Internationales Turnier in Sahrendorf mit fröhlichen Teilnehmern, die morgens um sieben Uhr schon gut gelaunt sind. “Olympiasieger von gestern, heute und morgen“ trafen sich.

Sahrendorf. Diese Vielseitigkeitsreiter können richtig nerven, mit ihrer unternehmungsfreudigen Munterkeit. Es ist morgens um sieben Uhr, die Sonne hat die letzten Wolken über dem Gelände in Sahrendorf verdrängt. Vorne, an der Zufahrt zum Turnierplatz, hat die Feuerwehr begonnen, die ersten Fahrzeuge einzuweisen. Ob die Pferde zu dieser frühen Stunde schon bereit sind zu höchster Konzentration und Spitzenleistungen? Anna Siemer, gerade mit ihrem Sportpartner Nice Connection aus Luhmühlen eingetroffen, muss lächeln. "Schauen Sie in seine Augen", sagt sie, "der schaut schon ungeduldig zum Dressur-Viereck. Er will, dass es endlich losgeht. Selbst morgens um sieben sprüht er vor Ehrgeiz und will alles schnell hinter sich bringen. Die Dressur ist ihm zu langweilig."

Während die junge Reiterin so heiter einfühlsam von ihrem vierbeinigen Partner erzählt, schreitet ein Herr in schwarzem Rock, mit Zylinder und blank geputzten Stiefeln mit seinem Pferd am Zügel über die Wiese. Es ist Andreas Dibowski, der fast unerkannt bleibt. Der Olympiasieger aus dem nahen Döhle grüßt zurück. Um 7.07 Uhr, so der genaue Ablaufplan bei dieser internationalen Vielseitigkeit des Reit- und Fahrvereins Auetal, begann für Andreas Dibowski und Fantasia die Dressur. Die erste Aufgabe haben sie gelöst. Eine halbe Stunde später reiten sie in den Springparcours ein und bleiben ohne Fehler.

Die Krone der Reiterei, die Vielseitigkeit, das ist vor allem der Geländeritt. 26 feste Hindernisse mit Doppel- und Dreifach-Sprüngen sind die Herausforderung bei der Zwei-Sterne-Prüfung. Das lockte später zahlreiche Pferdefreunde in die Heide. Der Morgen aber, mit der Dressur und dem parallel ausgerichteten Springen, ist mehr das intime Zusammensein der großen Gemeinschaft der Vielseitigkeitsreiter. Dazu gehörten in Sahrendorf auch wieder "Olympiasieger von gestern, heute und morgen", wie auf dem Programmheft versprochen wurde. Unter den Großen von heute und den Hoffnungsträgern von morgen - das ist in den Morgenstunden besonders zu spüren - herrscht ein herzlicher, vertrauter Ton des Für- und Miteinanders."Guten Morgen, meine Dame", ruft Anna Siemer, als sie auf dem Abreiteplatz mit dem Aufwärmtraining beginnt. "guten Morgen, Anna", ruft Ingrid Klimke zurück, die im leichten Galopp die ersten Runden dreht.

Während die Damen im Sattel ihr Schwätzchen halten, steht ein paar Meter vom Dressur-Viereck ein Mann mit verschränkten Armen und einem Becher Kaffee in der Hand. Er verdreht den Kopf, beugt den Körper leicht zur Seite, als würde er selbst im Sattel sitzen. Bundestrainer Hans Melzer verfolgt die Dressur eines jungen Mannes. Noch leidenschaftlicher verfolgt Hinrich Romeike, der Doppel-Olympiasieger von Hongkong, wie sein Sohn Claas mit Cato diese Aufgabe löst. "Es sind nur Nuancen", sagt der Bundestrainer, "im Galopp muss er zulegen." Und Vater Hinrich Romeike ergänzt: "Du hattest die Handbremse noch etwas angezogen. Die Nase vom Pferd etwas höher und weiter vor." Claas Romeike, das 20 Jahre alte Vielseitigkeitstalent, bestätigt: "Mein Vater ist noch immer mit einer solchen Leidenschaft und Begeisterung dabei, als wäre er selbst wieder ein junger Neuling."

Auch wenn die faszinierenden, oft spektakulären Geländeritte das Herzstück dieses reiterlichen Dreikampfs sind, fällt die Entscheidung über den Erfolg meist schon bei der Dressur. So hatte auch bei der Zwei-Sterne-Prüfung in Sahrendorf Ingrid Klimke mit ihrem Tabasco mit einer hochklassigen Dressur (33,30 Punkte) schon den Grundstein für ihren überzeugenden Gesamtsieg gelegt. Beim Springen und dem Geländeritt war sie mit null Fehlern jeweils in der Zeit geblieben. Bei der Siegerehrung bedankte sich die populäre Reiterin, wie immer freundlich und gut gelaunt, beim Gastgeber vom Reit- und Fahrverein Auetal, besonders auch für die Mühen, mit denen die Gastgeber das Gelände und die Hindernisse vorbereitet hatten.

Obwohl bei dieser Trockenheit das Geläuf hart war. "Einen Golfrasen haben wir doch zurzeit nirgendwo", sagte Hinrich Romeike, Sohn Claas war am Ende mit Cato auf Platz 20 unter den 59 Teilnehmern gelandet. Anna Siemers Nice Connection, in der Nachmittagshitze noch temperamentvoller als gewohnt, war im Gelände an einem Hindernis vorbei geritten. Andreas Dibowski war mit Fantasia nur bei Dressur und Springen dabei. Mit der achtjährigen Eskadia 2 sicherte er sich den dritten Platz. Zweite wurde Malin Petersen (Großenwiehe) mit Sofarsogood.

Den größten Andrang mit mehr als 100 Nennungen hatte es bei der Ein-Sterne-Prüfung gegeben. Dort feierte der Niederländer Tim Lips mit Wadolca Karla und Akarios in der zweiten Abteilung einen Doppelerfolg. Dritter wurde Andreas Brandt (Neuendorf) mit Morgendonner. In der ersten Abteilung dominierten Verena Baumgärtner, die 18-Jährige vom Pferdezucht und Reitverein Luhmühlen, und ihr gleichaltriger Charly. Die beiden begeisterten vor allem mit ihrem tollen Geländeritt, bei dem sie um fast eine Minute schneller als die Konkurrenz waren, aber auch sie hatten die Grundlage für den Sieg in der Dressur gelegt. Dabei sind Verena Baumgartner, im Vorjahr Landesmeisterin bei den Junioren, und ihr Charly auf Abschiedstour. Nach dieser Saison wird Charly sein Rentnerleben auf den Wiesen genießen dürfen.