Sechs Ausbaumöglichkeiten werden den Landkreisen präsentiert, Niedersachsen organisiert Bürgerbeteiligung

Brackel. Wird die Y-Trasse eines Tages gebaut – oder doch eine Alternative? Wie auch immer: Der Ausbau des Schienennetzes zur Sicherstellung des Hafenhinterlandverkehrs betrifft den Landkreis Harburg. Die Bahn ist derzeit auf Tour durch alle Landkreise Niedersachsens, die von den Plänen berührt sind. Am Dienstag machte sie in Brackel Station, um Vertreter von Kommunen und Landkreis zu informieren.

Die Bahn hat vor zwei Jahren vom Bund den Auftrag bekommen, Alternativen zur ursprünglichen Y-Trasse, die Hamburg, Bremen und Hannover verbinden soll, zu erarbeiten. Sechs neue Variantenvorschläge waren bereits im Februar im Bundesverkehrsministerium und in einem Länder-Workshop präsentiert worden. Dies hatte beim Landkreis Harburg für Ärger gesorgt, da die Behörde aus der Presse und nicht direkt von der Bahn über das Verfahren informiert worden war. Das holt die Bahn nun bis zu den Sommerferien nach. „Am 29. Juli gibt es eine öffentliche Abschlussveranstaltung in Soltau“, sagte Michael Baufeld, bei der Bahn zuständig für Großprojekte. Nach den Sommerferien organisiert das Land Niedersachsen Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung. Im Herbst 2015 sollen die Ergebnisse vorliegen, die in den neuen Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden.

Simone Ilgner, bei der DB Netz AG zuständig für die Koordination von Großprojekten, weist darauf hin, dass die jetzt vorgestellten sechs Alternativen zunächst nur Annahmen und keine festgelegten Trassen sind. „Wir als Bahn haben keine Präferenzen, es wird ergebnisoffen diskutiert“, betont sie. Doch haben die groben Voruntersuchungen schon Vor- und Nachteile der Varianten offenbart. Geprüft wurden: baubetriebliche Umsetzbarkeit, Eingriff in Schutzgebiete, erforderlicher Schallschutz und Trassenführung. Aber auch die Kosten spielen eine Rolle – und hier schneidet die Y-Trasse in ihrer Urfassung am schlechtesten ab. Hier die Bewertungen der einzelnen Varianten:

Y-Trasse klassisch. Verlauf: Von Buchholz aus bei Lauenbrück Abzweig zum Neubauabschnitt, Zusammentreffen mit Neubauabschnitt von Langwedel in Visselhövede, in Isernhagen passiert die Trasse Hannover im Osten und endet in Lehrte. 55 Kilometer Schutzgebiete werden berührt, 2000 Haushalte würden Lärmschutz benötigen. Der Ausbau kann „unter rollendem Rad“ erfolgen. Kosten: 2,7 Milliarden Euro (plus 200 Millionen Euro für den viergleisigen Ausbau zwischen Buchholz und Lauenbrück).

Y-Trasse als reine Güterstrecke. Verlauf: Von Maschen parallel zur A7 bis Soltau, von dort Abzweig nach Langwedel und Celle. 80 Kilometer Schutzgebiete werden berührt, 25.000 Haushalte brauchen Lärmschutz. Kosten: 2,5 Milliarden Euro.

Ausbau der Bestandsstrecken Maschen –Uelzen–Celle und Niendorf–Wunstorf.Vier- beziehungsweise dreigleisiger Ausbau im Nordosten, punktuelle Erweiterung im Südwesten. 100 Kilometer Schutzgebiete, 55.000 betroffene Haushalte (Lärmschutz). Die Erweiterung ist aufwendig, da zum einen der rollende Verkehr beeinträchtigt würde, zum anderen in den Ortslagen gar nicht genug Platz wäre. Es müsste im Prinzip sogar ein Teil der A39 verlegt werden. Kosten: 2,5 Milliarden Euro.

Reduzierter Ausbau Maschen–Uelzen; Nienburg–Wunstorf wie oben.35.000 Haushalte von Lärm betroffen, Kosten nur 1,7 Milliarden Euro.

Neubaustrecke Ashausen–Unterlüß und Ausbau Wunstorf–Nienburg. 55 Kilometer Schutzgebiete, 10.000 von Lärm betroffene Haushalte, Neubau ohne Beeinflussung der Bestandsstrecken. Kosten: 2 ,0 Milliarden Euro

Neubaustrecke Ashausen–Suderburg und Ausbau Wunstorf–Nienburg.Verlauf: Südlich an Lüneburg vorbei. 30 Kilometer Schutzgebiet, 5000 Wohneinheiten, Bau ohne Beeinflussung des Betriebsablaufs möglich, Kosten: 1,4 Milliarden Euro.

Eine weitere Option ist der Ausbau der Amerika-Linie Bremen–Soltau–Uelzen, die aber nur eine Ergänzung darstellt. Voraussetzung für den Neubau zwischen Ashausen und Uelzen ist die Anbindung an den sogenannten Ostkorridor. Damit ist der Ausbau der Strecke Uelzen–Stendal und damit die Anbindung an die Hauptstrecke nach Osteuropa gemeint (Beginn in diesem Jahr). „Bei allen Varianten ist noch nicht die Akzeptanz der Betroffenen berücksichtigt“, sagte Simone Ilgner. Welche Variante auch immer gewinnt, „die Planungen werden rund zehn Jahre in Anspruch nehmen“, so Michael Baufeld.

Der Landkreis Harburg hatte mehrfach kritisiert, dass überhaupt neue Untersuchen angestellt werden, da es für die Y-Trasse eine abgeschlossene Raumordnung gibt. Die ist aber nur bis Ende 2015 gültig. Danach müsste die Planung neu aufgestellt werden. Ob für dieses „Verfalldatum“ eine Verlängerung möglich ist, muss das Land Niedersachsen entscheiden.