Die kleine Off-Galerie am Schwarzenberg braucht dringend finanzielle Unterstützung, um den Fortbestand zu sichern

Harburg. „Zapfenstreich“ ist die dritte Ausstellung des diesjährigen Sommer-Specials im SchauRaum überschrieben, die ab 22. August der Künstler Michael Baltzer gestaltet. Doch der Titel der Werkschau hängt gleichwohl wie ein Damoklesschwert über der kleinen Off-Galerie an der Schwarzenbergstraße 42. Denn obwohl sie sich längst einen Namen weit über die Grenzen Harburgs hinaus gemacht hat, ist ihr Fortbestand akut gefährdet.

„Ich habe meinen Ausstellungsraum zur Verfügung gestellt, weil ich unbedingt etwas für die Kultur in Harburg tun wollte“, sagt die Malerin Monica Bohlmann. Sie gab das Areal unter ihrem Atelier im November 2005 frei, damit Künstler vor allem aus dem Süden Hamburgs hier ihre Werke präsentieren können. Doch dann starb im vergangenen Jahr ihr Mann Hannes, der für den SchauRaum als Ideengeber, Facility Manager und Sponsor in Personalunion faktisch unverzichtbar war. „Allein kann ich all das, was notwendig wäre, um die Galerie in ihrer jetzigen Form weiterzuführen, nicht mehr leisten“, sagt Monica Bohlmann.

Das Überleben der unabhängigen Kulturstätte könnte vor allem an finanziellen Problemen scheitern. Die Betriebskosten, die sich übers Jahr auf etwa 6000 Euro summieren, hatte die Familie Bohlmann bislang allein getragen. Ein Großteil fließt dabei in die Heizkosten, da der SchauRaum mit energieaufwendigen Nachtspeicheröfen erwärmt wird. Eine Umstellung auf Öl- oder Gasheizung haben die Eigentümer abgelehnt. Die hohen Investitionskosten würden in keiner Relation zur Ersparnis stehen, „das rechnet sich überhaupt nicht“, hieß es.

Immerhin wird der SchauRaum seit acht Jahren von der Hamburger Kulturbehörde mit einem jährlichen Zuschuss von 1000 Euro gefördert. Doch ist dieses Geld zweckgebunden und darf nur für Einladungen und ähnliche Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben werden.

„Die Schließung wäre für den Bezirk ein großer Verlust. Dass unsere Ausstellungen durchaus massenwirksam sind, beweisen die Besucherzahlen beim Kulturtag Harburg, an dem schon bis zu 400 Schaulustige gezählt wurden“, sagt der Künstler Jan Ratschat. „Der SchauRaum ist neben dem Harburger Kunstverein der einzige Schauplatz im Hamburgs Süden, an dem kontinuierlich moderne Kunst präsentiert wird, sieht man mal von der großen Sammlung Falckenberg in der Phoenix-Hallen ab.“ Überdies sei der SchauRaum zum Heimathafen der 2003 gegründeten Künstlergruppe „artplacement“ geworden, die sich dort regelmäßig treffe.

Zuletzt wurde dabei auch intensiv diskutiert, wie das drohende Aus des SchauRaums doch noch abgewendet werden kann. Monica Bohlmann hat schon erwogen, ihr Atelier künftig zu vermieten, weil sie auch zu Hause genug Platz zum Arbeiten hätte. „Eine weitere Möglichkeit wäre der Aufbau eines Sponsorenpools aus Privatpersonen und Firmen“, sagt Ratschat. So hatte in der Vergangenheit die Sparkasse Harburg-Buxtehude bereits einmal einen Teil der Betriebskosten übernommen.

Prominent liest sich die Gästeliste des SchauRaums allemal. Der ehemalige Bundesverteidigungsminister Volker Rühe schaute ebenso vorbei wie Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch und Prof. Jürgen Pietsch von der HafenCity Universität. Und die Kulturszene der Stadt war ohnehin stets bestens vertreten, wie die Namen Prof. Rainer-Maria Weiss (Helms-Museum) und Prof. Hermann Rauhe (Hochschule für Musik und Theater) hinreichend belegen.

Unterdessen erwägen die Künstler auch, ob nicht mit einer gemeinsamen Verkaufsausstellung in Form einer „Petersburger Hängung“ zum nächsten Harburger Kulturtag wenigstens ein Teil der Betriebskosten aufgebracht werden kann. „Wir müssen einfach alle Optionen prüfen, das sind wir dem SchauRaum schuldig“, so Jan Ratschat.

Eigentlich wollte sich Monica Bohlmann schon zum Ende dieses Jahres zurückziehen. Nun gewährte sie aber einen Aufschub bis Ende 2015. Dann feiert der SchauRaum sein zehnjähriges Bestehen. Ob es eine Zukunft darüber hinaus für die kleine Off-Galerie in Hamburgs Süden gibt, ist zur Stunde völlig ungewiss.