Eine Tafelspitze nach Art Sir Peter Ustinovs oder eine Anzüglichkeit von Inge Meysel: Was Oberkellner Rudolf Nährig in einem Buch verrät.

Sir Peter Ustinov

Sir Peter Ustinov war mit einigen Gästen zum Mittagessen verabredet. Da wenig Zeit war - es sollten hinterher gleich wichtige Gespräche stattfinden -, hatte man sich für ein vorbestelltes Menü entschieden. Eine Gemüsesuppe und danach Wiener Tafelspitz. Die Suppe ist gegessen, es kommt der Tafelspitz. Einer der Gäste isst nur Kartoffeln und Gemüse und würdigt den schönen Tafelspitz keines Blickes. Als Ustinov das sieht, fragt er seinen Gast: "Schmeckt Ihnen das Fleisch denn nicht?" "Nein", antwortete der Gast, "durch eine fleischlose Ernährung möchte ich mein Leben verlängern." "Komisch", gab Ustinov zurück, "und ich dachte immer, euch Vegetariern macht es Spaß, ins Gras zu beißen."

Roger Whittaker

In Hotels werden in den Zimmern immer irgendwelche Hochglanzmagazine ausgelegt, aus denen die Gäste erfahren können, was in der jeweiligen Stadt gerade "los" ist. So auch im Hotel Vier Jahreszeiten. In einer dieser Zeitschriften befand sich auch ein Interview mit mir. Die letzte Frage der Journalistin war: "Haben Sie in Ihrem Beruf noch einen ganz besonderen Wunsch? Was wäre für Sie noch ein Erlebnis, das Sie erfreuen würde?" Da ich ein Liebhaber schöner Autos bin und die Produkte der englischen Nobelmarken für mich reinste Kunstwerke sind, antwortete ich spontan: "Einmal im roten Rolls-Royce von Roger Whittaker um die Alster zu fahren." Da das Interview in englischer Sprache geführt wurde und ich ein miserables Englisch spreche (wie habe ich mich nur mein ganzes Berufsleben damit durchmogeln können?), verstand die gute englische Journalistin, mein schönstes Erlebnis sei es gewesen, mit dem Rolls-Royce von Roger Whittaker um die Alster zu fahren.

Einige Tage später kam der bekannte Sänger selbst in den Grill, um "seine" Hummercreme, sehr rot, sehr große Portion, zu schmausen. Mit strahlenden Augen berichtete er mir: "Sie stehen in der Zeitung, die auf meiner Suite liegt. Da ist ein Gespräch mit Ihnen abgedruckt." - "Ja", sagte ich, "nur leider stimmt nicht, was drinsteht, die Zeitungsdame hat mich falsch verstanden." - "Doch", erwiderte er, "gleich stimmt es", und zeigte durch das Fenster auf die Straße. "Draußen steht mein Chauffeur mit dem roten Rolls-Royce, da steigen Sie jetzt ein, fahren um die Alster, und alles ist in Ordnung." Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: "Es muss aber heute geschehen, weil ich in den nächsten Tagen einen neuen Rolls-Royce bekomme, und der wird blau sein." Lächelnd schloss er: "Und wir wollen ja die ganze Wahrheit und nicht die halbe."

Inge Meysel

Schon wenn sie das Restaurant betrat, erregte sie die Aufmerksamkeit der anderen Gäste. Nicht allein weil sie eine bekannte Schauspielerin war, nein, vor allem auch weil sie sehr klein war und deshalb Kopf und Gesicht stets hoch nach oben reckte. Sie war so gut wie nie ohne Hut zu sehen. Meist war es ein Strohhut mit irgendwelchen Kirschen, Früchten oder Blumenbüscheln drauf. Je nach Jahreszeit.

Einmal offerierte ich ihr ihre Lieblingsspeise: Steinbutt im Sud mit etwas geschmolzener Butter, zwei Kartoffeln und ein wenig Gemüse dazu. Ein Glas Wein musste es auch sein. Sie schaute mich mit ihrem Zehntausend-Falten-Gesicht zutraulich an und meinte: "Beim Wein verlasse ich mich ganz auf Sie."

Zum Fisch? Da dachte ich an einen trockenen Weißen: Grauburgunder. "Bitte, probieren Sie", bot ich ihr an. Die dürren Hände ergreifen leicht zitternd das Glas. Ein prüfender Blick, ein Probierschluck. Gesichtszüge verzerren sich zur Grimasse, der Mund hebt sich beinahe aus dem Kiefergelenk. "Iiihh!", sagt sie so laut, dass es alle an den Nebentischen hören, "Sie machen ja eine Jungfrau aus mir, da zieht sich bei mir alles zusammen." Ich verstand nicht sofort, was die gnädige Frau meinte, sagte dann aber gleich: "Dann wären Sie wohl in Hamburg die einzige Jungfrau in Ihrem jugendlichen Alter." Da lachte die Mutter der Nation laut und sehr herzlich. Man hatte ihren etwas derben Humor verstanden.

Ulrich Tukur

Zwischen dem mittlerweile sehr berühmten Schauspieler Ulrich Tukur und mir hat sich im Laufe von circa 20 Jahren eine regelrechte Freundschaft entwickelt - zumindest so weit eine Freundschaft mit Schauspielern überhaupt möglich ist.

Ulrich beabsichtigte eines Tages, mit seiner damaligen Freundin Katharina John im Grill zu Abend zu essen. Dafür habe ich seinen Lieblingstisch, auf der Empore versteckt, reserviert. Und seine Lieblingsspeisen wurden vorbereitet. Es gab da nicht viele Möglichkeiten. Immer das Gleiche: Beefsteak Tatar. Das musste sein. Danach gab's auch noch ein Hauptgericht. Gebratene Vierländer Ente für zwei. Eine bevorzugte Speise von Katharina. Eine Flasche guter Bordeaux war schon geöffnet. Das Beefsteak Tatar wurde gebracht, und ich begann es zuzubereiten. Katharinas und Ullis Augen glänzten. Nach dieser opulenten Vorspeise mit vielem und gutem Rotwein kam die gebratene Ente. Knusprig, braun und brutzelig. Die Stimmung war bestens.

Während des Verzehrs des gebratenen Federviehs wurde auffällig weniger vertraulich gesprochen. Ganz im Gegenteil, die Stimmen wurden immer lauter und ärgerlicher. Die Gäste an den umliegenden Tischen wurden schon aufmerksam. Inzwischen erkannte man auch den Schauspieler. Fragende Blicke - was ist los? Ein Oberkellner muss immer eine passende Antwort bereithaben. "Wie Sie bemerkt haben, sind es Schauspieler. Sie haben in Bälde eine Premiere von ,Wer hat Angst vor Virginia Wolf?', dafür proben sie sogar während des Essens. Kunstbesessene." Ob man mir das geglaubt hat, weiß ich nicht. Ich habe es schließlich selber auch nicht geglaubt. Die Auseinandersetzung wurde immer heftiger, bis Katharina aufgelöst und unter Tränen den Tisch verließ. Sie rief noch: "Jetzt gehe ich in die Elbe und ertränke mich." Worauf Ulli in derselben Tonlage antwortete: "Geh lieber in die Alster, weil bis zur Elbe überlegst du es dir doch wieder anders."

Ja, sie überlegte es sich wirklich anders, indem sie weder in Elbe noch Alster, sondern nach Hause ging und auf Ulli wartete. Er kam mit einer Flasche Rotwein in der einen Hand und einem Blumenstrauß, den ich ihm schnell aus unserer Gärtnerei besorgt hatte, in der anderen sowie den liebevollsten Blicken in den smaragdgrünen Augen. Das nennt man taktische Schadensabwendung.

Heute sind die beiden längst verheiratet und ein glückliches Paar.

Roman Herzog

Es ist oftmals schwierig, die richtige Anrede für bestimmte Personen, etwa die Inhaber - oder ehemaligen Inhaber - hoher Ämter, zu finden. Wie zum Beispiel im Fall einer Begegnung mit einem deutschen Bundespräsidenten a. D. Roman Herzog war zusammen mit seiner Frau, der Baronin von Berlichingen, zum Abendessen avisiert. Herzog kommt in den Grill, die Baronin hinterdrein. Er im grauen Anzug, dazu weißes Hemd, unauffällige Krawatte. Die Baronin im eleganten Designerkostüm. Eine Dame par excellence. Als beide Platz genommen haben, nehme ich alle Courage zusammen und stelle Herzog jene Frage, die mir schon lange auf die Seele drückt: "Wie, verehrter Herr, darf ich Sie ansprechen?" "Herr Präsident, Herr Doktor oder nur Herr Herzog - so ganz ohne Titel."

Er merkte, dass es mir als echtem und rechtem Wiener gar nicht gefiel, ihn so ganz nackt, ohne Titel oder akademischen Grad, anzusprechen, und so tat er mir den Gefallen hinzuzufügen: "Also, wenn Sie mir schon unbedingt einen Titel verpassen wollen, dann sagen Sie einfach Professor zu mir." Mit dem kleinen Nachsatz: "Das ist nämlich das Einzige, wofür ich wirklich etwas getan habe."

Ja, dachte ich, das passt zu ihm. Die Bescheidenheit in Person. Das ist wahre Größe!

Max Warburg

Ein Abend vor über 30 Jahren. Meine Anfangszeit im Grill. Es ist schon spät. Dreiviertel eins in der Nacht. Die drei feinen Herren im eleganten Nadelstreif sitzen immer noch bei höchst angeregtem, nimmer enden wollendem Gespräch. Stammgäste seit vielen Jahren. Einer davon seit Generationen. Es wird viel Kluges diskutiert und viel Gutes getrunken. Im Gegensatz zu den Gästen werde ich allmählich müde.

Endlich das rettende Signal: "Die Rechnung bitte." Gewünschtes Papier kommt und bleibt unbeachtet am Tisch liegen. Keiner der Herren macht Anstalten, den Betrag zu begleichen. Der "Zahlteller" wird von links nach rechts gerückt und wieder zurück. Ein jeder versucht ihn dem anderen zuzuschie- ben, in der Hoffnung, er werde sich der nicht unbeträchtlichen Summe erbarmen. Doch nein, nichts, keiner ist gewillt - oder fähig? -, den schnöden Mammon auf den Tisch zu legen. Aus dem Augenwinkel beobachtend sehe ich, dass jeder möglichst unauffällig, die anderen sollen es nicht merken, in seiner Brusttasche nach dem Portemonnaie oder zumindest ein paar Geld- scheinen sucht. Erfolglos. Keiner wird fündig.

Mir wird etwas bang, weil ich erst kurz im Hotel beschäftigt bin und die Herren nicht so gut kenne. Lediglich der dunkelhaarige, charismatische, adrette Bankier Max Warburg ist mir persönlich bekannt. Er war schon des Öfteren mit seinem Vater im Restaurant zu Gast und ist eine sehr honorige Persönlichkeit der Stadt. Mein Gedanke: Wenn sich wirklich gar niemand zum Zahlen findet, werde ich mich an den halten. Er ist Bankier, und Bankiers - dachte ich damals - haben immer Geld. Endlich das erlösende Wort von Herrn Warburg. Erlösend, auch wenn es mich endgültig in den Abgrund stürzt: "Herr Ober, wir haben kein Geld." Na, wenigstens hatte er "Herr Ober" gesagt.

Ja, dachte ich damals, das ist feine Hamburger Noblesse. Beruhigte mich fürs Erste. Anschließend fragte er: "Könnten Sie mir die Rechnung ins Bankhaus Warburg schicken?" Dann zog er einen edlen Füllfederhalter aus der Tasche und sagte: "Ich werde sie unterschreiben und mit Anschrift versehen." Er sprach so vertrauensvoll, dass ich spürte: Keine Panik, es geht alles gut. Auch mit einem Bankier, der kein Geld hat.

Iris Berben

Dunkles, nicht sehr kunstvoll frisiertes Haar, so steht sie am Eingang des Restaurants. Wartend, die Miene ohne jede Ungeduld. Den fragenden Oberkellner - mich - freundlich anlächelnd: "Guten Abend, wie geht es Ihnen? Ich freue mich, Sie wiederzusehen." Dass diese Begrüßung, dieses Fragen keine Floskeln sind, merkt man beim ersten Ton.

Warum sie denn allein komme und nicht mit Freunden und Bekannten zusammen abendessen gehe? Eine fast allzu neugierige Frage, die ich mir nur zu stellen erlaube, weil ich Frau Berben schon lange kenne und, wenn man so sagen kann, eben die Chemie zwischen uns stimmt. Ihre Antwort: "Allein kann ich hingehen, wo ich will, essen, was ich möchte, und vor allem reden, wann ich will und mit wem ich will. Heute kann ich mit Ihnen ein wenig plaudern, darüber freue ich mich."

Und ich mich erst!

Das Mahl ist beendet, sie möchte nun gehen. Ich begleite sie zur Tür. Es gibt ein Küsschen nach französischer Art für mich. Als Oberkellner sagt man Gästen gerne was Nettes. Es freut jeden Gast. Auch dann, wenn er weiß, dass es nicht ganz stimmen kann. Auch dieser Dame wollte ich etwas Nettes sagen, und diesmal sollte es durch und durch ehrlich sein. "Liebe Frau Berben, nun kenne ich Sie schon so viele Jahre, aber ich muss feststellen, Sie haben sich kaum verändert, keinerlei Altersspuren sind in Ihrem Gesicht zu finden."

Sie lächelt, charmant, wie man es besser nicht kann, und sagt: "Das ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie mir das sagen, aber kommen Sie morgen früh um halb sieben in mein Zimmer, dann können Sie eine alte Frau sehen."

Dann mal gute Nacht.

Loriot

Auch Vicco von Bülow, genannt Loriot, habe ich sehr gerne bedient. Er war ein großer Liebhaber unseres wohlschmeckenden Vanilleeises. Besonders die vielen schwarzen Punkte darin liebte er. Als ich ihm einmal das Eis servierte, warf er einen leicht unzufriedenen Blick auf die beiden einsam in der Silberschale liegenden Kugeln. Ich bemerkte sein bekümmertes Gesicht und fragte: "Fehlt etwas?" Etwas zaghaft erwiderte er: "Glauben Sie, ich sollte vielleicht ein bisschen Schlagsahne draufhaben?" Wie aus der Pistole geschossen antwortete ich: "Ja natürlich, wir sind ja kein Kurhotel!" Da habe ich ihn einmal zum Lachen gebracht.

Vladimir Horowitz

Von dem begnadeten Pianisten Vladimir Horowitz wollte ich gern ein Autogramm haben. Auch hatten einige Freunde, als sie erfuhren, dass Horowitz für einige Wochen im Vier Jahreszeiten wohnen würde, bei mir denselben Wunsch geäußert.

Begleitet wurde der große Tastenvirtuose von seiner Frau Wanda, der Tochter des legendären Dirigenten Arturo Toscanini. Eine Frau, die wusste, was sie wollte. Letzteres wusste auch der Meister; und er richtete sich so weit wie möglich danach.

Meist kam er am frühen Abend, nach der Nachmittagsprobe, um Hühnersuppe und Seezunge zu essen. Die gute, energische Wanda war auch sehr streng, wenn es um Autogramme ging. Er durfte höchstens zwei pro Tag geben. Warum nur zwei? Man weiß es nicht. Ich aber hatte in einem Versteck sechs Schallplattenhüllen vorbereitet. Eines Tages sitzt Horowitz um circa drei Uhr nachmittags in der Hotelhalle. Allein! Oh, denke ich, nutze die Gunst der Stunde. Baue mich also mit den Hüllen unterm Arm und einem Sonntagslächeln im Gesicht vor dem Meister auf und trage mein Anliegen vor. Er schaut mich mit seinem verschmitzten Alltagsblick an und fragt: "Wo ist meine Frau?" Ich antworte: "Beim Friseur." Er: "Wie lange noch?" Ich: "Sie wird grade kopfgewaschen." - "Geben Sie her!", sagt Horowitz hastig. "Was bekomme ich als Gegenleistung für die Autogramme?" - "Eine Hühnersuppe mit viel Fleisch drin", sage ich prompt. "Für Hühnersuppe", entscheidet der Meister, "gibt's nur drei Autogramme." - "Gut", sage ich, "dann noch zwei Seezungenfilets extra." - "In Ordnung", antwortet der Meister, "dafür schreibe ich sogar Ihren Namen dazu."

Na, das war nun wieder nicht ganz so gut, es sollten ja auch welche für Freunde sein, die Franz und Karl hießen. Dennoch bedankte ich mich rasch und verschwand hastig mit den Platten, denn um die Ecke hörte ich schon Wandas zielstrebige Schritte.

Keine guten Töne. Unheil verkündend.

Eric Jacobson

Das Hotel sollte wieder einmal eine neue Innenansicht bekommen. Es wurde ein Architekt gerufen. Eric Jacobson. Sein Büro befand sich gleich um die Ecke. Praktisch. Herr Jacobson kam, um dem damaligen Direktor des Hotels, Gert Prantner, einen Vorschlag zu machen, ihm aufzuzeigen, welche Möglichkeiten der Gestaltung es gab, um wieder neue und mehr Gäste zu gewinnen. Man hatte sich für den Nachmittag verabredet. Der Architekt war etwas eher vor Ort. Während der Wartezeit geht er, etwas unruhig, in der Hotelhalle auf und ab. Schaut mit prüfendem Kennerblick in den prächtigen Raum und sieht auf dem Flügel eine Brokatdecke. Diese Brokatdecke liegt glatt ausgebreitet auf dem lang gestreckten Tasteninstrument. Das gefällt dem Herrn Architekten überhaupt nicht. Erste Veränderung. Die Decke wird in barocke Falten gelegt und kunstvoll auf dem Pianoforte drapiert. Ein wohlgefälliger, zufriedener, fachmännischer Blick, der besagt: Ja, so ist es richtig. So muss es sein.

Direktor Prantner, eine stattliche, charismatische Persönlichkeit, trifft ein, und man geht sich entgegen. Nach der Begrüßung in der Vorhalle beginnt der Rundgang. Am Ende der Besichtigung aller eventuell neu zu gestaltenden Gasträume kommen die beiden Herren wieder zurück und am Flügel vorbei. Herr Prantner sieht die in Faltenwurf gelegte Brokatdecke, wirft einen kurzen, etwas befremdeten Blick darauf und geht weiter. Zwei Schritte später hält er inne, dreht sich um, sieht die Decke erneut kritisch an, zieht sie mit beiden Händen glatt, während er hörbar ärgerlich murmelt: "Welcher Idiot hat denn die Decke so scheußlich hingewurschtelt?" Dabei schaut er den Architekten an und fährt fort: "Finden Sie nicht auch, dass sie schön ausgebreitet viel besser zur Geltung kommt?"

Herr Jacobson, etwas erstaunt: "Ja, da haben Sie wirklich recht."

Tja, wie es schon in Lessings "Emilia Galotti" heißt: "Die Kunst geht nach Brot ..."

Die Klitschkos

Die berühmten Boxbrüder Vitali und Wladimir Klitschko habe ich oft und gerne im Grill betreut. Diese boxenden Akademiker entsprechen so gar nicht dem gängigen Boxerklischee. Hier wohnen zwei wache, hoch empfindsame Geister in ganz und gar nicht empfindlichen Körpern.

Als ich den promovierten Sportwissenschaftler Wladimir Klitschko, wie es sich in einem Restaurant unserer Kategorie gehört, mit seinem akademischen Titel "Herr Doktor" ansprach, machte er eine abwehrende Handbewegung und sagte: "Nein, Sie sollen nicht Herr Doktor zu mir sagen. Wenn, dann sollte eher ich Sie mit einem Titel ansprechen. Bitte sagen Sie einfach Wladimir zu mir." Das tat ich dann, auch wenn es mir tief in meiner österreichischen Seele ein wenig wehtat. Zur Erinnerung schoss ein Mitarbeiter ein Foto von mir mit Wladimir zur Linken und Vitali zur Rechten. Da fühlte ich mich gut beschützt.

Rudolf Nährig: "Gern hab ich Sie bedient - Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg" (Osburg Verlag, 280 S., 19,95 Euro)