Studenten der Technischen Universität Hamburg Harburg programmieren ihre Roboter für den Sieg bei Wettbewerben

Noch rauchen die Köpfe beim Entwickeln der besten Software. Eine Gruppe aus etwa 30 Studierenden an der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH) hat sich vergangenes Jahr im Verein „RobotING@TUHH e.V.“ zusammengeschlossen und will mit fünf Fußball spielenden Robotern in diesem Jahr möglichst nicht nur Deutscher Meister sondern auch noch Weltmeister werden.

„Wir haben bereits die Zulassung für die Teilnahme an beiden Veranstaltungen“, sagt Stefan Kaufmann, erster Vorsitzende des Vereins. Für die Teilnahme wird allerdings viel Geld benötigt. Geld, das die jungen Leute bislang nicht haben. „Wir suchen dringend Sponsoren“, betont Philipp Eisele, der unter der Mailadresse philipp.eisele@tuhh.de von Förderern angeschrieben werden kann.

Beim Schreiben der Roboter-Programme für Bewegung, optische Wahrnehmung und künstliche Intelligenz ist nun Tempo angesagt, denn beide Wettbewerbe sind schon bald. Bis dahin müssen die künstlichen Kicker geistig und körperlich fit sein. Die Deutsche Meisterschaft, der RoboCup German Open, ist vom 3. bis 5. April in Magdeburg und die RoboCup Weltmeisterschaft vom 19. bis 25. Juli in João Pessoa in Brasilien. Damit beginnt die Robo- Cup WM eine knappe Woche, nach dem Endspiel (13. Juli) der „echten“ Fußball WM in Brasilien.

Die Roboter sind eigentlich recht harte Kerle aus Kunststoff. Dennoch: „Einer unserer Kicker hat sich beim Sturz gerade das Genick gebrochen“, sagt Olaf Lüders, Mechatronic-Student im zweiten Master-Semester, „aber das lässt sich zum Glück wieder reparieren.“ Der französische Hersteller Aldebaran hat die Menschen ähnlichen, humanoiden Roboter namens „NAO“ 2006 erstmals vorgestellt und mit einer Standard-Programmierung versehen. So kann das etwa einen halben Meter große Wesen langsam vorwärts, rückwärts oder auch seitwärts gehen. Und wenn es auf die nicht vorhandene Nase fällt auch wieder aufstehen. Für die Bewegungen sorgen kleine Motoren, die mit permanent mit digitalem Datenmaterial gefüttert bestimmte Positionen ansteuern. Kameralinsen in den „Augen“ reagieren unter anderem auf Farben wie den roten Fußball und das gelbe Tor. Und nicht zuletzt nehmen Mikrofone akustische Signale wahr.

Gerade das Aufstehen aus der Rücken- oder auch Bauchlage haben die TUHH-Studenten durch eigene Programmierung bereits deutlich von 18 auf etwa vier Sekunden beschleunigt. Die kurze Zeit gilt bereits als rekordverdächtig. Studenten der Technischen Universität Bremen, die schon längere Zeit mit Fußball kickenden NAO’s beschäftigt sind, und vergangenes Jahr Deutscher Meister beim RoboCup wurden, hatten mit ihrer Softwareentwicklung ein kaum besseres Ergebnis abgeliefert. Dass sie nach dem Sieg den Quellcode ihrer Programmierung offen legen mussten ist eine Seite. Die andere Seite ist, dass die TUHH-Studenten sich diesen Quellcode nicht zu eigen machen. „Wir entwickeln grundsätzlich alles selbst. Das ist Ehrensache“, sagt Vereinsvorsitzender Stefan Kaufmann, der sein Elektrotechnik-Studium bereits beendet hat und an der TUHH als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist. Jetzt geht es darum noch mehr Tempo in die Laufbewegungen zu bekommen. Jana Nissen studiert Informatikwissenschaften im fünften Semesters des Bachelor- Studiengangs. „Das Problem besteht darin, dass die Roboter bei schnellen Bewegungen nicht das Gleichgewicht verlieren und hinfallen. Das Aufstehen kostet dann nur unnötig viel Zeit.“

Die fünf Roboter der TUHH-Fußballmannschaft sind die „Hulks“. Der englische Name steht einerseits für „wissenschaftliche Kämpfer“ andererseits steht er für „Hamburg Ultra Legendary Kickers“. Und natürlich erwarten die 25 Studenten vom RobotINGVerein dass ihre Hamburger Hulks den Bremer Studenten den Deutschen Meistertitel abjagen. Danach geht es dann zur Weltmeisterschaft nach Brasilien, vorausgesetzt die Sponsorensuche verläuft erfolgreich. Airbus hat sich bereits angemeldet, den Verein RobotIng unterstützen zu wollen. Die Roboter werden mit Werbung der Sponsoren beklebt.

Die Roboter spielen nach dem Anpfiff eigenständig, sehen den Gegner und den Ball, verfolgen ihn, kicken ihn in Richtung Tor. Wie im richtigen Leben kommt es dann auf die Reaktion des Torwarts an. Daten werden von einem zum anderen Spieler der eigenen Mannschaft per Drahtlos-Funknetzwerk, WLAN, übertragen. Bereits seit 2011 wird an der TUHH mit den NAO’s in den Bereichen Regelungstechnik, Informatik und Elektrotechnik gearbeitet. Besonders erfreulich ist, dass die Roboter nicht wie menschliche Fußballspieler auf den Rasen spucken.