Es wird kalt. Zeit für manche Tiere des Wildparks Schwarze Berge, sich zurückzuziehen. Die Tierpfleger bereiten ihre Schützlinge schon jetzt darauf vor

Vahrendorf. Nur noch wenige Wochen bis zum Winteranfang. Für die Tiere in der freien Natur sind die sinkenden Temperaturen das Signal, um ihren Biorhythmus runter zu fahren. Schließlich ist es die Jahreszeit, in der sie mit Kälte, unter Umständen Schnee und Eis und wenig Nahrung auskommen müssen. Wie geht der Wildpark Schwarze Berge mit dem Winterschlaf um? Zeit für einen Besuch.

Tierpfleger Sebastian Müller nimmt vorsichtig die Äskulapnatter auf die Zange und holt sie aus ihrem Terrarium. Angst hat er keine. Er nimmt sie sogar in die Hand. Diese Schlangenart ist nicht giftig. Bei den vier Hornottern und der Juraviper in der Schlangengrube nebenan wäre das undenkbar.

Die Reptilien machen die meiste Arbeit in der Vorbereitung auf die Wintersaison. Sie müssen wegen der sinkenden Temperaturen umziehen. Sie fressen schon jetzt weniger, da es kälter geworden ist, und sie dann schlechter die Nahrung verdauen. „Weil sie wechselwarme Tiere sind, dürfen sie nicht dem Frost ausgesetzt sein. Den können sie nicht vertragen“, sagt der 27-Jährige. Denn sie passen die Körpertemperatur der Temperatur ihrer Umgebung an. „Wenn sie in eine Winterstarre fallen könnten Käfer sie anknabbern.“

Ein kleiner Raum mit mehreren Terrarien und einer Temperatur von zehn bis 15 Grad ist das Winterquartier der Reptilien. Die Terrarien wurden komplett überarbeitet. Das Umbetten musste aber bislang auf sich warten lassen. „Es ist zwar morgens schon kühler, aber nachmittags haben wir noch 15 Grad“, sagt Müller. „Da kann ich sie noch nicht reinholen.“

Auch die Laubfrösche müssen demnächst umziehen, weil sie ihre Körpertemperatur ebenso der Umgebung anpassen. Sie kommen in einen etwa fünf Grad kalten Inkubator, der einem kleinen Kühlschrank ähnelt. Mit dem Gerät kann der Tierpfleger den grünen Tieren ein optimales Klima bescheren. Schrittweise kühlt er jetzt das Terrarium, in dem sie sich zurzeit aufhalten, von jetzt 16 Grad um ein paar Grad herunter.

Bei den meisten anderen der über einhundert verschiedenen Tierarten im Wildpark Schwarze Berge kommt es vor allem auf ihre Fettreserven an, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Der Winterspeck hindert die Kälte daran, in den Körper zu dringen. Dachs und Bär etwa hat Tierpfleger Sebastian Müller in den vergangenen Wochen mehr Futter gegeben, damit sie ihre Fettreserven aufbauen können.

Die Bären sind schon träge geworden, fressen weniger und ziehen sich in ihre Höhle zurück. „Sie sind aber keine Winterschläfer“, erklärt Sarah Klindworth, Pressesprecherin des Wildparks Schwarze Berge. „Sie halten nur Winterruhe.“ Das heißt: Die Körperfunktionen werden auf Betriebsniveau gehalten. Die Tiere haushalten mit der Energie, um gut durch den Winter zu kommen und werden leicht aktiv, wenn sie beispielsweise ihren Kot absetzen.

„Der Igel hingegen hat sich schon eingekugelt und ratzt“, sagt Sarah Klindworth. Er zählt zu den Arten, die den klassischen Winterschlaf halten. Weil Fell und Winterspeck nicht ausreichen würden, um sich gegen die Kälte zu schützen, weichen sie dem Winter mit ihrem Schlaf aus. Ihre Körpertemperatur sinkt auf fünf bis sieben Grad ab. Der Organismus friert ein und die Atemfrequenz wird heruntergefahren.

Und da sich die Tiere in der Kälte zurückziehen, muss auch ihr Bett wärmer und weicher sein. Also streut Sebastian Müller mehr Stroh ein. Die Hängebauchschweine sind schon eifrig damit beschäftigt, die Halme in ihrem Holzhäuschen zurechtzurücken. Auch die Stinktiere machen es sich, nachdem es in den vergangenen Tagen kälter geworden ist, eher in ihrer Höhle im Holzstoß gemütlich und flitzen seltener draußen herum.

Rückzug und Ruhe für die Tiere, heißt aber noch lange nicht, dass Sebastian Müller in den nächsten Monaten weniger zu tun hat. Täglich beobachtet er die Tiere. Schließlich ist das Immunsystem im Winter besonders anfällig. Am Körperumfang und an der Hautfarbe der Reptilien etwa merkt er, wenn etwas nicht in Ordnung ist. „Zur not ticke ich die Schlangen kurz an“, sagt Sebastian Müller.