Informanten können anonym Hinweise über das Internet geben. Neubau hat noch nicht begonnen

Lüneburg. Mehr als ein Jahr nach der Brandstiftung am Lüneburger Stintmarkt liegt noch immer kein Haftbefehl gegen einen Tatverdächtigen vor. Mittlerweile setzen die Ermittler mit Hilfe des Landeskriminalamts auf eine Internetseite, über die Informanten und Zeugen anonym Hinweise geben können.

„Erste Hinweise sind eingegangen“, sagt Polizeisprecher Kai Richter. Ins Detail gehen wolle er jedoch nicht. „Die Ermittlungen dauern an.“ Der Vorwurf lautet Brandstiftung und mehrfacher versuchter Totschlag, weil sich mehr als zehn Menschen zum Zeitpunkt der Tat im Haus befanden. Alle blieben unverletzt, weil sie sich rechtzeitig ins Freie retten konnten.

Bei einem Verdächtigen geht die Polizei davon aus, dass er Beihilfe zur Brandstiftung geleistet hat: ein Mitarbeiter eines schräg gegenüber liegenden italienischen Restaurants. Er ist auf freiem Fuß, die Beamten ermitteln.

Bei einem zweiten Mann scheint die Polizei so gut wie sicher zu sein, dass er der Hauptverdächtige sein könnte: Jemand, der in der Nacht des Brandes eilig in einer Seitengasse und im Nebeneingang jenes Restaurants verschwunden ist. „Diese Person ist noch nicht identifiziert“, so der Sprecher.

Derweil verzögern sich die Arbeiten für den Neubau. Wichtigster Teil der Baustelle ist die Gründung, über 60 Pfähle, die 15 Meter tief ins Erdreich gestoßen und mit Beton verfüllt werden. Erst wenn die stehen, kann der Bau des eigentlichen Hauses beginnen. Laut Zeitplan soll das Gebäude Ende nächsten Jahres stehen, eine Hamburger Firma führt die Arbeiten nach Plänen von Lüneburger Architekten aus.

Insgesamt soll der Wiederaufbau rund 3,5 Millionen Euro kosten. Es wird die Reproduktion einer Reproduktion sein: Das vor einem Jahr abgetragene Haus war bereits der Nachfolger eines zuvor abgebrannten Gebäudes.

Das Feuer im Lüneburger Wasserviertel, das vor allem durch die Kneipenmeile Stint berühmt ist, war in der Nacht zum 2. Dezember 2013 ausgebrochen. Das Fachwerkhaus aus dem 19. Jahrhundert musste wegen Einbruchgefahr abgetragen werden.

Mit seiner altrosa Fassade war das Löseke-Haus für viele das Herzstück des Stintmarkts und bildete für die Fernsehserie „Rote Rosen“ immer wieder eine romantische Kulisse. Alle Bewohner mussten sich neue Bleiben suchen, sie haben ihr Hab und Gut durch die Brandstiftung verloren. Rund 1500 Einsatzkräfte waren an drei Tagen vor Ort, darunter zahlreiche Feuerwehrleute aus Hamburg.