Infoabend in Buchholz Planer stellen Verkehrsprognosen und den Ablauf der Bauarbeiten vor

Buchholz. Nach 150 Jahren hat der Bahntunnel am Seppenser Mühlenweg, bekannt als Mühlentunnel, ausgedient. Die Stadt plant einen Neubau und hat Details zur Bauausführung und zu den Verkehrsprognosen am Mittwoch bei einem Infoabend den Bürgern vorgestellt. Etwa ein Drittel der 150 Zuhörer waren Anwohner des Seppenser und des Steinbecker Mühlenwegs – der beiden Straßen, die vom Tunnelbau am meisten betroffen sind.

Ralf Losert vom Verkehrsplanungsbüro PGT aus Hannover stellte die Ergebnisse der Verkehrszählung im Frühjahr und die daraus errechneten Prognosen vor. Demnach fahren jetzt 8400 Autos täglich durch den Tunnel, das sind sogar 900 weniger als noch vor zehn Jahren. Ein Grund dafür sei, dass seither mehr Menschen die Bahn nutzten. Für die Prognosen wurden verschiedene Szenarien betrachtet: Tunnelausbau, Tunnelausbau und Ostring, Ostring ohne Tunnelausbau und beide Maßnahmen plus Südtangente. Nahezu in jedem Fall würde der Verkehr zunehmen: auf rund 11.000 Fahrzeuge ohne Ostring, auf rund 10.000 mit Ostring. Wenn der alte Tunnel erhalten bliebe, dafür aber der Ostring gebaut würde, blieben 7500 Fahrzeuge pro Tag übrig.

Anschließend stellte Marian Stachon vom Ingenieurbüro WTM aus Hamburg die Baupläne vor. „Der 1870 für Pferdekutschen erbaute Tunnel hat ausgedient“, konstatierte er. „Es ist einer der wenigen Tunnel in ganz Norddeutschland mit einer Durchfahrtshöhe von nur 2,30 Meter.“ Der benachbarte Steinbach-Durchlass sei genauso alt. Da der neue Tunnel östlich des alten verläuft, muss auch der Steinbach verlegt werden. Der Anschluss an die Bremer Straße und den Steinbecker Mühlenweg erfolgt über einen neuen Kreisel. Der alte Tunnel wird verfüllt, da die Instandhaltung zu teuer wäre. Die beiden abgetrennten Stränge des alten Seppenser Mühlenwegs erhalten je einen Wendekreis.

Der neue Tunnel wird innen gut 13 Meter breit und 4,50 hoch. Von der Straßenbreite entfallen zweimal drei Meter auf die Fahrbahn, zweimal zwei Meter auf den Fußweg und zweimal 1,75 Meter auf den Radweg, der mit einem zehn Zentimeter breiten Streifen von der Fahrbahn abgetrennt wird. Über dem Tunnel verlaufen fünf Bahngleise, Weichen und ein Oberleitungsmast, „eine sehr schöne Aufgabe“, merkte Stachon an. Ein Teil des Tunnels wird in offener Bauweise entstehen. Der Zeitplan: Das Bebauungsplan- und das Genehmigungsverfahren sollen bis Herbst 2015 abgeschlossen sein, die Ausschreibung folgt dann im Winter 2015/16. 2016 wird mit der Verlegung des Steinbachs begonnen. 2017/18 wird der Tunnel selbst gebaut, 2019 die verkehrliche Anbindung geschaffen. „2019 folgt die Inbetriebnahme“, erläuterte Tiefbauamtsleiter Jürgen Steinhage.

Die von den Zuhörern angesprochenen Themen Lärm- und Naturschutz werden im Rahmen des B-Plan-Verfahrens bearbeitet. Andere fragten, ob die Finanzierung sichergestellt sei, was Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse bejahte. Es würden auch keine anderen Projekte zugunsten des Tunnels zurückgestellt. Der Tunnelbau kostet rund 16 Millionen Euro, das Land Niedersachsen zahlt einen Zuschuss, der auch die Folgekosten (Steinbachverlegung, Kreisverkehr) einschließt. Einige Zuhörer kritisierten, dass die Radfahrer keinen erhöhten Radweg bekommen. Die Planer beteuerten, dass die Fahrradstreifen sicher seien.

Noch an Ort und Stelle wurde ein Planungsbeirat gegründet, für den sich sieben Zuhörer meldeten. Unter www.muehlentunnel-buchholz.de sind die Pläne und Gutachten sowie die Fortschritte des Projektes und ab Ende kommender Woche auch das Protokoll zur Versammlung zu finden.