In der Stadt leben derzeit 139 Asylbewerber. Ehrenamtliche wollen sie im Alltag unterstützen

Buchholz. Während in der Gemeinde Appel am Donnerstagabend heftig über die Frage diskutiert wurde, ob der 200-Seelen-Ort den Zuzug von 50 Asylbewerbern verkraften kann (siehe Artikel oben), drehte es sich zur selben Zeit rund 16 Kilometer weiter südöstlich im Buchholzer Rathaus ebenfalls um das Thema Asyl, jedoch unter völlig anderen Vorzeichen. Wie können wir eine Willkommenskultur schaffen, die zeigt, dass Buchholz die Flüchtlinge nicht alleine lässt? Unter dieser Fragestellung waren rund 70 Bürger – aktiv in Sportvereinen, in der Kirche, in der Politik und anderen Organisationen – ins Rathaus gekommen, um Unterstützungs-Gruppen zu gründen.

„Bereits im Frühjahr, als klar wurde, dass eine hohe Zahl an Asylbewerbern auf uns zukommt, haben wir uns mit dem Landkreis in Verbindung gesetzt“, berichtete Buchholz’ Erster Stadtrat Jan-Hendrik Röhse. Intensiv habe sich die Stadt daran gemacht, nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten zu suchen, unter anderem konnten Unterkünfte in Suerhop gefunden worden. Als Röhse dann sah, wie aktiv sich eine Nachbarschaftsinitiative dort um die Neubürger kümmerte und ihnen bei vielen alltäglichen Dingen half, war er von dem Engagement so beeindruckt, dass er es sich als Vorbild für die ganze Stadt vorstellen konnte.

Röhse nannte einige Zahlen: 139 Asylbewerber würden derzeit in Buchholz leben, davon alleine 39 seit Kurzem in der Zivildienstschule, die bis Ende Januar als Interims-Unterkunft dient. Weitere freie Plätze seien in der Schule noch vorhanden. Hinzukomme das Containerdorf am Fischbüttenweg, das bis zu 60 Flüchtlingen Platz bietet und im Dezember fertig sein soll. Bei der Arbeit der geplanten Unterstützungs-Gruppen wolle die Stadt nach Möglichkeit im Hintergrund bleiben und lediglich koordinieren, sagte Röhse.

Moderiert von Ute Schui-Eberhard, die lange Zeit beim Diakonischen Werk als Flüchtlingsbetreuerin gearbeitet hat, und Stadtsprecher Heinrich Helms kristallisierten sich rasch einige Gruppen heraus. Es gebe zwar schon viele Initiativen und ein Netzwerk, das sich um die Flüchtlinge kümmere, betonte Schui-Eberhard und nannte die Cafés der Kirchengemeinden oder die Arbeit des Integrationsbüros. „Aber dieses Netzwerk lässt sich um einige Projekte erweitern, in denen Buchholzer gemeinsam mit Flüchtlingen etwas tun.“

So soll sich eine Gruppe beispielsweise um die Sprachförderung kümmern, damit sich die Neuankömmlinge möglichst schnell im Alltag verständigen können. Eine weitere Gruppe soll die Flüchtlinge zu Ärzten und Ämtern begleiten, eine andere soll sie mit Fahrrädern ausstatten und ihnen das Radfahren beibringen, und wieder eine andere mit ihnen gemeinsam handwerklich tätig werden. Weitere Vorschläge, die direkt aus dem Publikum kamen: Man könnte mit den Asylbewerbern gemeinsam Fußball spielen oder mit ihnen musizieren, der TSV Buchholz 08 bot an, ihnen Boxtraining zu ermöglichen. Ein Computerkurs könnte ebenso starten wie Kochkurs.

Für den 12. Dezember ist das nächste Treffen geplant, und bis dahin sollen die Gruppen möglichst feststehen. Interessenten, die noch mitmachen möchten, können sich beim Ersten Stadtrat, Telefon 04181/214720, melden.