Ehepaar plant im Bezirk Harburg das erste Haus für Jung und Alt unter einem Dach. Rund 80 Projekte dieser Art existieren in Hamburg bereits.

Neugraben. Jung und Alt unter einem Dach. Gut 80 Wohnprojekte dieser Art gibt es bereits in Hamburg, zumeist alle nördlich der Elbe. Abgesehen von einem kürzlich in Wilhelmsburg von der Schipperort Baugemeinschaft fertiggestellten Wohnprojekt, existiert nach den Worten von Astrid und Dieter Dörner aus Neugraben südlich der Elbe, im Bezirk Harburg, bislang nichts Vergleichbares. Das möchte das Ehepaar möglichst bald ändern und hat seit Jahresbeginn schon 14 Interessenten zum Mitmachen an einem gemeinsamen Bauprojekt in Neugraben bewegen können. Allerdings: Die bislang Aktiven sind im Alter schon etwas fortgeschritten, zwischen 45 und 78 Jahre alt. "Wir suchen nun ganz dringend jüngere Leute, vom Single bis zum Ehepaar mit Kindern", sagt Astrid Dörner, "Toleranz, Gemeinsinn und Solidarität müssen vorhanden sein." Das nächste Treffen ist am Donnerstag, 19. April, 19 Uhr, in der Cafeteria der Stadtteilschule Süderelbe, Neumoorstück 1. Informationen gibt es auch unter der Telefonnummer 0178/5337078.

Bei bisherigen Treffen verständigte sich die Gruppe bereits auf ein mögliches Grundstück im Neubaugebiet "Elbmosaik", wo das künftige gemeinsame Wohnhaus stehen könnte. Dieter Dörner: "Wir denken an das städtische Grundstück Am Johannisland, nahe des Verkehrskreisels." Von dort sei es auch für ältere Menschen nicht weit, zum Einkaufen ins Neugrabener Zentrum zu kommen. Und durch die Nähe zum S-Bahnhof könne man auch ohne Auto mobil sein. Und auch ein Name für das Wohnprojekt wurde bereits gefunden: "Moorhühner" - angelehnt an das nahe Neugrabener Moor.

+++ Wohnprojekt kostet Zeit +++

Das Ehepaar Dörner - sie ist 58, er 59 Jahre alt - kommt aus Dortmund, ist vor neun Jahren wegen der Arbeit von Nordrhein-Westfalen nach Neugraben gezogen. Seitdem arbeiten beide als Hausmeister-Ehepaar an der Stadtteilschule Süderelbe, Neumoorstück 1, und haben ihre Dienstwohnung in einem Bungalow auf dem Schulgelände eingerichtet. Bis zur Rente sind es noch ein paar Jahre. Aber der Ausstieg aus dem Berufsleben bedeutet auch die Aufgabe der Dienstwohnung. "Wir möchten gern in Neugraben bleiben. Hier haben wir unseren Freundeskreis", sagt Astrid Dörner, "und weil wir unseren Lebensabend weder in einem Hochhaus noch in einer Senioren-Wohnanlage verbringen möchten sind wir - inspiriert durch einen Fernsehbericht - fest entschlossen, alles in die Wege zu leiten, um rechtzeitig zu unserem Dienstende ein gemeinsames Wohnprojekt zu realisieren." Jeder, der mitmachen möchte, benötigt eine bestimmte Summe Eigenkapital, die sich unter anderem nach der gewünschten Wohnungsgröße richtet. Ziel ist es, durch gemeinsames Bauen, künftige Mietpreise gering zu halten.

Der vom Ehepaar gedachte Weg, für den Hausbau eine Partnerschaft mit einer alteingesessenen Baugenossenschaft einzugehen, scheint schwieriger zu sein als zunächst gedacht. Vorstandsmitglied Holger Rullmann von der Wohnungsbaugenossenschaft Süderelbe sagt: "Es ist nicht Aufgabe einer Baugenossenschaft für eine Gruppe von Interessenten ein Haus zu bauen. In der Regel kauft sich ein Mitglied unserer Genossenschaft Anteile für die gewünschte Wohnungsgröße, kommt auf die Warteliste und zieht ein, wenn eine passende Wohnung frei wird. Im Baugebiet Elbmosaik haben wir uns noch nicht entschieden, uns zu engagieren."

Die Hamburger Stattbau GmbH, die alternative Wohnformen organisatorisch unterstützt, war bereits bei einer Informationsveranstaltung der Interessengruppe dabei. Stattbau-Vorstand Dr. Tobias Behrens: "Ein Jahr Planungs- und ein Jahr Bauzeit muss man grundsätzlich bei jedem Haus rechnen." In diesem Fall müsste sich die Gruppe der Bauinteressenten erst noch zusammenfinden. Dann müsse sehr früh entschieden werden, ob Eigentums- oder Mietwohnungen gebaut werden sollen. Astrid Dörner sagt: "Wir sind in Kontakt mit mehreren Baugenossenschaften. Wichtig sind uns jetzt die jungen Leute, die bereit sind, mitzumachen."