Kandidaten werden gesucht. Konferenzteilnehmer trafen am Wochenende Vorbereitungen für die Wahl am 5. Dezember

Harburg . Integrationskonferenz. Das klingt nach komplizierter Unterhaltung über das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und die gesellschaftliche Entwicklung. Aber ganz das Gegenteil ist der Fall. Zumindest, wenn in Harburg zur Integrationskonferenz eingeladen wird. Fröhlichkeit und Engagement kommen hier zusammen. Und bereits am 5. Dezember, das war das vorbereitende Ziel der am Wochenende im Elbcampus der Handwerkskammer veranstalteten dritten Integrationskonferenz, soll in Harburg von den Bewohnern des Bezirks ein sogenannter Integrationsrat gewählt werden.

Der Integrationsrat soll aus neun Mitgliedern und neun Stellvertretern bestehen und Kooperationspartner der Harburger Bezirksversammlung in allen Fragen des Zusammenlebens und der Bezirksentwicklung werden. Bereits Jugendliche ab 14 Jahre können Mitglied des Integrationsrates werden und sich zur Wahl stellen. Bewerbungsunterlagen gibt es beim Bezirksamt, bei Karin Helberg-Scheimann, Harburger Ring 33. Dort müssen Kandidaten ihre ausgefüllten Bewerbungen bis zum 14. November auch wieder abgeben. Dann endet die Bewerbungsfrist. Kandidaten sollten möglichst aus folgenden Regionen der Welt kommen: Russische Föderation, Polen, Kasachstan. Türkei. Asien unter anderem mit Afghanistan, Pakistan und Indien. Afrika. Nord- und Südamerika. Deutschland sowie restliches Europa. Umfassende Informationen stellt das Bezirksamt auch mit der Broschüre „Vielfalt in Harburg - mitmachen, mitreden, mitgestalten“ zur Verfügung, die unter anderem im Rathaus ausliegt. Informationen im Internet unter www.hamburg.de/harburg/soziales-integrationsrat

Wählen am 5. Dezember, ab 16 Uhr im Harburger Rathaus, dürfen alle, die in Harburg wohnen oder arbeiten und mindestens 14 Jahre alt sind. „Die jungen Leute sind unsere Zukunft“, sagt Sarah Heinlin vom Fachamt Sozialraummanagement, die, unterstützt von Karin Helberg-Scheimann, die Integrationskonferenzen organisiert. Sie hat insbesondere Schulen angesprochen, sich an Integrationskonferenzen zu beteiligen. Bislang sind Jugendliche aber nicht vertreten. Der Teilnehmerkreis zählt von Anfang an etwa 90 Bewohner Harburgs , unterschiedlichster Herkunft. So auch bei der Konferenz am Wochenende im Elbcampus. Bezirksamtsleiter Thomas Völsch eröffnete die Konferenz und wies auf die Notsituation Harburgs durch die steigende Zahl ankommender Kriegsflüchtlinge bei der Zentralen Erstaufnahme am Neuländer Platz hin. „Die Unterbringung von Menschen muss menschenwürdig sein“, sagt Völsch, „die Unterbringung in Zelten muss dringend beendet werden.“ Er lobte das viele ehrenamtliche Engagement der Teilnehmer und Organisatoren, ohne das die Integrationskonferenz nicht möglich wäre.

Er kann es einfach. Peter Schuldt, Chorleiter und Macher des mit der Harburger Goetheschule verwurzelten und mittlerweile deutschlandweit gefragten Chores „Gospeltrain“. Er war zum musikalischen Einstimmen der Konferenzteilnehmer gekommen. „Stand by me“. Alle sangen mit, klatschten und tanzten. Und Schuldt machte aus seiner Erfahrung deutlich, was Integration bedeutet. Gospeltrain zählt mehr als 80 Sängerinnen und Sänger. Vertreten sind 42 Nationalitäten. Schuldt: „So hat Harburg bereits viele herausragende Sänger hervorgebracht. Wir müssen alle Menschen in ihren Begabungen fördern. Integration funktioniert, wenn man sich wohl fühlt und Spaß hat. Unser Chor ist ein Paradebeispiel für Integration.“

Seit 2012 laufen in Harburg die Vorbereitung zur Einrichtung eines Integrationsrates. Zunächst hatte eine Expertengruppe begleitet von Fraktionsmitgliedern der Bezirksversammlung und Bezirksamtsleiter Thomas Völsch erste Begegnungen organisiert, mit 30 Vereinen auf der Interkulturellen Meile vor dem Rathaus, mit Stadtteilfesten und Infoständen. Es folgte die erste Integrationskonferenz im November vergangenen Jahres, dann die zweite Konferenz im März dieses Jahres und nun die dritte Konferenz. Kommunikationsund Kooperationsstrukturen sind zuvor entwickelt worden. Die Einrichtung des Integrationsrates wird seit 2013 für drei Jahre, bis 2016, vom Bundesinnenministerium finanziell mit knapp 100.000 Euro gefördert. Karin Robben von der Hamburger Lawaetz-Stiftung hat als Moderatorin von Integrationskonferenzen auch in anderen Bezirken einen besonders guten Eindruck von Harburg gewonnen. „Die Harburger Gruppe ist einfach einzigartig“, sagt sie, „sie ist enorm engagiert. Und das alles ehrenamtlich nach Feierabend. Alle gut 90 Teilnehmer sind der Konferenz seit Anfang an treu geblieben.“

Als Mitglied im bereits aktiven Hamburger Integrationsrat gab Özlem Naz einen Ausblick auf die Arbeit des Harburger Integrationsrates. Sie sagt: „Integration hat viel mit Willkommenskultur zu tun. Integration ist für mich ein wechselseitiger Begriff und eine Aufgabe für die ganze Stadt. Wir müssen in allen Bereichen eine gleichberechtigte Teilhabe schaffen. Es muss möglich sein, dass Frauen am Arbeitsplatz ein Kopftuch tragen und es darf nicht sein, dass ein wohnungssuchender Afrikaner nur schwer einen Mietvertrag bekommt. Aber, wenn wir uns alle beteiligen, dann verändern wir unser Umfeld. All das geschieht ganz langsam. Für jeden kommt es darauf an, kontinuierlich dabei zu sein und seine Meinung zu vertreten, um die Gesellschaft zu gestalten. Kritisieren kann jeder. Aber es kommt darauf an, sich zu bewegen, etwas zu tun, damit etwas geschieht.“