Fußballchef Rigo Gooßen vom Oberligisten SV Drochtersen/Assel im Visier der Staatsanwaltschaft

Drochtersen. Am Freitagabend um 20.10 Uhr zelebrierten die Oberliga-Fußballer der SV Drochtersen/Assel im Kehdinger Stadion eine besondere Art des Jubels. Nachdem Danny-Torben Kühn das 1:0 gegen TuS Celle FC erzielt hatte, stürmten alle Spieler zur Außenlinie, um den Treffer zusammen mit Vereinsboss Rigo Gooßen zu feiern – eine ungewöhnliche Form der Solidaritätsbekundung für den 53-jährigen Steuerberater, der – wie jetzt bekannt wurde – im April eine Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft gestellt hat. Darin soll es um Steuerhinterziehung, genauer um die Vorenthaltung von Sozialversicherungsbeiträgen, gehen.

„Ja, ich habe eine Selbstanzeige gestellt“, bestätigt Gooßen auf Anfrage, „das Finanzamt überprüft zurzeit den Sachverhalt. Wenn alles okay ist, kann die Staatsanwaltschaft das Verfahren nach dessen Abschluss einstellen.“ Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen Medienberichten zufolge vorenthaltene Sozialversicherungsbeiträge. „Der Verein hat die Beiträge komplett bezahlt“, sagt Gooßen, „es geht vor allem um Zahlungen von dritter Seite.“ Konkreter möchte sich der Steuerberater zum Sachverhalt nicht äußern, weil es sich um ein „schwebendes Verfahren“ handele. Ob es dabei um Gelder aus Gooßens Privatschatulle oder von Sponsoren handelt, darüber kann nur spekuliert werden.

Mit der SV Drochtersen/Assel ist bereits der vierte Oberligaclub ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Zuvor hatte es TuS Heeslingen, VSK Osterholz-Scharmbeck (beide Vereine spielen nicht mehr in der Oberliga) und den Lüneburger SK Hansa erwischt. Osterholz hat sich mit dem Finanzamt und den Sozialbehörden auf die Zahlung einer Summe mutmaßlich im sechsstelligen Bereich geeinigt. Die strafrechtliche Bewertung des Falls steht noch aus. Während dem VSK Osterholz-Scharmbeck gute Chancen auf eine Rettung eingeräumt werden, soll es im Fall von TuS Heeslingen, der seit Saisonbeginn als Heeslinger SC am Spielbetrieb teilnimmt, nicht so gut aussehen. Und die Ermittlungen gegen den Lüneburger SK Hansa dauern an. „Diese Vereine hätten für die bei ihnen beschäftigen Spieler Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge leisten müssen, taten es aber nicht in allen Fällen“, so die Staatsanwaltschaft.

„Die Tätigkeitsschwerpunkte von Rigo Gooßen liegen im Bereich der kreativen und konzeptionellen Steuerberatung“, heißt es auf der Website von Gooßens Steuersozietät. Während die Staatsanwaltschaft seine Selbstanzeige auf Vollständig- und Wirksamkeit überprüft, zeigt sich Vereinschef Rigo Gooßen erleichtert, „reinen Tisch“ gemacht zu haben.