Die Pyrus salicifolia stammt aus der Steppe, sieht aus wie der Olivenbaum aus dem Mittelmeerraum, kann aber bei uns überwintern.

Eigentlich befinden sich Natur und Garten noch im Winterschlaf. Irgendwie sind wir Gärtner aber schon voller Tatendrang, haben innerlich längst die Ärmel aufgekrempelt. "Geh lieber raus", sagt dann meine Frau Anke. Weil sie liebevoll, wie sie nun mal ist, meine innere Unruhe spürt. Aber vielleicht will sie mich auch nur vor den Füßen weghaben, weil ich die Gartenbücher von Weihnachten längst durchhabe und ihr dauernd mit neuen Gartenideen komme. Dabei hat sie mir die so inspirierende Fachliteratur selber geschenkt. Jedenfalls teilweise, die andere Hälfte habe ich mir selber geschenkt.

Wie den Baum, den ich im Frühjahr pflanzen will. Es wird keine Kolorado-Tanne, die haben wir schon - und zwar gleich als Dreiergruppe. Es wird auch nicht die Mispel. D i e Neupflanzung des Frühjahrs wird ein Kleinbaum sein, für den es gerade noch einen Platz gibt, eine weidenblättrige Birne (lateinisch: Pyrus salicifolia). Anke fand: "Der sieht einfach hübsch aus." Und erinnerte sie ein wenig an die Olivenbäume in ihrem Lieblingsurlaubsland Italien. Tatsächlich ist der malerische Kleinbaum, der nur vier bis sieben Meter hoch und gut vier Meter breit wird, in letzter Zeit deswegen auch ein wenig in Mode gekommen, weil er mit seinen im Austrieb silbrigweißen Blättern, die später graugrün filzig aussehen, einen Hauch von Toskana in unsere Gärten bringen kann. Die lanzettartigen Blätter halten in milden Herbsten bis weit in den Dezember hinein - wie die kleinen, bis zu drei Zentimeter langen grünen Birnen. Die schmecken uns Menschen nicht, aber den Vögeln. Man hat also auch in der Beziehung lange was von diesem Baum. Weil er wenig Platz braucht, eignet er sich auch gut für die Stadt, als Hängeform (Pendula) sogar für Vorgärten, passt zu Teichen und auch gut vor einem dunklen Hintergrund aus zum Beispiel Eiben.

Ursprünglich stammt die weidenblättrige Birne aus der Türkei und den Waldsteppen Südrusslands, ist aber auch bei uns gut winterhart, verträgt Temperaturen bis minus 25 Grad - und tiefer fällt das Thermometer in unseren Breitengraden auch selten, schon gar nicht über mehrere Tage. Olivenbäume sind dann längst erfroren, sie können bei uns nur in Kübeln überwintern, die man dann trocken und hell im Haus über die kalte Jahreszeit bringen muss.

Als Anke sich für den Olivenbaum-Ersatz entschieden hat, habe ich auch gerne zugestimmt. Die weidenblättrige Birne ist nämlich ein Tiefwurzler, ich bevorzuge nämlich seit Jahren Pflanzen mit dieser Wurzelform. Sie sind schön windfest und müssen im Sommer weniger oft gegossen werden, weil die Wurzeln sich Wasser und Nährstoffe aus Bodenbereichen holen, die nicht so schnell austrocknen. Der Gärtner spart Zeit und Geld. Wasser wird nämlich nicht billiger, und die Trockenzeiten haben sich in den letzten Jahrzehnten permanent verlängert - egal ob die Erderwärmung ansteigt, sich verlangsamt und gar nicht existiert. In den Glaubenskrieg mische ich mich nicht ein. Für mich zählt die Wasseruhr.

In den Gärtnereien und Baumschulen wird die weidenblättrige Birne neben den bereits erwähnten Formen auch als Strauch oder Halbstamm angeboten. Alles eine Frage des Preises. Der beginnt bei 20 bis 30 Euro, für einen ausgewachsenen Baum von gut vier Metern muss man schon mit gut 1000 Euro rechnen. Für etwa 100 Euro bekommt man schon Exemplare von fast zwei Meter Höhe, ein schon ganz ansehnliches Solitärgehölz. Mein Rat: Kaufen Sie nicht zu klein, der Jahrestrieb beträgt nur etwa 15 bis 25 Zentimeter. Da braucht es seine Zeit, bis ein stattlicher Baum herangewachsen ist.

An diesem Wochenende werde ich eine Rosengruppe umpflanzen. Die "Königin von Dänemark" gibt sich zwar angeblich auch mit schlechten Gartenbedingungen zufrieden, aber die drei bis vier Stunden Sonne, die sie am Tag bekam, waren wohl doch zu wenig.

Weil sie auch sehr windgeschützt stand, ist ein Kleinklima um die Strauchgruppe entstanden, das die Rosen sehr anfällig für Mehltau und andere Krankheiten machte. Sie bekommen einen sonnigeren und vor allem luftigeren Standort.

Warum ausgerechnet die "Königin von Dänemark" eine echte Hamburg-Rose ist, verrate ich Ihnen am nächsten Wochenende. Bis dahin herzlichst Ihr Karl Günther Barth.

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