Beim Seifenkistenwettbewerb der Zukunftswerkstatt kämpften 70 Schüler aus dem Landkreis Harburg in 16 Teams um den ersten Platz

Buchholz. Mit Schwung saust Paulina die Rampe herunter. Die Bremse loslassen, nur ganz wenig lenken. Jetzt bloß nichts falsch machen! Die Elfjährige duckt sich tief in die Seifenkiste hinein, bis die Helfer mit dem Maßband kommen, um die genaue Strecke abzulesen, die ihr Gefährt zurückgelegt hat. 23,58 Meter. Nicht schlecht. Am Fahrbahnrand jubeln Antonia, Marlene und Samuel. „Super, das war weiter als beim ersten Versuch!“, ruft eine freudestrahlende Antonia, 12. Da hatte die Seifenkiste nur 22,81 Meter geschafft. Ganz an die Spitze werden die vier Hittfelder Gymnasiasten vom Team „Der rasende Feuerblitz“ damit aber wohl nicht kommen, die Seifenkisten anderer Teams schafften noch mehr Meter. „Aber das macht nichts“, sagt Samuel, 13, diplomatisch und ergänzt fachmännisch: „Die Bremse war eben etwas zu schwer.“ Egal, für einen Platz im Mittelfeld wird es reichen.

Seit August haben die Hittfelder gemeinsam mit Schülern von acht anderen Schulen des Landkreises Harburg an der AG „Seifenkisten bauen“ der Buchholzer Zukunftswerkstatt teilgenommen. Mit dabei waren neben dem Gymnasium Hittfeld die Estetalschule aus Hollenstedt, das Gymnasium und die Realschule am Kattenberge in Buchholz, die Hauptschule Vossbarg in Neu Wulmstorf, die Integrierten Gesamtschulen Buchholz und Seevetal, die Oberschule Rosengarten und die Schule am Ilmer Barg in Winsen. Zum großen Finale, dem Seifenkistenwettbewerb in der Nordheidehalle am Sonnabend, waren alle 70 Schüler mit ihren selbstgebauten Gefährten und natürlich den Eltern, Freunden und Verwandten erschienen.

Dass der Wettbewerb nicht klassischerweise unter freiem Himmel an einer abschüssigen Straße ausgetragen wurde, begründet Imke Winzer, Geschäftsführerin der Zukunftswerkstatt, schlichtweg mit dem Wetter. „Wir hatten erst gehofft, es würde vielleicht gehen, aber dann wussten wir, dass es zu kalt werden würde.“ So müssen sich die 16 Team, die so kreative und kraftvolle Namen wie Cool Runnings, Monster Krak, Speedy oder Die vier Minions tragen, mit einer Rampe zufriedengeben, auf die ihr Gefährt gehievt wird und von der sie dann so weit wie möglich runtersausen. Moderator Jan Bauer, Vorsitzender des Fördervereins der Zukunftswerkstatt, kündigt vorher jedes Team an und gibt am Ende die exakte Meter- und Zentimeterangabe der zurückgelegten Strecke durch.

„Im ersten Durchgang waren wir die Weitesten“, sagt Nico, 13, vom Team Firebird voller Stolz. Gemeinsam mit seinen Freunden Tim, 13, und Leon, 13, besucht er das Gymnasium Hittfeld und hat es auf ganze 28,35 Meter geschafft. Im zweiten Durchgang waren es immerhin noch 27,87 Meter, ein Spitzenplatz ist also durchaus denkbar. Eine Erklärung für diese tolle Leistung haben die Jungs ebenfalls parat: Sie hätten die Bremse hinten gelockert, verrät Tim. Außerdem haben sie auch schon ein Lob für ihren Spoiler eingeheimst – nicht unwichtig, denn neben der am weitesten zurückgelegten Strecke wird bei dem Wettbewerb auch die beste und präziseste Konstruktion geehrt. Die Entscheidung darüber fällt eine Jury. Einen weiteren Preis gibt es für das schönste Gefährt, dafür zählen allein die Stimmen des Publikums.

Einige Chancen auf letzteren Preis rechnen sich Marie-Fabienne, 12, Jana, 11, und Maja, 11, aus. Die Schülerinnen des Gymnasiums Hittfeld, das alleine mit 16 Kindern an der AG teilgenommen hatte, haben den Namen „Flower Power & Cupcake“ für ihre Seifenkiste gewählt und sie passend dazu mit Friedenszeichen und knalligen Farben bemalt. Drumherum hängt außerdem eine farbenfrohe Blümchenkette. „Der Wagen sollte schön bunt sein“, sagt Jana. Und dass sie bei der Weite nur auf 22,82 Meter gekommen seien, störe sie gar nicht.

Die Jungs nehmen den Wettbewerbsgedanken etwas ernster. „Wir haben die anderen Seifenkisten vor dem Wettbewerb gar nicht gesehen“, berichtet Tom, 10, der mit seinen Freunden Adrian, 12, Tim, 10, und Pascal, 11, zum Team GTA gehört. Deshalb waren sie auch sehr gespannt, wie gut die anderen wirklich sind. Die vier Jungs besuchen die Oberschule Rosengarten und das Gymnasium am Kattenberge und haben sich extra zum Wettbewerb gleichfarbige Rennfahrerkleidung angezogen. Pascals Onkel steuerte sogar einen Helm bei, damit sie während ihrer Fahrt noch professioneller aussehen. Das Bauen der Seifenkisten habe richtig viel Spaß gemacht, schwärmt Adrian. „Erst hatten wir nur eine Skizze und danach wurde es ein echtes Gefährt.“ Nico vom Team Firebird hat das Basteln sogar so gut gefallen, dass er mit einem Freund zu Hause eine weitere Seifenkiste in Form einer Stretchlimousine baut.

Für Imke Winzer und die anderen ehrenamtlichen und festangestellten Mitarbeiter der Zukunftswerkstatt ist das genau der Effekt, den sie mit dem freiwilligen Angebot an alle Schulen im Landkreis Harburg erzielen wollen. „Wir sind stolz auf die Ergebnisse der Teams“, sagt Sylvia Leske, pädagogische Leiterin der Zukunftswerkstatt. Dabei gehe es nicht nur um die Seifenkisten selbst, sondern vor allem um die Entwicklung der Teilnehmer. „Die sind in den vergangenen Wochen und Monaten zu eingeschworenen Teams zusammengewachsen und haben Stärken und Schwächen gemeinsam gemeistert.“