Neu Wulmstorfer Hospizgruppe eröffnet ein Trauercafé in der Hauptschule. Verein LAB stellt Räume zur Verfügung

Neu Wulmstorf. Niemand spricht gerne darüber, dass er trauert. Obwohl Hospizdienste in der Zahl zunehmen, spielt sich der Umgang mit dem Tod im Verborgenen ab. Feste Rituale wie etwa die schwarze Kleidung, die Beerdigung oder ein Jahresgottesdienst sind seit Jahren passé. In der heutigen schnelllebigen Zeit ist es für Trauernde noch schwieriger, zuzugeben, dass sie nicht wieder die Alten sind.

Ein Trauercafé kann da eine große Hilfe für die Hinterbliebenen sein. Ein solches gründet jetzt die Hospizgruppe Neu Wulmstorf. Die insgesamt 17 Ehrenamtlichen der Hospizgruppe, die seit dem Jahr 2000 besteht, sind in ihrer Arbeit nicht nur für die schwerkranken und sterbenden Menschen da, sie kümmern sich auch um die Angehörigen, die sich mit dem nahenden Verlust auseinander setzen müssen. „Sterbebegleitung heißt auch Familienbegleitung“, sagt Christiane Hochfeld, selbst Sterbebegleiterin und Sprecherin der Hospizgruppe.

Aber mit der Beerdigung ist auch die Familienbegleitung meistens zu Ende. Dabei brauchen die Angehörigen gerade nach dem Tod des Mutters, des Vaters, des Partners Hilfe. Das Leben kann aus den Fugen geraten und manchem fällt es schwer, in den Alltag zurückzufinden. „Was macht man jetzt mit der Familie?“, hat sich Christiane Hochfeld, 52, immer gefragt. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass die Trauernden in den ersten Tagen nach dem Verlust eine Ohnmacht erfasst und nichts mehr so ist, wie es war.

„Es geht nur noch darum, wie man den nächsten Tag übersteht“, sagt die Frau aus Neu Wulmstorf, die die Hospizgruppe vor 14 Jahren mitgegründet hat. Und so entstand die Idee, ein Trauercafé zu eröffnen. „Wenn Trauernde in dieser schwierigen Lebenssituation auf Menschen in einer ähnlichen Lage treffen und sich austauschen können, dann ist das hilfreich und entlastend“, weiß auch Pastor Florian Schneider von der Luthergemeinde Neu Wulmstorf. Die Ehrenamtlichen aus der Hospizgruppe wurden extra für die Trauerbegleitung geschult. Dabei ging es unter anderem um ressourcenorientierte Gesprächsführung und Kommunikation mit Trauernden sowie die verschiedenen Trauerphasen. Jeder der insgesamt fünf Begleiter hat eine eigene Trauerbiographie. Beruflich sind längst nicht alle im sozialen Feld tätig. Stephanie Meyrahn ist Bankfachwirtin, Marion Gerlach arbeitet als Ingenieurin, Elke Ubber ist Arzthelferin, Ursula Peters Drogistin und Christiane Hochfeld arbeitet als Altenpflegeassistentin.

Der Rahmen in dem Café wird so gestaltet, dass sich die Besucher mit anderen Betroffenen austauschen und ihrer Trauer Raum und Zeit geben können. Das muss nicht heißen, dass die Gespräche nur um das Thema Tod kreisen. In erster Linie geht es darum, dass die Trauernden auf andere Menschen treffen, die in einer ähnlichen Situation stecken. „Meine Wunschvorstellung ist, dass die Besucher jemanden im Café kennen lernen, zu dem sie Vertrauen haben, den sie vielleicht einmal treffen oder anrufen können, wenn es ihnen nicht so gut geht“, sagt Christiane Hochfeld. Die Teilnehmer sollen miteinander sprechen, weinen, lachen und schweigen können.

Die geschulten Hospizbegleiter stehen bei Bedarf auch für Einzelgespräche zur Verfügung, damit die Trauernden den Verlust verarbeiten können. Was zur Sprache kommt, verlässt die Räume des Trauercafés nicht. Denn die Begleiter unterliegen der Schweigepflicht. Das Café steht nicht nur Angehörigen offen. Wer einen Freund verloren kann, ist ebenso willkommen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Am Sonntag, 9. November, 15 Uhr, wird das Café mit geladenen Gästen eröffnet. Bürgermeister Wolf Rosenzweig übernimmt die Schirmherrschaft des Trauercafés. Ab Sonntag, 16. November steht das Café in der Hauptschule Neu Wulmstorf, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 23, dann an jedem dritten Sonntag im Monat, 15 bis 16.30 Uhr, den Besuchern offen. Der Verein Länger Aktiv Bleiben (LAB) stellt der Hospizgruppe ihre Räume kostenlos zur Verfügung.

Ganz bewusst haben sich die Hospizbegleiter den Sonntag ausgeguckt. „Dieser Tag ist für die Trauernden der schwerste Tag der Woche. Dass ein Mitglied der Familie oder der Partner fehlt, wird am Sonntag besonders deutlich“, weiß Christiane Hochfeld. Schließlich kann man sich am Sonntag auch nicht mit Einkäufen ablenken.