Der Leerstand im Neu Wulmstorfer Ortskern beunruhigt Verwaltung und Gewerbeverein

Neu Wulmstorf. Dort, wo eigentlich das Leben toben sollte, bestimmt Tristesse die Szenerie. An diesem Montag sind die Türen des Outdoorbekleiders Jack Wolfskin im Marktplatz-Center mitten in Neu Wulmstorf geschlossen. Erst am Donnerstag gehen hier die Lagerreste des Outdoor-Spezialisten wieder über die Theke. Von den Tagen, in denen man noch nebenan Brillen beim Optiker kaufen konnte, zeugen nur noch leere Regale. Auf einem eingerissenen Blatt Papier im Schaufenster werden Gewerberäume zur Miete angeboten.

Das Marktplatz-Center ist seit Jahren die Problemimmobilie schlechthin in Neu Wulmstorf. Mehrere Jahre stand das 2800 Quadratmeter große Center leer – bis Jack Wolfskin Anfang 2013 dort einzog und seitdem von Donnerstag bis Sonnabend Restbestände in einem Lagerverkauf anbietet. Doch jetzt droht auch der Outdoor-Markt aus dem Gebäude auszuziehen. Im Oktober nächsten Jahres läuft der Mietvertrag zwischen Rewe und Jack Wolfskin aus.

„Wir planen keine erneute Anmietung der Fläche“, teilte Daniela Beckmann, Pressereferentin der Rewe-Region Nord, auf Anfrage mit. Rewe hat den Verkaufsraum an Jack Wolfskin untervermietet. Der Outdoor-Spezialist will sich nicht dazu äußern, ob er mit dem Center-Eigentümer direkt über eine Bleibe in dem Gebäude verhandelt. Das Unternehmen versicherte aber, Neu Wulmstorf treu bleiben zu wollen. „Jack Wolfskin will gerne weiterhin die Restbestände in einem Lagerverkauf in Neu Wulmstorf mit begrenzten Öffnungszeiten anbieten“, sagte Pressesprecher Steffen Schneider. „Es geht allerdings auch in Zukunft nicht um ein Outlet oder einen Fabrikverkauf sondern nur um den Verkauf von Restbeständen an lokale Verbraucher.“

Weder der Neu Wulmstorfer Gewerbeverein noch die Verwaltung weiß, was nach dem Ende des Mietvertrags mit dem Marktplatz-Center passieren soll. Über Jahre hat Erich Körn, Geschäftsführer des Neu Wulmstorfer Gewerbevereins, versucht, einen engeren Draht zum Gebäude Management Handwerk (GMH) in Berlin, das sich um die Immobilie kümmert, zu entwickeln. „Das gelingt uns einfach nicht“, sagte Körn. „Der Verwalter tut sich schwer, mit uns zusammenzuarbeiten.“ Erschwerend kommt hinzu, dass das Marktplatz-Center einem Investor in Israel gehört. „Wir wissen selber nicht, was er mit dem Gebäude vor hat“, sagte der Verwalter auf Anfrage. Auch die Gemeinde erklärte, dass kaum Kontakt zum Eigentümer bestehe. Nicht nur die leer stehenden Räume im Center sind ein Problem. Selbst die Tiefgarage des Marktplatz-Centers wird trotz Parkplatzmangel im Ortskern kaum genutzt. Denn es gibt keine direkte Anbindung zur Geschäftszeile am Vosshusener Parkplatz. Die Autofahrer müssen um das Gebäude herumlaufen. „Das macht keiner“, sagte Erich Körn.

Inzwischen haben zahlreiche Einwohner Jack Wolfskin im Marktplatz-Center schätzen gelernt. Zwar ist die Umfrage des Hamburger Abendblatts kein repräsentatives Ergebnis, aber viele Bürger würden es bedauern, sollte das Bekleidungsgeschäft wieder verschwinden. Hier decken sich viele Bürger regelmäßig mit Regenjacken und Sportschuhen ein. „Das Geschäft ist sehr wertvoll“, sagte die Seniorenpflegerin Heidrun Schorsch, 60. Nicht nur für die Neu Wulmstorfer. „Die Leute kommen von überall her, um da einkaufen zu gehen“, ist der Seniorin Petra Wiegel, 60, aufgefallen.

Besonders während der Neu Wulmstorfer Woche brummte der Laden. Die Tatsache, dass hier Restposten verkauft werden, stößt einigen Einwohnern aber auch auf. Für die Vertriebsmitarbeiterin Martina Schäfer, 35, kommt das Geschäft einem Outlet gleich und der sei aus ihrer Sicht im Ortskern deplaziert. „Der Laden entwickelt dadurch etwas Ramschcharakter“, sagt sie. Sie findet, dass das Areal in der Nähe von Rathaus und Schule zum Verweilen einlade und sich nicht zum „hektischen Schnäppchenjagen“ eigne.

Einige Einwohner wünschen sich alte Zeiten zurück und wollen hier wieder Lebensmittel einkaufen können. Anneliese Weiß, 77, etwa verspricht sich davon eine Belebung des Marktplatzes. Auch der Chef des Gewerbevereins sagte, das Center biete eine optimale Lage für einen Verbrauchermarkt. Doch wer glaubt, dass das Center etwa für die Famila-Kette attraktiv wäre, irrt. „Die Fläche ist zu klein“, sagte Solveig Hannemann, Pressereferentin von Famila. Alles, was sich unter 3000 Quadratmeter bewegt, fällt durchs Raster.

Anders sieht es mit dem ehemaligen Möbel-Meyn-Gelände am Rande von Neu Wulmstorf aus. Wie berichtet will sich Famila dort auf 3500 Quadratmetern ansiedeln, zieht aber den Protest der Einzelhändler an der Bahnhofstraße auf sich. Sie fürchten um ihre Existenz. Die Ansiedlung ist noch nicht endgültig beschlossen. Der Rat hatte aber eine weitergehende Prüfung abgesegnet.