Interview: Der katholische Schuldezernent Erhard Porten über die Zukunft des Standorts Neugraben

Hamburg. Die Abwicklung des Stadtteilschulzweiges der Katholischen Schule Neugraben (KSN) bis 2019 erhitzt südlich der Elbe weiter die Gemüter. Im Schuljahr 2014/2015 werden erstmals keine fünften Klassen mehr gebildet. Erhard Porten, seit Anfang Juni 2013 Dezernent des Katholischen Schulverbands Hamburg, im großen Abendblatt-Interview über schmerzhafte Zumutungen, einen gespaltenen Elternrat und die Perspektiven für den Schulstandort Neugraben.

Hamburger Abendblatt:

Herr Porten, obwohl die Aufgabe des Stadtteilschulzweiges bereits Mitte Mai 2013 verkündet worden ist, kommt die Katholische Schule Neugraben offenbar nicht zur Ruhe. Erfüllt Sie das mit Sorge?

Erhard Porten:

Nein, denn ich habe eine ganz andere Wahrnehmung. Aus meiner Sicht ist die Zeit der Konfrontation vorbei. Es gibt eine intakte Schulleitung unter Führung von Wolfgang Pickartz, ein homogenes Lehrer-Kollegium und eine funktionierende Projektsteuerungsgruppe mit drei Arbeitsgruppen, in denen Vertreter aller für den Prozess wichtigen Gremien vertreten sind. Und ich sehe die Bereitschaft aller Akteure die notwendigen Veränderungen konstruktiv zu gestalten.

Dann ist es nicht richtig, dass anberaumte Sitzungen der Arbeitsgruppen ausgesetzt worden sind?

Porten:

Nein, sie sind aus zeitlichen Gründen nur verschoben worden, unter anderem wegen der Feiertage.

Es steht aber der Vorwurf im Raum, der Schulverband versuche, Kritiker mundtot zu machen. Nicht zuletzt mit der Aufforderung in Ihrem Schreiben vom 11. November 2013, dass sich alle Eltern, die den Schulentwicklungsplan nicht mittragen können, aus den Arbeitsgruppen zurückziehen sollten.

Porten:

Immer mehr Eltern denken inzwischen anders. Wir wollen in den Lenkungsgruppen keine Claqueure und Ja-Sager, die alles abnicken. Aber klar ist auch, dass alle Akteure eine gemeinsame Arbeitsgrundlage akzeptieren müssen. Und die besteht nun mal in den Entscheidungen, die sich aus dem Schulentwicklungsplan ergeben. Wir sind uns durchaus bewusst, dass sie mit schmerzhaften Zumutungen verbunden sind. Es gibt aber keine Alternative zu dem eingeleiteten Prozess.

Genau das wird von nicht wenigen Elternvertretern jedoch vehement bestritten.

Porten:

Ich war selbst viele Jahre Schulleiter und kenne das katholische Schulwesen aus dem Effeff. Deshalb weiß ich um die prekäre Situation. Hamburg hält, gemessen an der Zahl seiner Katholiken, mit 21 sehr viele Schulen vor. Die Frage ist aber, wie viele wir uns angesichts der konkreten Finanzsituation tatsächlich leisten können, ohne ständig nur den Mangel zu verwalten. Fast an jedem Standort fehlen uns räumliche Kapazitäten, auch in Blankenese oder an der Hochallee in Harvestehude. Und die, die es gibt, gilt es zu verbessern. Dazu zählt auch Neugraben. Die notwendigen Sanierungskosten würden sich auf 15 bis 20 Millionen Euro belaufen. Dieses Investitionsvolumen kann man nicht einfach ignorieren.

Kritiker sehen aber kaum Kompromissbereitschaft beim Schulverband und wenig Bereitschaft, auch mal eine „ärmere“ Schule zu rechnen, wie der neue Papst Franziskus ja auch immer eine bescheidenere Kirche fordert.

Porten:

Es bleibt aber eine Frage der Güterabwägung, an welchen Standorten festgehalten werden sollte und an welchen nicht. Wir mussten lange genug mit suboptimalen Räumlichkeiten leben, das wollen wir nicht mehr. Die Anforderungen an die Qualität modernen Unterrichts sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Dem müssen auch katholische Schulen Rechnung tragen.

Es heißt, auch die Moral des Kollegiums habe gelitten, es herrsche große Unsicherheit unter den Lehrern. Erschwert das den Umgestaltungsprozess an der KSN nicht?

Porten:

Natürlich sind nicht alle Kollegen von den Veränderungen begeistert., gehen mit der Situation aber professionell um. Unsere Zusage gilt: Kein fest angestellter Lehrer verliert seinen Arbeitsplatz. Wir stehen jetzt vor der Aufgabe, für die Kolleginnen und Kollegen einen adäquaten und möglichst ortsnahen Arbeitsplatz an einer anderen katholischen Schule zu finden. Und da eine Mitbestimmung garantiert ist, wird das Kollegium diesen Prozess pragmatisch und zielorientiert begleiten. Durch altersbedingte Abgänge in den Ruhestand wird es im kommenden Schuljahr erst einmal zu keinen Versetzungen kommen.

Wird in die Gebäude an der Cuxhavener Straße überhaupt noch investiert?

Porten:

Alle baulich notwendigen Investitionen werden getätigt, das ist garantiert. So ist bereits das Dach erneuert worden. Und auch der versprochene Spielplatz wird bis zum Sommer dieses Jahres gebaut, wenn auch in einer etwas anderen Ausführung, als ursprünglich geplant. So stellen wir sicher, dass alle Schüler, die bereits den Stadtteilschulzweig der KSN besuchen, den Schulabschluss ihrer Wahl in Neugraben erlangen können.

Gilt das auch für die Neugestaltung des Grundschulstandorts An der Falkenbek?

Porten:

Wir planen in enger Absprache mit der Gemeinde Heiligkreuz eine ein- oder zweizügige Grundschule. Gegenwärtig ist ein externes Architektenbüro mit einer Raumanalyse beauftragt, weil es um ein Nutzungskonzept geht, das den Erfordernissen der Schule ebenso Rechnung trägt, wie denen der Pfarrei, die sich auch Gemeinderäume wünscht. Wir wollen aber spätestens im März ein klares Bild entwickelt haben, dass dann zügig umgesetzt wird. Dafür werden 1,5 Millionen Euro bereit gestellt.