Architekten stellen mögliche Varianten für neues Wohngebiet in Hittfeld vor. Anwohner sorgen sich wegen hoher Erschließungskosten

Hittfeld. Die Grünfläche zwischen Am Küstergarten und Schwarzer Weg in Hittfeld ist zwar seit nunmehr 14 Jahren theoretisch als elf Hektar großes Wohngebiet ausgewiesen, doch noch immer steht dort kein einziges Haus. Vor allem das Thema Oberflächenentwässerung hat dafür gesorgt, dass die Gemeinde Seevetal das Areal bisher nicht entwickelt hat. Große Teile der Anwohner sperren sich gegen die Kosten, die durch die Erschließung auf sie zukommen. Langsam aber sicher soll es nun doch vorangehen – oder wie es Bürgermeisterin Martina Oertzen am Dienstagabend auf der Sitzung des Ausschusses für Umweltschutz und Planung ausdrückte: „Bedenken Sie, die Zeit bleibt nicht stehen, wir haben jetzt die einmalige Chance, für Hittfeld die Weichen zu stellen.“ Damit meint sie die Notwendigkeit, neue Baugebiete auszuweisen und neue Einwohner zu gewinnen, um die Straßen, Schulen und Kindergärten der Gemeinde auch in Zukunft mit Leben füllen zu können.

Vor rund 80 Bürgern stellte das Lüneburger Landschafsplanungsbüro Mehring auf der Ausschusssitzung vier unterschiedliche Varianten für eine mögliche Wohnbebauung vor und empfahl am Ende, die Variante D zu realisieren, bei der zwischen Schwarzer Weg und Am Göhlenbach insgesamt rund 105 Baugrundstücke mit einer Größe von 700 Quadratmetern, aufgeteilt auf mehrere Cluster, entstehen würden. „Diese Variante wäre ein gangbarer Kompromiss zwischen den Interessen der Bürger und den Wirtschaftlichkeitsüberlegungen“, sagte Ute Mehring. Eine Abstimmung gab es am Ende nicht, die Beratungen sollen als nächstes im Hittfelder Ortsrat weitergehen.

Bei der empfohlenen Variante D würde das nördlichste Baucluster 19.000 Quadratmeter groß sein und vom Schwarzen Weg aus erschlossen werden, zwei weitere je 8500 Quadratmeter große Cluster wären vom Küstergarten aus zu erreichen und ein viertes, 20.000 Quadratmeter großes Cluster, vom Göhlenbach/Meyermannsweg aus. Zwischen den Häusern sollen mehrere Grünflächen entstehen sowie am Rand zwei Regenrückhaltebecken. Das Planungsbüro schlägt darüber hinaus vor, den Betriebshof nicht zuletzt aus Lärmschutzgründen zu verlegen und durch ein Wohnprojekt für Alt und Jung zu ersetzen, das ebenfalls bei der Bürgerbeteiligung vorgeschlagen wurde.

Diese Bürgerbeteiligung war dem Planungsprozess vorausgegangen und sollte Konflikte möglichst früh auffangen. Ende des Jahres 2011 hatte es zwei Bürgerforen und eine Fragebogenaktion gegeben, deren Ergebnis unter anderem war, Wohnbebauung nur moderat zuzulassen, sofern sie überhaupt kommen soll, und möglichst viele Grünflächen zwischen den Häusern freizuhalten. Nach weiteren Beratungen wurde das Büro Mehring mit der jetzt vorgestellten Variantenuntersuchung beauftragt, die um eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ergänzt wurde.

Bei dieser Betrachtung wiederum untersuchten die Planer die Kosten für die Herstellung unterschiedlich gestalteter Grünflächen und setzten ihnen die Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf entgegen. Ein Teil des Areals befindet sich nämlich in Gemeindebesitz, der andere Teil ist in privater Hand. Auch die jährlichen Kosten für die Unterhaltung der Grünflächen flossen in die Betrachtung mit ein. Als lukrativste Variante stellte sich am Ende die Variante C heraus, bei der es sich sozusagen um die Variante D ohne Clusterbildung bei den Baugebieten handelt. Die Grünflächen fallen dort geringer aus.

Die Variante D sei bei einer wenig aufwendigen Grünflächengestaltung aber immer noch lukrativ genug, sagte Ute Mehring. Wenig lukrativ für die Gemeinde sind aus ihrer Sicht die übrigen zwei der insgesamt vier Varianten, da der Anteil der Flächen in Privatbesitz dort weit überwiegt und die Gemeinde kaum Einnahmen aus Grundstücksverkäufen erzielen kann. Die eine, Variante A 1 genannt, würde nur ein Baugebiet vom Schwarzen Weg bis zum Küstergarten umfassen und 70 Baugrundstücke liefern. Die andere mit dem Namen A 4 würde ebenso groß sein und 50 Grundstücke bringen, die in Cluster unterteilt werden. Wäre der Standard der Grünflächen hier relativ hoch – sprich: käme ein Bürgerpark – würde die Gemeinde aus wirtschaftlicher Sicht sogar ein Minus machen.

Seitens der Politiker kamen im Anschluss an die Präsentation kaum Fragen auf. Die Anlieger sorgten sich hingegen vor allem um die Oberflächenentwässerung und die Kosten. Bauamtsleiter Gerd Rexrodt und Fred Patzwaldt, Leiter der Planungsabteilung, versuchten, einige Ängste zu nehmen. „Wo wollen Sie mit dem ganzen Wasser hin?“, wurde mehrfach gefragt. Patzwaldt versicherte, dass ein neues Baugebiet das derzeitige Problem mit dem Oberflächenwasser entschärfen würde. Bei landwirtschaftlichen, freien Flächen in Hanglage komme es zu viel mehr Wasseransammlungen in den Senken.

Rexrodt nannte auf Nachfrage einige konkrete Zahlen, die bereits aus dem Jahr 2009 stammen. So würden bei einer Bebauung ausschließlich im nördlichen Teil des Areals für die Erschließung außerhalb des Baugebiets – in einem Großteil der anliegenden Straßen sind noch immer keine Kanäle vorhanden – 1,2 Millionen Euro für die Oberflächenentwässerung und 300.000 Euro für Straßen anfallen. Käme auch eine Bebauung im südlichen Teil hinzu, stiegen die Kosten auf 1,6 Millionen Euro und eine Millionen Euro. Die Alt-Anlieger müssten 90 Prozent für einen erstmaligen Ausbau zahlen. Wenn es sich um eine Ausbesserung handelt, fällt der Anteil geringer aus. Dabei machte Rexrodt eines klar: „Unabhängig davon, ob der Küstergarten gemacht wird, kommt die Erschließung auf uns zu.“