Horst Girke zieht sich nach 33 Jahren als Spartenleiter und Ligaobmann von Grün-Weiss Harburg zurück.

Harburg

Ob er die erst einmal letzte Landesliga-Vorstellung seiner Fußballer am Sonntag bei Concordia live miterleben will, weiß Horst Girke noch nicht. Wann der Fußball-Chef von Grün-Weiss Harburg endgültig Tschüs sagen wird, ist längst festgeschrieben. Am Montag, den 25 Mai 2009, werden sich die Fußballer im Klubhaus zu ihrer alljährlichen Spartenversammlung treffen. Dann wird Horst Girke verabschiedet.

Nach 33 Jahren als Spartenleiter und Ligaobmann legt Horst Girke seine Ämter nieder. Mit dem 65-Jährigen tritt wieder einer der Männer in den Hintergrund, die über eine lange Wegstrecke den Harburger Fußball geprägt haben.

Angefangen hat seine Liebe zum Ball 1961 als Linksaußen beim längst untergegangenen Verein in Neuhof. Zehn Jahre lang war Horst Girke Spieler, seit 1967 auch Jugendtrainer und von 1968 bis 1971 Vorsitzender des Vereins. "Aus meiner Jugendmannschaft wurde Günther Selke damals Jugendnationalspieler und wechselte dann mit dem damals 17-jährigen Manfred Kaltz zum HSV", freut sich Horst Girke heute noch beim Blick zurück. "Neuhof hat damals 20 000 Mark Ablöse bekommen und Selke trainiert heute eine Verbandsliga-Mannschaft bei Osnabrück." Detlef Picke hieß das nächste große Talent, das der Jugendtrainer Girke bei Grün-Weiss Harburg bis in die Jugendnationalmannschaft führte, damals unter dem Trainer Berti Vogts. Auch der Junge wechselte zum HSV und verpasste damit die große Karriere. "Wäre Detlef damals zu Mönchengladbach gegangen, würde heute noch ganz Deutschland den Fußballer Picke kennen", ist Horst Girke heute überzeugt. Er hatte 1976 bei Grün-Weiss die Fußball-Abteilung übernommen und war in all den Jahren auch Ligaobmann. Die ersten 15 Jahre war Hans-Werner Beth sein Trainer, dessen Sohn Rainer führte die Mannschaft vor zwei Jahren sogar bis in die Verbandsliga. Daran aber hat sich Grün-Weiss verhoben. Nach zwei Abstiegen ist die Ligamannschaft wieder in die Bezirksliga zurückgefallen.

Horst Girke hört freiwillig auf, ist mit den heutigen Verhältnissen nicht einverstanden. "Vor kurzem hat mich unser alter Trainer Rainer Beth angerufen", sagte Horst Girke, "er wollte die Telefonnummer eines unserer Spieler haben, den er zu seinem neuen Verein VfL Maschen holen will. Das hätte dein Vater nie gemacht, habe ich zu ihm gesagt. Ihr Kerle habt keinen Charakter mehr. Heute kannst du doch keinem mehr vertrauen. Für ein paar Euro wirst du doch belogen und betrogen."

Dass Geld im Amateurfußball immer schon mitgespielt hat, verhehlt der Harburger nicht. "Wenn man mir als Lehrling 100 Mark angeboten hätte, hätte ich das doch auch genommen", sagt er, "den jungen Spielern werfe ich das nicht vor. Aber es muss doch, vor allem zwischen den Vereinen, noch Fairness und Anstand geben. Heute kommen irgendwelche Verrückte, die schon in der Kreisliga mit Geld um sich schmeißen. Und was wird aus den meisten Jungen? Gar nichts." Selbst der große HSV mit seinem Fußball-Internat habe noch kein Talent in die Bundesliga geführt. Girke erinnert sich am liebsten an die Zeit bei Neuhof. "Da gab es zwei Kneipen, und wenn wir gewonnen hatten, zogen wir singend mit einer Quetschkommode voran von der ersten zur zweiten Kneipe. Heute singt doch kein Fußballer mehr".