Arbeitsgemeinschaft der Technischen Universität schließt sich dem Ruderclub Süderelbe an und lässt den Traditionsverein aufblühen

Harburg. So genau wird es wohl nie bekannt, was die Verantwortlichen des Ruderclubs Süderelbe dachten, als sie die Anfrage von der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) erreichte. Der Anruf war im November vor zwei Jahren. Das ist eigentlich keine Jahreszeit, in der junge Menschen von Ruderpartien auf Süder- und Dove-Elbe träumen. "Sie sind ein paar Studenten von der TUHH", hatte die junge Frau am Telefon gesagt, "und sie wollen nachfragen, ob sie nicht beim RC Süderelbe rudern könnten?" Das Echo des Traditionsvereins war eher verhalten: "Aber es müssen wenigstens sechs Aktive kommen, sonst lohnt sich der ganze Aufwand nicht."

Es war kalt, nur wenige Grad über Null und überhaupt ein unfreundliches Wetter. Markus Last, Cheftrainer des Ruderclubs Süderelbe von 1892, erinnert sich genau an den Tag, als die Studentengruppe das erste Mal auf der Pionierinsel erschien. Und an seine eigene Überraschung. "Das waren so viele, dass wir unseren schweren Gig-Achter aus dem Bootshaus geschleppt und einen Vierer parat gemacht haben." Gleich am ersten Trainingstag stemmten sich zwölf Frauen und Männer in die Riemen. Was an jenem kalten Novembertag auf der Süderelbe begann, ist eine eigene Erfolgsgeschichte geworden - innerhalb der Technischen Universität und erst recht für den 121 Jahre alten Ruderclub.

"Unsere Ruder-AG zählt inzwischen mehr als 60 Mitglieder", sagt die Initiatorin Irene Zapp, "damit sind wir die größte Arbeitsgemeinschaft innerhalb der Uni." Und das wird in der Gemeinschaft der rund 6000 Studenten anerkannt und gefördert. In dieser Woche wieder besonders im Karl-Heinz-Ditze-Hörsaal. Da wurden die Ruderer - etwa 20 von ihnen waren bei der Würdigung anwesend - mit 1500 Euro von der Stiftung dieses Hamburger Kaufmanns für ihr besonderes Engagement bedacht. "Eigentlich", sagt Irene Zapp, "wollten wir in unseren eigenen Trikots zum Festakt erscheinen. Aber dann erschien uns das nicht festlich genug."

Obwohl diese Trikots, in Weiß und dem speziellen Türkis der Harburger Universität gehalten, die jungen Frauen und Männer ausgesprochen schick kleiden. Darauf ist in schwarzer Schrift nicht nur die TUHH, die diese Gemeinschaftskleidung spendiert hat, sondern auch der RC Süderelbe festgehalten. "Denn die Aktiven der Ruder-AG sind gleichzeitig Mitglieder im Verein", sagt Trainer Markus Last. "Was uns da vor zwei Jahren überrannt hat, ist eine Auffrischung für den ganzen Verein. Es hat sich ein tolles Miteinander zwischen der technischen Elite von morgen und unseren älteren Mitgliedern entwickelt, von denen viele als Industrie- und Handwerksmeister so manches aus der Praxis zu erzählen haben."

Nach dem Training sitzen die meisten noch in den Clubräumen auf der Pionierinsel zusammen und erzählen, dass so eine Rudergemeinschaft im großen Campus-Betrieb der Studierenden für einen eigenen Zusammenhalt und für ein Zugehörigkeitsgefühl sorgt. "Dabei organisiert sich unsere Ruder-AG völlig selbstständig", sagte Svenja Völkner, die mit Irene Zapp zu den sportlichen Leistungsträgern zählt. Die beiden Frauen kämpfen, gemeinsam mit zwei Ruderinnen von der Hamburger Uni, im Doppel-Vierer. Sie werden in nächster Zeit sechs bis sieben Mal in der Woche trainieren. Denn der Doppel-Vierer der Frauen hat sich für die Hochschul-Europameisterschaften qualifiziert, die in der ersten Septemberwoche im polnischen Poznan ausgefahren werden.

Was die Erfolge der rudernden Studenten betrifft, gibt es noch mehr zu vermelden. Wie schon im Vorjahr wurde der Doppel-Vierer der Frauen im Wettkampf der Fortgeschrittenen wieder deutscher Hochschulmeister. Die Männer erkämpften den Titel bei den Anfängern, genauso wie der Mixed-Vierer. Svenja Völkner war schon beim RC Süderelbe aktiv, bevor sie ihr Schiffbau-Studium begann. Irene Zapp wiederum, die allgemeine Ingenieurswissenschaft auch mit der Spezifizierung auf Schiffbau studiert, war vor zwei Jahren Neueinsteigerin. Wie viele in der Ruder-AG.

"Ich hatte noch nie gerudert", erzählt Yasmyn Goes, die Bio-Verfahrenstechnik studiert, "als ich in der Mensa einen Flyer in die Hand bekam. Wir trainieren nicht nur, wir rudern gemeinsam auf die Alster, sind nachts zur angestrahlten Elbphilharmonie gefahren. Das sind wundervolle Erlebnisse. Im Ruderboot lernst du Hamburg ganz neu kennen". Als Trainer Markus Last betont, dass man auch Neulinge sofort ins Boot setzen kann, schmunzeln einige in der Runde. Vor allem Inken Halupczok, die in Lüneburg Pädagogik studiert und die AG als Trainerin unterstützt, hat auch andere Erlebnisse. Den Namen des Ruderlehrlings allerdings, der sich oft triefnass und nach Luft schnappend, den Pokal als Bademeister verdient hat, den geben sie in der Runde nicht preis.