Engagierte Bürger aus dem Stadtteil suchen Sponsoren für das Treffpunkthaus, um die Jugendarbeit zu unterstützen

Heimfeld . Wenn Eltern ihre Kinder in der Spielplatzgruppe des Treffpunkthauses in der Friedrich-Naumann-Straße 9 abgeben, ist babylonisches Sprachengewirr garantiert. Parliert wird in Deutsch, Englisch, Russisch und Türkisch, zu hören sind aber auch Hindi und Persisch. So gesehen bildet die 1998 entstandene Spielplatzgruppe durchaus einen repräsentativen Querschnitt jener Nationalitäten, die in Heimfeld-Nord zu Hause sind. Mit allen Vorteilen, aber auch Problemen, die sich daraus ergeben.

„Mit seinen Angeboten nimmt das Treffpunkthaus ganz sicher eine exponierte Stellung für die übergreifende Stadtteilarbeit ein“, sagt Sibille Franken, Geschäftsführerin des Trägers Margaretenhort. Wo immer es um niedrigschwellige Angebote für finanzschwache Familien gehe, sei das Treffpunkthaus erster Anlaufpunkt. Doch was Anfang der 1990er-Jahre mit einer Offensive gegen die Armutsbekämpfung durch den ehemaligen Förderverein Heimfeld-Nord und später den Stadtteilbeirat begann, ist nun hochgradig gefährdet.

Bekam das Treffpunkthaus noch im laufenden Jahr aus Bezirksmitteln 20.000 Euro für die Vormittagsbetreuung von Kleinkindern im Alter zwischen 15 Monaten und drei Jahren sowie 10.000 Euro vom Verein zur Förderung der Kinder- und Jugendkulturarbeit Harburg, so drohen für 2014 drastische Kürzungen der Zuwendungen.

Der Jugendhilfeausschuss bewilligte bislang aus Rahmenzuweisungen und Restmitteln des Bezirks nur 10.000 Euro bis Ende Juni. Und der Bezirksverein ließ bereits durchblicken, dass die Liste der bedürftigen Projekte lang sei und auch woanders finanzielle Unterstützung benötigt werde. „Natürlich bewerben wir uns auch weiter für andere Zuschüsse“, sagt Sibille Franken. Es bleibe aber festzuhalten, dass die Mittel momentan bei weitem nicht ausreichen, um die vielfältigen Angebote des Treffpunkthauses vom Netzwerk frühe Hilfen über die aufsuchende Sozialarbeit bis zum Stadtteilfest, dem Laternenumzug und dem Adventsbasteln langfristig zu sichern. Vor allem könnten dann viele Migrantenfamilien nicht mehr erreicht werden, was vor allem im Hinblick auf die Kinder fatal sei.

„In Zeiten, da die staatliche Förderung zusehends versiegt, müssen wir als engagierte Bürger das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen“, sagt Thorsten Hamel, Inhaber des Pflegeteams Hamel und Mitglied des Stadtteilbeirats. „Wenn der Stadtteil nicht zurückfallen soll in die Verhältnisse der 80er-Jahre, dann müssen wir jetzt aktiv werden“, so Hamel.

Aus dieser Sorge heraus hat der Stadtteilbeirat jetzt die Initiative „Zehn für Heimfeld“ auf den Weg gebracht. „Um eine gewisse Kontinuität der Zuwendungen zu erzielen, wollen wir Geschäftsleute, Unternehmen, aber auch Bewohner Heimfelds als Sponsoren gewinnen“, sagt Frank-Ulrich Schoeneberg, Pastor der evangelischen St.-Paulus-Gemeinde und Vorsitzender des Stadtteilbeirats. Angedacht sei eine monatliche Spende von zehn Euro. Für die es am Jahresende selbstredend eine Spendenbescheinigung gebe. Überdies würden die Sponsoren per Newsletter regelmäßig über alle Aktivitäten des Treffpunkthauses informiert.

Offenbar beginnt sich die „ Allianz für Heimfeld“ bereits zu formieren. Bei einem Treffen im Privathotel Lindtner saßen außer Schoeneberg und Hamel auch Hotelchefin Heida Lindtner und Bezirkshandwerksmeister Dierk Eisenschmidt mit am Tisch. „Ganz klar, eine Sammelbüchse bringt uns hier nicht weiter“, sagte Eisenschmidt. Und er erinnerte an die Jugendkrawalle in den Banlieues, den Vorstädten französischer Metropolen. „Wenn wir keine französischen oder englischen Verhältnisse vor der eigenen Haustür haben wollen, dann müssen wir uns um die Kinder und Jugendlichen kümmern“, so der Obermeister der Konditoreninnung Hamburg. „Letztlich geht es doch darum, Perspektiven zu schaffen“, fügte Heida Lindtner an. Außer den Geschäftsleuten im Stadtteil wollen die Initiatoren auch die Lions- und Rotaryclubs und die Schützenvereine mit ins Boot holen. „Zehn Euro im Monat sollten gerade Firmen eigentlich nicht wehtun“, meint Thorsten Hamel. „Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir viele Unterstützer finden werden.“

Für Sibille Franken ist das Projekt „Zehn für Heimfeld“ auch die Gelegenheit, eine Debatte anzustoßen. „Wollen wir gemeinsam die erfolgreiche Quartiersentwicklung in Heimfeld fortsetzen oder den notwendigen Integrationsprozess gefährden“, fragt sie. Die Folgen von Sprach- und Entwicklungsdefiziten, mangelnder Erziehungskompetenz und Bildungsarmut zu therapieren sei in jedem Fall weitaus teurer, als sich jetzt zu engagieren.