Eine fröhliche Prozession zu Ehren der hinduistischen Gottheit bietet am Abend in Harburgs Innenstadt ein spektakuläres Bild

Harburg. Männer tragen eine beleuchtete Figur, halb Mensch, halb Elefant, auf einer bunt geschmückten Sänfte. Fröhliche Gesänge und repetitive Rufe in einer fremden Sprache bilden ein ungewohntes Klangbild. Den Menschen in der Harburger Innenstadt bot sich am Freitagabend ein in Deutschland wenig bekanntes religiöses Schauspiel: 200 Inder und einzelne deutsche Hindus, Männer, Frauen und Kinder, zogen in einer Prozession über den Harburger Rathausplatz und durch die Fußgängerzone, um den Geburtstag der Gottheit Ganesha zu feiern. Es war die einzige öffentliche Feier in Hamburg an diesem für die Weltreligion Hinduismus wichtigen Tag.

Nahezu alle Teilnehmer sind Inder, die beim Flugzeugbauer Airbus in Finkenwerder beschäftigt sind, und deren Angehörige. Viele tragen orangefarbene Stirnbänder. Veranstalter des fröhlichen Umzugs ist Harish Babu, ein Ingenieur, der in Harburg lebt. Der Geburtstag Ganeshas, eine Form des Göttlichen im Hinduismus, sei für Hindus ähnlich bedeutend wie das Weihnachtsfest für Christen, sagt er.

Im Mittelpunkt der Prozession steht eine etwa 30 Zentimeter hohe Statue mit rosafarbener Haut, die den Halbgott Ganesha verkörpert. Harish Babu und andere gläubige Hindus haben die aus Reismehl geschaffene heilige Figur eigens für die Zeremonie in Harburg aus Indien importiert. Im Flugzeit hätten sie das Ganesha-Bildnis mitgenommen, sagt Harish Babu und lächelt. Während er und seine Helfer in der Economy Class saßen, sei Ganesha standesgemäß in der Business Class gereist.

Hindus verehren den gütigen und zu Späßen aufgelegten Halbgott mit dem Elefantenkopf besonders. Er gilt als Verkörperung von Glück und Erfolg. Während der Prozession beleuchtet ein Scheinwerfer die Statue, was nach Einbruch der Dunkelheit beeindruckend wirkt. Ein mobiler Generator, der hinter der Sänfte hergezogen wird, liefert den Strom für unterwegs.

Während Ganesha-Statuen nach den Prozessionen in Inden in einem Fluss dem Wasser übergeben werden, feierte das Bildnis der Harburger Zeremonie noch einen Tag später in Hamburg weiter: Die indischen Hindus brachten die Statue zu einem Fest in den Tempel der afghanischen Hindu-Gemeinde in Rothenburgsort. Seit diesem Jahr gibt es auch einen Hindu-Tempel in der Straße Am Krummholzberg in Harburg – es ist der vierte in Hamburg.