Das Abendblatt stellt alle Teilnehmer des Harburger Kulturtags vor. Heute: die Produzentengalerie SchauRaum

Harburg. Wenn es einen Preis für die gemütlichste Galerie gäbe, der SchauRaum hätte gute Chancen ihn zu gewinnen. In der Harburger Produzentengalerie herrscht nämlich stets eine besonders herzliche Atmosphäre. „Oft sitzen wir hier nach dem Kulturtag alle noch lange zusammen und quatschen“, verrät Monica Bohlmann, unter deren Atelier in der Schwarzenbergstraße der SchauRaum sein Zuhause hat. Und auch die Besucher des Kulturtags können und sollen bei Kaffee und Kuchen mit den Künstlern ins Gespräch kommen.

Das Thema der neuen Gemeinschaftsausstellung, die extra für den Kulturtag konzipiert wurde und um 12 Uhr eröffnet wird, lautet „Das würde ich anders machen“. Ein Motto, das viel Raum zur kreativen Entfaltung lässt. „Einige von uns nehmen mit ihren Arbeiten Bezug auf andere Künstler oder haben eigene Werke übermalt oder verändert“, erklärt Monika Bohlmann. „Andere präsentieren Arbeiten, die auf das Weltgeschehen eingehen und sagen ‚das würde ich anders machen’.“

Eine Beispiel dafür sind die bewegenden Arbeiten von Monica Bohlmann. Sie druckte Zeitungsfotos auf Stoff und bestickte sie anschließend per Hand. Zu sehen sind Situationen und Ereignisse, die in politischen oder gesellschaftlichen Zusammenhängen stehen und Monica Bohlmann missfallen haben. So zeigt ein Bild einen Mann, der eone Robbe totschlägt, ein anderes wiederum stammt aus dem Golfkrieg und zeigte eine US-Soldatin, die im Abu-Ghuraib-Gefängnis vor einem toten Gefangenen posierte. „Diese Bilder haben mich einfach geschockt und berührt“, so Monica Bohlmann. „Das ist doch so was von geschmacklos und makaber.“ Entstanden sind jene Arbeiten zwar schon vor Jahren, gezeigt wurden sie allerdings noch nie.

Eine andere Herangehensweise wählte Petra Hagedorn: Sie hat alte Arbeiten aus ihrem Repertoire verändert. Als Grundlage dienten Fotos von Skulpturen, die sie auf einem Antikmarkt in Rom und in einem Schloss in Brandenburg gemacht hat. „Bislang habe ich eigentlich immer digitale Kunst gemacht“, sagt die Harburger Künstlerin. „Aber im Moment habe ich total große Lust mit Öl zu malen. Also habe ich beschlossen beides zu kombinieren.“ So bekamen die fotografierten Skulpturen jeweils einen neuen Hintergrund verpasst, der sie in völlig neuem Licht erscheinen lässt.

Neben Petra Hagedorn und Monica Bohlmann sind noch acht weitere Künstler an der Ausstellung beteiligt. Sie alle sind Mitglieder Künstlergruppe Artplacement, die im SchauRaum seit 2005 regelmäßig Ausstellungen organisiert. Die gezeigten Arbeiten reichen dieses Mal von Malerei über Fotografien bis zu Objekten. Andrea Rausch bemalt ebenfalls alte, eigene Bilder und Rüdiger Knott fertigt Assemblagen aus Fundsachen, die er in Hamburg oder Venedig gesammelt hat. Katrin Regelski und Gunnar Schröder hingegen werden einen Schaukasten an der Wand befestigen. „Was genau da drin ist, weiß ich selbst noch nicht“, so Monica Bohlmann. Und Stefan Oppermann verändert Kunstpostkarten – zum Beispiel „Das Schokoladenmädchen“ von dem Genfer Maler Jean-Étienne Liotard.

Für Monica Bohlmann ist die Teilnahme am Kulturtag dieses Jahr übrigens auch deshalb etwas Besonderes, weil sie ihr Atelier Ende 2015 vermutlich verlassen wird.

„Mir fällt das wirklich schwer, aber mein Mann ist letztes Jahr verstorben, und alleine schaffe ich das einfach nicht“, sagt sie. „Wir wollen uns aber bemühen, einen Künstler zu finden, der das Atelier übernimmt, so dass wir den Schauraum erhalten können.“

Das zehnjährige Bestehen des SchauRaums im kommenden Jahr soll aber noch gebührend gefeiert werden. „2015 wollen wir ganz viele Ausstellungen machen“, so Monica Bohlmann. „Vor allem mit Arbeiten unserer Gruppe.“

Harburger Kulturtag am 8. November 2014: SchauRaum, Schwarzenbergstraße 42, 12 bis 20 Uhr. Die Ausstellung „Das würde ich anders machen“ ist nach dem Kulturtag noch bis zum 23. November zu sehen und immer samstags und sonntags zwischen 16 und 18 Uhr geöffnet. www.my-artwindow.de