Initiative „Gedenken in Harburg“ und Kölner Künstler Gunter Demnig planen weitere Aktionen

Harburg. Eines ist sicher: Auch kommendes Jahr wird der Kölner Künstler Gunter Demnig wieder nach Harburg kommen, um weitere „Stolpersteine“ auf Gehwegen zu verlegen, damit die Namen derer nicht in Vergessenheit geraten, die zur Zeit der Nazi-Diktatur, vor rund 70 Jahren, aus den Häusern ihrer damaligen Wohnanschrift abgeholt, zu Zwangsarbeit getrieben und in Konzentrationslagern umgebracht wurden. „Wir haben im Harburger Rathaus eine Tafel mit 330 Namen von Nazi-Opfern“, sagt Klaus Möller von der „Initiative Gedenken in Harburg“ des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Hamburg-Ost. Für gut die Hälfte der genannten Harburger Opfer sind inzwischen bereits Stolpersteine in die Gehwege eingebracht worden. Es sind Gedenksteine mit blanker Messingplatte und der typischen ersten Zeile: „Hier wohnte ....“

Demnig hat seine Stolperstein-Aktion bereits 1997 gestartet, wurde bereits mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Er erhielt auch den Max-Brauer-Preis der Alfred-Töpfer-Stiftung und die Herbert-Wehner-Medaille der Gewerkschaft ver.di und hat europaweit bereits mehr als 15.000 Gedenksteine gesetzt, davon in Hamburg 4.600 . In Harburg waren es gestern acht neue Steine, womit die Gesamtzahl nun 175 beträgt. Der Kreis der Unterstützer für Demnigs Stolpersteinaktion ist im Laufe der Jahre gewachsen. Öffentliche Förderung gibt es nicht. Patenschaften für Stolpersteine werden vergeben. Ein Stolperstein kostet 120 Euro.

In Harburg zählen unter anderem zehn Schülerinnen und Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums zum Kreis der neuen Unterstützer. Sie sammelten Geld und gaben drei Stolpersteine in Auftrag, die Demnig gestern Vormittag am Eißendorfer Pferdeweg 12 in den Gehweg einbaute, wo sich früher ein Kinderheim befand. Von dort waren im Jahr 1943 die Kinder Peter Harms (2), Uwe Hinsch (7) und Walter Stein (8) in die Heil- und Pflegeanstalt Eichberg bei Eltville gebracht worden, wo sie wenig später den Angaben nach ermordet wurden.

An der Neuen Straße 8, vor dem Sanitätshaus Meyer, wurde der vierte Stolperstein mit dem Namen von Alfred Blumann in den Gehweg eingelassen. Der Kaufmann, Sohn einer jüdischen Familie, war 1943 im Alter von 69 Jahren nach Theresienstadt und nach Ausschwitz deportiert worden, wo er am 18. Mai 1944 umgebracht wurde.

In der Hölertwiete 8 sind drei Stolpersteine installiert, die an Clotilde (81), Julius (82) und Hans (59) Neufeld erinnern, die nach Theresienstadt deportiert worden waren und den Angaben nach dort verstarben. Klaus Möller sagt, dass die Aufarbeitung der einzelnen Schicksale zunehmend schwierig wird, weil zunehmend Adressen von Angehörigen nicht ermittelt werden können und die Zahl der Zeitzeugen weniger wird. Eigentlich wollten die Schülerinnen und Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums den Einbau der Stolpersteine am Eißendorfer Pferdeweg selbst miterleben. Aber: Wegen der Schulferien sind derzeit fast alle verreist. Deshalb gibt es einen Sondertermin für eine Gedenk- und Informationsveranstaltung am Donnerstag, 18. September, 11 Uhr, im Haus der Kirche, Harburger Ring 20.