Mehr als 60 Teams bei der neunten Oldtimer-Rallye des Hotels Frommann. Erstmals führte die Strecke auch nach Hamburg zum Prototyp-Museum. Auch Trecker dabei

Dibbersen. Er ist für eine Million Euro versichert. In Deutschland gibt es nur noch 40 Exemplare des Typs. Gebaut wurde der Mercedes-Benz 300 SL mit den nach oben klappbaren Flügeltüren nur, weil beim Hersteller ein Großauftrag aus den USA einging. Ein Händler aus New York bestellte 1000 Fahrzeuge auf einmal zum Stückpreis von je 29.000 Mark. Jetzt gehört der Zweisitzer mit Baujahr 1957 seit 20 Jahren Arnold Jäger aus Hannover. Er lächelt, als der ihn auf dem Parkplatz vor dem Hotel Frommann in Dibbersen abstellt. „Bezahlt habe ich natürlich viel weniger als eine Million Euro“, sagt der 82-Jährige. Neben ihm steht Hinrich Kattentidt aus Darmstadt. Er ist genauso alt wie Jäger und die beiden sind seit frühester Kindheit gute Freunde. Deshalb darf Kattentidt auch mal ans Lenkrad. „Das ist schwere Arbeit“, sagt er. „Denn Servo-Lenkung oder Servo-Bremsen gibt es bei diesem Auto nicht.“

Freunde wie Jäger und Kattentidt, Ehepaare und Oldtimer-Enthusiasten trafen sich am Sonnabend zum Saisonauftakt zur Oldtimer-Rallye rund um Dibbersen. Das Rennen richtete das Hotel-Inhaber-Ehepaar Frommann aus, die beide auch schon bei Rennen am Steuer saßen. Zum insgesamt neunten Mal war an der Bundesstraße 75 Start und Ziel. Zum ersten Mal ging die Strecke dabei auch nach Hamburg, wo unter anderem das Prototyp-Museum in der Speicherstadt sowie die Oldtimer-Tankstelle nahe dem Großmarkt angesteuert wurde. „Wir freuen uns, dass wir so erstmals auch zu Gast in der Hansestadt waren“, sagte Tina Frommann. Am Sonntag folgte dann das traditionelle Treffen, zu dem mehrere hundert Besucher kamen.

Die Rallye umfasst zwei Etappen zu gut 91 und gut 100 Kilometer, unterbrochen von einem Mittagessen am Hotel. Gesamtsieger wurde Andreas Bröker-Johannsen, der mit seinem Mercedes-Benz/8 Coupé Baujahr 1972 gekommen war. „Er hat alle von uns gestellten Fragen beantwortet und ist bei den Zeitfahren ideal in den vorgegebenen Rahmen geblieben“, sagte Heiner Frommann, Chef des Hotels, das seit 1656 von der Familie geführt wird. Die 64 Teams, unter ihnen elf Treckerfahrer, waren natürlich alle motiviert und kämpften um den Sieg. Es ging bei der Rallye aber auch darum, zu sehen und gesehen zu werden und bewundernde Blicke auf die liebevoll gepflegten Karossen mit Baujahren bis 1979 auf sich zu ziehen. Der älteste Wagen stammte aus dem Jahr 1934: ein Renault Mona Quattre.

Seit der ersten Rallye 2005 ist Ilona Watzek dabei. Diese Mal mit ihrem Mann Reinhard und dem Welsh Terrier „Hannes“ hinten im Triumph TR 6. Das Ehepaar besitzt auch noch einen Jaguar MK 2 und ist dabei, einen Glas Coupé wieder aufzubauen. Reinhard Watzek ist vom Fach: Er ist Meister und hat in Marmstorf eine eigene Kraftfahrzeug-Werkstatt. „Wir machen etwas gemeinsam, sehen unterwegs viel, sind unter Menschen und haben dazu viel frische Luft, weil wir mit unserem Wagen offen fahren können“, sagt Ilona Watzek über das gemeinsame Hobby und ihre Teilnahmen an den Rallyes. Mit dem Triumph ging es aber auch schon in den Urlaub nach Kroatien.

Nächstes Jahr wollen die Watzeks wieder starten. Das steht für sie bereits fest. Am Wochenende war das Ehepaar auch noch zu einer Silberhochzeit eingeladen. Die Fahrt um Dibbersen aber ließ es sich nicht nehmen.