Verspannungen lösen, Stress abbauen, Glücksgefühle tanken: Vera Altrock über den Wandel einer Heilbehandlung zum Wellness-Ritual.

Wohlige Wärme, der Duft von Rosenöl, ein Griff zwischen die Schulterblätter, und schon entspannt sich der ganze Körper. Eine professionelle Massage lässt unsere Alltagssorgen im Nu verschwinden und sorgt für ein gutes Körpergefühl - auch Tage nach der Behandlung. Zauberwerk, magische Kräfte oder doch nur Einbildung? Mitnichten.

Dass Berührungen guttun, weiß man schon seit Jahrhunderten. Die positive Wirkung von Massagen wurde vielfach wissenschaftlich erforscht, etwa am Touch Research Institute der Universität in Miami. Dort fand die amerikanische Psychiaterin Tiffany Field in den 90er-Jahren heraus, dass Massagen bei Kindern und Erwachsenen Schmerzen und depressive Verstimmungen lindern, zu besserem Schlaf und einem starken Immunsystem verhelfen. Field forderte daraufhin: "Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, sich massieren zu lassen."

Einen besseren Werbeslogan könnten sich Spas und Kosmetikinstitute nicht wünschen. Die Beliebtheit von Wellness-Behandlungen ist so groß wie nie; jeder lässt sich heute massieren: Schwangere und Babys, Mütter und Väter, Büroarbeiter und Hochleistungssportler. Und für jeden gibt es die individuell zugeschnittene Behandlung, von der klassischen Sportmassage, die verhärtete Muskeln weichklopft über eine Wellness-Massage mit duftenden Aromaölen bis zur Hot-Stone-Therapie mit heißem Lavagestein.

Eines liegt jedoch allen Behandlungen zugrunde: das Bedürfnis nach Berührung. Peter Dallmann, der in seiner Massagepraxis am Steintorweg das klassische Paket mit 30-minütiger Fangopackung und 20 Minuten Massage für 25 Euro anbietet, sagt: "Meine Kunden möchten angefasst werden. Deshalb sind Massagen so beliebt." Gerne auf Rezept.

Das aber stellen Ärzte immer seltener aus. Die Entspannung im Minutentakt ist zum Luxus geworden, den man sich gern mal zwischendurch gönnt - oder verschenkt. Längst haben sich die Anbieter darauf eingestellt, bieten Massagen für jeden Geldbeutel, aber auch besondere Events an.

Bei Bellapelle mit Filialen in Eimsbüttel und Ottensen können junge Eltern parallel entspannen, Junggesellinnen zusammen feiern und Mütter abschalten, während die Kleinen nebenan betreut werden. Die klassische, 60-minütige Ganzkörpermassage ist dabei immer noch der Dauerbrenner, aber es gibt auch neue Entwicklungen im Wellness-Bereich: "Besonders beliebt sind Kurzmassagen wie Schulter-Nacken-Massagen. Diese werden vor allem in der Mittagspause gebucht. Noch ein deutlicher Trend geht zu mobilen Massagen, die gerne von Büros genutzt werden. Oft wird das auch von den Chefetagen unterstützt, da sich die Massagen positiv auf den Arbeitsalltag auswirken", sagt Katja Radtke, Spa-Leiterin bei Bellapelle.

Sie ist von den gesundheitsfördernden Effekten überzeugt: "Massagen lösen körperliche und seelische Verspannungen und regen die Durchblutung von Haut und Muskeln an. Sie wirken krampflösend und senken die Stresshormone im Körper. Außerdem sorgen sie für eine bessere Verarbeitung von Nährstoffen im Verdauungstrakt und regen den Lymphfluss an, was allgemein entschlackend für den Körper ist." Dadurch können sie sogar einer Frühjahrsmüdigkeit entgegenwirken und neue Kräfte mobilisieren, idealerweise unterstützt durch Aromaöle mit Orange oder Rosmarin.

Aktive Erholung ist das Stichwort. Dazu gehört neben ausreichend Schlaf und Ruhe auch das Schwitzen in der Sauna - Letzteres ist übrigens eine optimale Voraussetzung, damit die Massage den größtmöglichen Entspannungswert hat. "Wichtig ist es vor allem, für eine angenehme Atmosphäre zu sorgen und sich so viel Zeit wie möglich zu nehmen. Eine gelungene Massage beruht nicht nur auf den richtigen Griffen, sondern bedarf auch, wenn möglich, einer vorherigen Wärmebehandlung. Dies kann gezielt durch wärmende Umschläge, Dinkelkissen und Packungen sowie durch ein wärmendes Bad oder Sauna erfolgen", sagt Katja Radtke.

Sich ausgiebig Zeit zum Entspannen zu nehmen, ist wohl der größte Luxus. Hier geht der Trend von der Massagebehandlung hin zum Ritual. Das heißt, dass nicht nur Massagen angeboten werden, sondern auch ganzheitliche Ansätze eine Rolle spielen.

"Spa-Behandlungen werden komplexer. Statt einer einfachen Massage oder einem Beauty-Treatment erfährt der Gast eine Kombination von aufeinander abgestimmten Anwendungen, was auch als Spa-Ritual bezeichnet wird", so Radtke. Diese komplexen Rituale orientieren sich an authentischen Vorbildern traditioneller Kulturen, sowohl aus Europa als auch aus ferneren Ländern.

Allein aus der indischen Heilslehre Ayurveda sind unzählige Massage-Rituale entstanden. Wer im Amayana-Spa des Fitnessclubs MeridianSpa eine Behandlung buchen möchte, kann zwischen acht unterschiedlichen Varianten wählen, vom Shirodara - Stirnölguss mit warmem Öl - bis zur Padabhyanga, der ayurvedischen Fußmassage. Auch die traditionelle Thai-Massage oder die japanische Shiatsu-Massage zielen neben körperlicher Entspannung und Entschlackung auf geistiges Wohlbefinden, ganz nach dem Motto: Was dem Körper guttut, wirkt sich auch positiv auf die Psyche des Menschen aus.

Das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten am Neuen Jungfernstieg zelebriert das Spa-Ritual in Vollendung. Beim hawaiianischen Lomi-Lomi-Ritual etwa wird nach einem Peeling und einer zweistündigen Massage, die Gewebe und Gelenke durch Streichen und Dehnen mobilisiert, ein anschließender Yoga- oder Meditationskurs zur Abrundung empfohlen - die Massage als Reise zu sich selbst.

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