Weil das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium einen kleinen Lagerraum an der Rönneburger Straße benötigt, steht ein kleiner Traditionsverein vor dem Aus.

Harburg. "Bürgernahe Verwaltung!" Was für ein sympathischer Begriff. Und wie gerne benutzen ihn Lokalpolitiker und Verwaltungschefs - auch bei Sportlerehrungen und Empfängen wie zum Beispiel im Harburger Rathaus. Hört ja auch jeder gerne. Allerdings, wenn Verantwortliche in Harburg in nächster Zeit bei ähnlichen Anlässen ihre bürgernahe Verwaltung wieder einmal preisen wollen, sollten sie vorher nachsehen, ob nicht ein gewisser Günter Vogt, der Vorsitzende des Tischtennis-Vereins Harburg (TTV), mit im Raum ist. Oder auch Wolfgang Utke, der 2. Vorsitzende, Schatzmeister Jürgen Lindner, Schriftführer Bernd Huth oder überhaupt einer der etwa 40 Vereinsmitglieder. Es könnte sein, dass es dann lautstarken Protest und zornigen Widerspruch gäbe.

Dabei sind die Vorstands- und Vereinsmitglieder des TTV Harburg von 1946 alles andere als Aufwiegler, Nörgler oder Rebellen. Es sind Männer, wie der 79 Jahre alte Günter Schumann, der seit 47 Jahren in der Sporthalle des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in der Rönneburger Straße Tischtennis spielen. "47 Jahre lang ohne Streit und ernsthafte Probleme, immer im besten Einvernehmen mit Schule und den jeweils verantwortlichen Hausmeistern", wie Wolfgang Utke unterstreicht.

Seit gestern, dem 1. September 2009, steht die kleine Sportgemeinschaft zumindest juristisch auf der Straße. Mit Schreiben vom 16. Juli hat ihnen das Sozialraummanagement des Bezirksamtes Harburg die Mitbenutzung der Turnhalle Rönneburger Straße 50 gekündigt.

Dabei geht es nicht um die Turnhalle selbst. Der Streit eskalierte wegen eines kleinen Lagerraums von sechs Quadratmetern Grundfläche. Dort stellen die Freizeitsportler nach Training und Punktspielen ihre sechs Tischtennisplatten unter.

Vor Monaten teilte Sabine Hansen, die stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums, dem Vorstand des Tischtennis-Vereins mit, dass die Schule den Lagerraum für sich beanspruche.

Da hatte der kleine Harburger Spezialverein ein Problem. Mit dem wandte er sich an die für die Vergabe von Schulsportstätten verantwortliche Sozialraummanagement im Bezirksamt. Der zuständige Stephan Milde schlug dann, ganz im Sinne einer "bürgernahen Verwaltung" vor, der Verein möge sich mit der stellvertretenden Schulleiterin in Verbindung setzen, um im Einklang mit der Schule nach einer räumlichen Lösung für die Lagerung der Tischtennisplatten zu suchen.

"Ich bin mehrmals zur Schulverwaltung gegangen", sagt TTV-Vorsitzender Günter Vogt, "Frau Hansen aber habe ich nur telefonisch erreicht. Sie hat jede Diskussion mit mir verweigert."

"Im Prinzip hat jeder Verein, der dem Hamburger Sport-Bund (HSB) angeschlossen ist, auch Anspruch auf die Nutzung einer Halle oder Sportstätte", bestätigt Ehrhard Erichsen vom Vorstand des HSB. "Des weiteren ist in Hamburg geregelt: Bis 17 Uhr hat immer die Schule Vorrang. Danach sind wir Sportler an der Reihe." Aber ihre schweren Geräte wie Tischtennisplatten könnten Vereinssportler ja nicht bis 17 Uhr mit nach Hause nehmen. Da ist Entgegenkommen und faires Miteinander gefordert, so der in Harburg lebende Vizepräsident des HSB.

Andererseits, die Bezirksämter und ihre für die Hallenvergabe zuständigen Mitarbeiter haben keinerlei Einflussmöglichkeit auf die Schulbehörde.

Dem TTV Harburg wurde daraufhin die Nutzung der Turnhalle in der Schwarzenbergstraße 72 angeboten, die räumlich vergleichbar sei. "Tatsache aber ist", so der zweite Vorsitzende Wolfgang Utke, "in dieser Halle können wir nur drei und nicht sechs Platten aufstellen. Wir müssten also unseren gesamten Trainings- und Sportbetrieb um die Hälfte reduzieren. Damit wäre unser kleiner Verein nicht überlebensfähig."

Nach 63 Jahren das Aus des Tischtennisvereins Harburg wegen sechs Quadratmetern Lagerfläche? "Ein solcher Schildbürgerstreich, das darf doch nicht sein", reagierte auch HSB-Vorstand Ehrhard Erichsen fassungslos. "Da muss man sich doch zusammensetzen und gemeinsam eine sonnvolle Lösung finden."