Was die Jungen und Mädchen des Blue Voice Kindershowchors vor und nach ihrem Auftritt in der O2-World mit dem britischen Superstar erlebt haben

Neugraben. Von der Show auf der Bühne abgesehen war eine Begegnung zwischen Robbie Williams und dem für ihn engagierten Kinderchor gar nicht vorgesehen. Doch als die elf Jahre alte Emelie und ihre Freundin Alina, 12, zusammen hinter der Bühne auf eigene Faust durch die Flure der O2-World streifen, läuft plötzlich der Superstar an ihnen vorbei. Während Emelie der verdutzen Alina zuflüstert, wem sie da gerade begegnet sind, hat Robbie Williams schon kehrt gemacht und gibt Emelie zur Begrüßung die Hand.

Es bleibt bei diesem flüchtigen Moment. Aber es gibt Fans überall auf der Welt, die dafür alles geben würden. Denn zumindest Emelie ist Robbie Williams in Erinnerung geblieben. Auf die Begegnung im Flur anspielend, stubbst er die elf Jahre alte Hamburgerin später auf der Bühne an und sagt zu ihr: „Your’re the cheeky one!“ Frei übersetzt bedeutet das: „Du bist doch die kleine Freche!“

Robbie Williams, der als Künstler den inszenierten Regelbruch gerne mal zelebriert hat, kann offenbar auch privat kessem Verhalten einiges abgewinnen. „Das war voll aufregend“, freut sich Emelie diebisch. Klar, dass das Mädchen die Geschichte immer und immer wieder wiederholen muss. Sie ärgert sich nur, dass sie ausgerechnet bei der Begegnung mit dem Superstar ihr Handy nicht dabei hatte, um ein Foto zu machen.

Robbie Williams gehörte in den 1990er-Jahren zu den einflussreichsten Popmusikern der Welt. Aber hören heute Kinder noch den inzwischen 40-Jährigen? „Robbie Williams ist generationslos“, erklärt die 13 Jahre alte Nele ihn zum Superstar auch ihrer Generation. Das Mädchen hat seine Songs auf dem MP3-Player gespeichert. Timm, 12, hat seine ganz eigene Geschichte zu dem britischen Superstar: „Ich wurde zu seiner Musik geboren“, sagt er.

In dem Blue Voice Kindershowchor singen Jungen und Mädchen aus dem Süderelberaum. 20 von ihnen, alle 10 bis 13 Jahre alt, haben bei den beiden Konzerten von Robbie Williams in Hamburger O2-World zusammen mit dem Star den Song „High Hopes“ gesungen. Das putzige Lied aus dem Jahr 1959 ist vor allem durch Frank Sinatra bekannt geworden. Auch Robbie Williams hat ihn bereits interpretiert, als er selbst noch einem Kinderchor angehörte.

Der Kindershowchor um die beiden künstlerischen Leiterinnen Daniela Steigel und Gesine Krüger hat sich inzwischen einen Namen gemacht und wird von Konzertagenturen angefragt. Der Song „High Hopes“ gilt zwar nicht als große künstlerische Herausforderung. Das Schwierige bei diesem Auftritt sei nicht der Song selbst, sondern die Bühnenchoreografie gewesen, sagt Gesine Krüger.

Die Kinder schunkeln auf der Bühne mit Robbie Williams und müssen in ihm in einstudierten Momenten den Blick zuwerfen. Die inszenierte Niedlichkeit ist Teil der Show. Zu den Proben im Bürger- und Gemeinschaftszentrum Neugraben hat Daniela Steigel eigens eine lebensgroße Pappfigur von Robbie Williams angefertigt.

In den Katakomben der Konzertarena ist der Kinderchor mittendrin im Showgeschehen. Ein kräftig gebauter Tänzer mit freiem Oberkörper rasiert sich auf dem Flut die Glatze. Tänzerinnen machen sich im Nebenraum bei lauter Musik warm. Und von der Bühne winkt Robbie Williams verkleidet in einem Affenkostüm den Jungen und Mädchen zu.

In der Garderobe liegt reichlich Nervennahrung bereit: Die Kinder wissen die leckeren englischen Süßigkeiten zu schätzen. Um den einen Song gegen 21 Uhr zu performen, reist der Showchor um 15 Uhr mit der S-Bahn an. Am Ende verlassen die Kinder die Arena gegen 22.30 Uhr. Weil der Abend lang ist, spendiert das Management des Stars den jungen Sängern noch das Abendessen: Pizza nach Wunsch.

Eine Choreografin bestimmt, wer auf der Bühne wo sitzt - und wirbelt die von Chor gedachte Sitzordnung kräftig durcheinander. So kommt es, dass an einem Tag die kesse Emelie direkt neben Robbie Williams Platz nehmen darf. Wie sehr ein Platz in Rasierwasserduftweite eines Superstars die eigene Popularität steigern kann, erlebt Emelie bei der Rückfahrt in der S-Bahn. Die Showchorkinder fahren zeitgleich mit vielen Fans nach dem Konzert nach Hause zurück. Als eine Frau das Mädchen in der S-Bahn sitzen sieht, ruft sie anerkennend lauthals durch den ganzen Waggon: „Du hast doch neben Robbie Williams gesessen!“