Im Reisezentrum im Bahnhof Harburg werden Bahnkunden künftig Abends nur noch von einem Mitarbeiter bedient

Harburg. Die Harburger CDU nennt es Serviceabbau. Die Deutsche Bahn sieht es unter dem Aspekt Anpassung an den Bedarf. Das Reisezentrum der Deutschen Bahn AG im Harburger Bahnhof ist in den Abendstunden von 16 bis 19 Uhr nur noch mit einem Mitarbeiter besetzt. In den übrigen Schalterstunden werden je nach Kundenaufkommen weiterhin zwei bis drei Service-Mitarbeiter die Bahnkunden beraten und ihnen Fahrkarten verkaufen. Seit vergangener Woche gelten zusätzlich am Sonntag andere Öffnungszeiten. Dann ist das Reisezentrum von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

„Die personelle Besetzung in den Abendstunden während der Woche ist einzig dem Umstand geschuldet, dass wir in dieser Zeit einen Rückgang der Kundenfrequenz im Vergleich zu früher registrieren. Zwei Mitarbeiter haben in diesen Stunden zu wenig zu tun. Das hängt auch damit zusammen, dass die anderen Vertriebswege wie Automaten, Internet und mobil Endgeräte immer mehr genutzt wird“, sagt Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis.

Beziffern kann Meyer-Lovis den von ihm angeführten Kundenrückgang im Harburger Reisezentrum allerdings nicht, ebenso wenig liegen ihm Zahlen vor, die die Zunahme der Kunden belegen, die ihre Fahrkarte am Automaten, im Internet oder per Smartphone buchen. Der Bahn-Sprecher weist aber den Vorwurf, die Reduzierung der Mitarbeiter in Harburg sei mit einem Serviceabbau für die Kunden verbunden, entschieden zurück. Entlassen worden sei wegen der Reduzierung im Harburger Reisezentrum allerdings niemand, so Meyer-Lovis. Betriebsbedingte Kündigungen gebe es bei der Deutschen Bahn nicht. Die Mitarbeiter würden in solchen Fällen dann an andere Bahnhöfe versetzt werden.

Die CDU-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung will den „Qualitätsabbau der Dienstleistungen für Harburg“ eines Unternehmens wie der Deutschen BahnAG, das sich „in der Öffentlichkeit zusehends als kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen darzustellen versucht“, so Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer, nicht einfach hinnehmen und stellt dazu jetzt eine Anfrage bei der Bezirksverwaltung.

Laut Helga Stöver, CDU-Bezirksabgeordnete, habe es schon im Jahr 2004 Einschränkungen beim Service im Harburger Reisezentrum gegeben. Nach der Renovierung hätte sie eine Erhöhung des Services erwartet, mindestens aber den Erhalt des Ist-Zustandes. In der Tat hätten Bahnkunden gar auf die Idee kommen können, dass ein Plus an Service nach der Renovierung 2012/2013 des Reiszentrums zu erwarten sei. Damals wurde insgesamt vier Berater-Plätze eingerichtet. Dazu Meyer-Lovis: „Der vierte Sitz bleibt aus optischen Gründen im System. Er ist aber nie besetzt.“ Der dient also lediglich als Atrappe.

Von montags bis freitags in den Kernstunden, also von 7.30 bis 16 Uhr sei das Reisezentrum mit bei Bedarf bis zu drei Bahn-Mitarbeitern besetzt. Am Sonnabend seien es zwei, und am Sonntag stünden den Bahnfahrer in Harburg ein Mitarbeiter zur Verfügung. „Gerade älteren Mitbürgern“, so die Kritik von Fischer und seiner Fraktion, „fällt es erfahrungsgemäß schwer, Zugverbindungen zum Beispiel im Internet herauszufinden und Fahrkarten zu buchen. Auch die Bedienung der Fahrkarten Automaten stößt bei diesem Personenkreis auf größere Schwierigkeiten.“

Aus Sicht des Bahn-Sprechers Meyer-Lovis zählt dieses Argument nicht. „Wir haben ausreichende Öffnungszeiten gerade für Rentner“. In ihrer Anfrage will die Harburger CDU-Fraktion unter anderem wissen, wie das Reisezentrum der DB frequentiert wird und wie die Entwicklung der Kundenzahlen in den vergangenen zehn Jahren aussieht. Die CDU will auch wissen, mit welcher durchschnittlichen Wartezeit Kunden an den Schaltern zu rechnen haben. Die Fraktion befürchtet, dass der Service in Harburg noch weiter als bislang abgebaut werden könnte.