Serie zum Harburger Kulturtag: Das Abendblatt stellt alle Teilnehmer vor. Heute: Ulrike Hinrichs und Kerstin Nagel-Stein

Harburg. Manchmal ereignen sich im Leben schicksalhaft Begegnungen. Das erste Zusammentreffen der beiden Harburger Künstlerinnen Ulrike Hinrichs und Kerstin Nagel-Stein war so eine. „Nach 15 Jahren in Berlin bin ich vor Kurzem wieder in meine Ursprungsheimat Harburg zurückgezogen“, erzählt Ulrike Hinrichs. „Mein Cousin Thorsten Römer, einer der Mitgründer des Kulturtages, meinte irgendwann, dass ich Kerstin unbedingt mal kennenlernen müsse.“ Die beiden Frauen zögerten nicht lange und verabredeten sich. „Wir haben uns sofort gut verstanden und gemerkt, dass wir auch künstlerisch gut zusammen passen“, fügt Kerstin Nagel-Stein hinzu.

So kommt es, dass die beiden Künstlerinnen beim Harburger Kulturtag am 8. November nun ihre erste gemeinsame Ausstellung mit dem Titel „Wintervögel“ präsentieren. In der Haspa-Filiale in der Harburger Schlossstraße 14, also dort, wo einst die Eros-Bar zu Hause war, werden sie zwischen 12 und 20 Uhr ihre Arbeiten zeigen. Die abstrakten Malereien von Kerstin Nagel-Stein, die ihre Bilder beim letzten Kulturtag noch auf einer Barkasse im Harburger Hafen ausgestellt hat, treten dabei in Dialog mit den Holzskulpturen von Ulrike Hinrichs. Sie reichen von fantasievollen Engeln über Fische bis zu Totenköpfen.

„Wir kamen irgendwann auf die Idee, Ulrikes Skulpturen vor meine Bilder zu stellen“, sagt Kerstin Nagel-Stein. „Es war total spannend die unterschiedliche Wirkung zu beobachten, sprich wie das Bild sich durch die Skulptur verändert und umgekehrt.“ Während der Totenkopf vor einem roten Hintergrund noch beängstigend gewirkt habe, hätte er vor einer weiten Landschaft plötzlich etwas Friedliches ausgestrahlt. Vor allem aber waren die beiden Frauen überrascht, wie gut ihre Werke miteinander harmonieren, obwohl sie gar nicht füreinander gemacht worden waren. Das liegt vielleicht auch daran, dass ihre Biografien durchaus Ähnlichkeiten aufweisen.

Ulrike Hinrichs ist hauptberuflich als selbstständige Mediatorin, Coach und Rechtsanwältin tätig. „Eigentlich wollte ich Kunst studieren, aber wie so oft hieß es dann ‚Kind, lern was Vernünftiges!’“, sagt sie. „Doch in den letzten zehn Jahren hat sich bei mir etwas bewegt und ich bin wieder zurück zu meiner Kreativität gekommen.“ Im Oktober beginnt Ulrike Hinrichs ein Berufsbegleitendes dreijähriges Kunsttherapie-Studium.

Die Geschichte von Kerstin Nagel-Stein ist ähnlich: Die gelernte Kauffrau im Im- und Export hat 2010 beschlossen, ihrer Liebe zur Kunst endlich nachzugehen und begann an der Bildkunst Akademie in Hamburg Illustrationsdesign zu studieren. „Im März diesen Jahres habe ich meinen Abschluss gemacht“, sagt sie stolz. „Als Examensprojekt habe ich ein Kinderbuch gemacht, für das ich noch auf der Suche nach einem Verlag bin.“ In Zukunft wolle sie gerne als Illustratorin Fuß fassen, nebenbei aber weiterhin als freie Künstlerin arbeiten.

Zum Harburger Kulturtag bringen die beiden Künstlerinnen jeweils um die 15 Werke mit. Etwa zwei Drittel davon werden in den eingangs erwähnten Kombiwerken zu sehen sein. Ergänzend zeigen Ulrike Hinrichs und Kerstin Nagel-Stein weitere Arbeiten aus ihrem bunten Schaffen. Hinrichs widmet sich neben der Bildhauerei nämlich auch der Malerei. „Ich male neuerdings viel mit Tusche“, sagt sie, „habe aber auch Zeichnungen und Aquarelle.“

Und Kerstin Nagel-Stein, die beim letzten Harburger Kulturtag noch viele Collagen ausgestellt hatte, hat gerade eine neue Porträt-Reihe begonnen: Ihre äußerst gelungenen Ölgemälde zeigen die Akteure der erfolgreichen TV-Serie „Breaking Bad“. „Mich hat die Serie einfach fasziniert“, sagt sie, „deswegen habe ich damit angefangen.“ Damit die Besucher des Kulturtags nicht auf dem Trockenen sitzen, versprechen die beiden passend zum Ambiente der ehemaligen Eros-Bar übrigens Bier und Sekt. „Ich freue mich schon auf den Kulturtag. Ich finde die Idee großartig, weil es dadurch so eine schöne Vernetzung gibt“, sagt Ulrike Hinrichs, für die es die erste Teilnahme an der Kulturveranstaltung ist und die aus Berlin natürlich gewohnt ist, Kultur en masse um sich zu haben. „Mit Berlin kann Harburg in Sachen Kunst vielleicht nicht mithalten“, grinst sie. „Aber ich bin wirklich nachhaltig beeindruckt, was es hier alles gibt.“

Harburger Kulturtag am 8. November 2014: Ulrike Hinrichs und Kerstin Nagel-Stein, Haspa, Harburger Schlossstraße 14 (ehemalige Eros-Bar), 12 bis 20 Uhr. www.aufdemsofa.com , www.nagel-stein.de