. "Der Alsterlauf war seit 12.000 Jahren hoch frequentiert. Die mittelsteinzeitlichen Jäger lagerten an den Flüssen, sie folgten dem Wild, lebten von Brutgelegen, Fischen und Haselnüssen. Es gab Hunderte Aufenthaltsorte in Alsternähe, an denen wir Pfeilspitzen und Knochen gefunden haben. Diese Wildbeuter bauten noch keine Häuser, säten auch keine Pflanzen und hatten keine Reichtümer - aber schon Hunde."

Um 4000 vor Christus drangen aus Niedersachsen und Mitteldeutschland allmählich neue Kulturtechniken über die Elbe, etwa der Anbau von Kulturpflanzen und die Haustierhaltung von Schafen und Rindern. "Diese Entwicklungsimpulse sesshafter Menschen wanderten quasi die Alster aufwärts", sagt Clausen. Erste Topfscherben zeugen von handwerklichem Geschick. Seit der Jungsteinzeit häuften sich an der Alster auch Großgräber der Megalithkultur. Eines davon befindet sich im Wald bei Rade: ein sogenanntes Langbett, 139 Meter lang und zwölf Meter breit, erbaut um 3700 vor Christus. Es wurde im Mai 1952 entdeckt. Viele dieser begehbaren Mausoleen, in denen vermutlich Häuptlinge bestattet wurden, haben Jahrtausende überdauert und wurden erst im 18. Jahrhundert zerstört, als Steine für den Straßenbau gebraucht wurden. Ein paar Schritte entfernt gibt es noch unberührte Bronzezeitgräber. Für Archäologen wie Clausen ist die Alster "kein Troja, aber ein ergiebiges Grabungsgebiet".

"Befördrer vieler Lustbarkeiten, / Du angenehmer Alsterfluß! / Du mehrest Hamburgs Seltenheiten / Und ihren fröhlichen Genuß", schrieb der Hamburger Dichter Friedrich von Hagedorn (1708-1754) in seinem Gedicht "Die Alster".

1190 war unter dem Grafen Adolf III. von Schauenburg der große Alstersee mit einem Damm angestaut worden, um eine Kornmühle in der Nähe des heutigen Jungfernstiegs zu betreiben. Dieser große Mühlenteich wurde erst in Binnen- und Außenalster geteilt, als die Stadt 1616 bis 1624 neue Befestigungsanlagen baute. Beide waren bei den erholungswilligen Hamburgern sehr beliebt. "In treibenden Nachen" fuhren sie schon zu Hagedorns Zeiten hinaus nach Uhlenhorst oder Harvestehude, wo Gasthäuser zum Rasten einluden und wo die Ufer "ein Gang von Linden" zierte, "in dem wir holde Schöne sehen, die dort, wenn Tag und Hitze schwinden, entzückend auf und nieder gehen".

Was Hagedorn als Dichter beschrieb, kennt Diplomgeograf Dieter Ackermann von einer anderen Seite: Er ist beim Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) für den Warndienst Binnenhochwasser verantwortlich. Die Alster und ihre rund 20 Zuflüsse entwässern zusammen ein gewaltiges Einzugsgebiet von 580 Quadratkilometern zur Elbe hin, sagt er. Während der tideabhängige Wasserstand der Elbe zwischen NN - 1,5 und NN + 2,1 Meter schwankt, sind es auf der Außenalster oberhalb der Rathausschleuse NN + 3 Meter. "Diesen Wasserstand versuchen wir bis zur Fuhlsbüttler Schleuse konstant zu halten, weil er den Erfordernissen der Alsterschifffahrt und den Interessen der Anwohner entspricht", sagt Ackermann. Nördlich der Poppenbütteler Bäckerbrücke beträgt der Wasserstand dann normal NN + 8,50, das entspricht hier einer Wassertiefe von 50 Zentimetern. Vor zwei Wochen aber standen die Ufer des nördlichen Alstertals wieder unter Wasser, ebenso wie am 6./ 7. Februar 2011. Nach tagelangen starken Niederschlägen hatten sich die Böden vollgesogen und konnten kein Wasser mehr aufnehmen. Dann kann der Messpegel an der Bäckerbrücke um mehr als zweieinhalb Meter steigen, der bisher höchste Wert betrug NN + 11,18.

Um die Anwohner über solche Hochwasserstände und die drohenden Gefahren zu informieren, hat der LSBG den Warndienst Binnenhochwasser Hamburg eingerichtet (www.wabiha. de). Experten erwarten, dass solche Binnenhochwasser auch in der Metropolregion Hamburg zunehmen, wenn es im Zuge der Klimaerwärmung zu häufigeren Starkregenfällen kommt. Hamburgs Behörden müssen daher "vorbeugenden Hochwasserschutz" betreiben - Rückhalteräume für das Niederschlagswasser ausweisen und Überschwemmungsgebiete gebäudefrei halten.

Die oberste Wacht über die Alster haben heute die Schleusenmeister der Schaartorschleuse, da, wo der Fluss in die Elbe mündet. Sie können auf ihren Monitoren die Pegelstände der Elbe und auch die der Alster oberhalb der Fuhlsbütteler Schleuse überblicken.

Wenn auf der Oberalster Hochwasser ist, werden die Wehranlagen der Fuhlsbütteler Schleuse voll geöffnet, sagt Peter Schröder, Leiter des Fachbereichs Wasserwirtschaftliche Anlagen beim LSBG. Aber selbst wenn die Flutwelle in den Ratsmühlenteich rauscht, erhöht sich dessen Pegel nur unwesentlich - "weil das Wasser in die Breite gehen kann. Danach läuft die Flutwelle durch die breiten Alsterkanäle in die Außenalster und geht noch mal in die Breite. Was an der Rathausschleuse schließlich ankommt, ist maximal noch NN + 3, das entspricht dem üblichen Wasserstand der Binnenalster."

Hinter der Rathausschleuse, im Alsterfleet, muss der Wasserstand noch einmal um 1,40 Meter abgesenkt werden, das letzte Gefälle zur Elbe hin. An diesem Vormittag zeigt der Monitor von Mitarbeiter Dieter Kroll: Alsterfleet NN+ 1,62; Elbe NN + 2,40; Außenalster NN+ 2,87. Alles im grünen Bereich.

Die Schaartorschleuse ist Teil der Deichsicherungslinie an der Elbe. Die drei Pumpen ihres Schöpfwerks können überschüssiges Alsterwasser in die Elbe drücken, und zwei Torsysteme halten Elbhochwasser von der Alster fern. "Wir können gegen eine Fünf-Meter-Wassersäule auf der Elbe anpumpen", sagt Schröder, "sogar dann, wenn durch starke Niederschläge gleichzeitig Hochwasser auf Elbe und Alster herrschen."

Zu Peter Schröders Aufgaben gehört es auch, die Alster schiffbar zu halten. Die Alsterdampfer brauchen eine Tiefe von mindestens 1,40 Metern, um auch in den Kanälen von Uhlenhorst, Barmbek und Alsterdorf genug Wasser unter dem Kiel zu haben. Durch ihre Schrauben verwirbeln sie Sedimente, herabfallendes Laub bildet Ablagerungen, die nicht weggeschwemmt werden, weil das Wasser hier fast still steht. Deshalb muss hin und wieder der Bagger kommen.

Von all dem sieht man nichts, wenn man den Alsterwanderweg entlangspaziert. Oder wenn man mit Picknickkorb eine Kanufahrt auf der Alster macht und die Seele baumeln lässt. Dichter Hagedorn brachte genau auf den Punkt, welche unterschiedlichen Werte die Alster und die Elbe für die Hamburger hatten und immer noch haben:

"Der Elbe Schiffahrt macht uns reicher; / Die Alster lehrt gesellig sein! / Durch jene füllen sich die Speicher; / Auf dieser schmeckt der fremde Wein."