Nach dem verheerenden Großfeuer am Lüneburger Stint hat die Sonderkommission Hinweise auf einen möglichen Täter

Lüneburg. Fast sieben Monate nach dem verheerenden Großbrand in der Lüneburger Altstadt haben Ermittler einen Verdächtigen im Visier. „Wir haben einen konkreten Hinweis auf eine Person, die in der Nacht nach der Explosion im direkten Umfeld des Brandorts wahrgenommen wurde“, sagte ein Sprecher der Polizei am Dienstag. „Wir gehen davon aus, dass die Person konkret mit der Brandstiftung zu tun hat.“

Offenbar hatten die Ermittler die Beschreibung des Mannes schon länger vorliegen gehabt, aus ermittlungstaktischen Gründen aber bisher auf eine öffentliche Fahndung nach dem Verdächtigen verzichtet. Die Hinweise hätten sich aus Kameraaufnahmen und Aussagen von Zeugen ergeben, wie die „Landeszeitung“ in Lüneburg berichtet.

Bei dem Feuer im Dezember 2013 war ein denkmalgeschütztes Gebäude im Lüneburger Wasserviertel zerstört worden. Der Brand war durch eine Explosion in einem italienischen Restaurant im Erdgeschoss ausgebrochen. Elf Bewohner des Hauses konnten sich in letzter Minute retten. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro. Die Sonderkommission „Stint“ fahndet mit mehr als einem Dutzend Beamten nach dem Brandstifter.

Für die Stadt Lüneburg war das Feuer ein schwerer Schlag: Das Haus war einmal das Herz des Lüneburger Stintmarkts. Nach dem Feuer hatte die Stadt das Grundstück mit einem Bauzaun abgesperrt.

„Das ist jedes Mal ein Stich ins Herz, wenn ich dort hinsehe“, sagt Martin, Drei-Tage-Bart und Zopf. Der junge Kellner vom anderen Ende der Straße muss immer noch zweimal hingucken, wenn er in Richtung der Lücke zwischen den Fassaden blickt. „Es wird wohl eine Weile dauern, bis das hier wieder so aussieht wie vorher.“

Am Stintmarkt 2 lautete die Adresse, die in der Nacht zum 2. Dezember abgebrannt ist. Etwa zwölf Menschen lebten in den oberen Stockwerken, im Erdgeschoss lag ein italienisches Restaurant, im Keller ein Irish Pub. Das Haus, gebaut 1857, mit seiner altrosa Fachwerkfassade zum Wasser der Ilmenau und dem Alten Kran hin und dem roten Backstein auf der Gassenseite – es war das Herz der Kneipenmeile, die die Lüneburger nur kurz „Stint“ nennen. Und die deutschlandweit bekannt ist.

Geht es nach dem Willen von Stadtverwaltung und Eigentümer, soll das Haus schon in Bälde wieder in altem Glanz erstrahlen. Das Lüneburger Rathaus hat in Hannover bereits einen Antrag auf Ausweitung des Sanierungsgebiets Wasserviertel gestellt – das endet zurzeit kurz vor dem Grundstück, würde aber vergünstigte Sanierungen und Fördermittel bedeuten. Darüber hinaus hat Niedersachsens Sozialministerium angekündigt zu prüfen, ob Zuschüsse möglich sind im Sinne der Städtebauförderung.

Ziel des Privateigentümers ist es, das Gebäude so wieder aufzubauen, wie es die vergangenen 150 Jahre ausgesehen hat. Auch Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) hat den möglichst originalgetreuen Lückenschluss angekündigt.

Die Ermittlungen der Sonderkommission „Stint“ laufen derweil weiter. Schon kurz nach dem Feuer hatten die Ermittler konkrete Verdachtsmomente auf Brandstiftung. Details zum Verdächtigen wollte gestern aus ermittlungstaktischen Gründen noch niemand bekannt geben.