Gewerbenachbarn und Gastronomen wollen den Veritas Beach-Club im Harburger Binnenhafen behalten

Harburg . Harburgs Beach Club droht das Aus: Die Stadt Hamburg möchte die Fläche am Veritaskai, auf der sich der Club befindet, zum Verkauf vorbereiten, ohne den Betreibern eine dauerhafte Ersatzfläche auszuweisen. Betreiber Heiko Hornbacher will ohne Sicherheit nicht weitermachen (Wir berichteten). Die Reaktionen im Binnenhafen sind unterschiedlich. Wirklich begeistert ist jedoch niemand.

„Der Veritas Beach Club ist schon ein Highlight am Standort Binnenhafen, ein echter Lebensqualitätsfaktor am Arbeitsplatz“, sagt Melanie-Gitte Lansmann, Geschäftsführerin des Channel Harburg e.V., „wir können uns gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne den Club ist.“

Der Verein, in dem Binnenhafenbetriebe und -Institutionen zusammengeschlossen sind, will sich bei Politik und Verwaltung dafür einsetzen, dass der Beachclub dem Gebiet erhalten bleibt. Für die nächste Ausgabe des Channel-Mitteilungsblattes war ohnehin schon ein größeres Beachclub-Stück geplant. Das hat jetzt besondere Aktualität gewonnen.

Viele Betriebe im Binnenhafen würden ihre Firmenfeste am liebsten am Veritaskai feiern, und das nicht nur für die Mitarbeiter, weiß Lansmann: „Auch Geschäftspartner werden gerne dorthin eingeladen, das ist ja auch eine einmalige Atmosphäre.“

Das Drumherum unterscheidet den Harburger Beachclub tatsächlich von seinen gastronomischen Artgenossen nördlich der Elbe: Hier sitzt man mit Panoramablick in einem spannenden Entwicklungsgebiet, während die Aussicht an der Norderelbe im wesentlichen dieselbe ist, die man auch vom Landungsbrückenponton aus bewundern kann. Auch die relativ große Fläche ist etwas, das den Harburger Club auszeichnet. Hier können Veranstaltungen stattfinden, für die an den meisten künstlichen Stränden zwischen Baumwall und Fischmarkt der Platz fehlt. Das lockt auch Besucher in den Binnenhafen, die sonst nicht kämen.

„Der Beach-Club bringt Bewegung in das Gebiet,“ sagt Kethees Karalasingam. Er ist Inhaber des Restaurants „Momento Di…“ in direkter Nachbarschaft des Clubs. „Hier gibt es kein Theater und auch kaum mal Musik, also nichts, was Gäste von außerhalb in den Harburger Binnenhafen locken würde. Der Beach Club tut das: Dort finden große Partys statt oder auch Beachvolleyball. Und dann kommen die Leute wieder. Einige auch in mein Restaurant. Ich habe schon öfter von Gästen gehört, dass sie nur auf uns aufmerksam wurden, weil sie bei einer Feier im Beach-Club waren.“

Weiter vom Beachclub entfernt sind die Gastronomen gleichmütige

„Der Hafen verliert einen seiner größten Anziehungspunkte“, sagt auch Carlos Kissmann, Geschäftsführer des „Rossini am Hafen“ schräg gegenüber des Clubs. Er selbst habe zwar kaum Kundschaft durch den Beachclub „aber die Mischung ist es, die dieses Gebiet attraktiv macht. Wenn hier jemand weggeht, fehlt er.“ Weiter vom Beachclub entfernt sind die Gastronomen gleichmütiger. Weder das „Mühlenstein“ noch das „Silo 16“, beide am Schellerdamm gelegen, fürchten um Kundschaft. „Ich bin noch nicht so lange hier“, sagt Renzo Ferrario, Geschäftsführer des „Silo 16“, „aber ich glaube nicht, dass sich der Beach-Club hier auswirkt. Es ist natürlich immer schade, wenn ein Kollege aufgeben muss.“

Dass der Beach-Club die Fläche am Veritaskai irgendwann würde räumen müsen, war schon lange klar: zentral im Binnenhafengebiet gelegen, ist der Veritaskai eine Sahneimmobilie, die die Stadt nicht ernsthaft für eine nur ebenerdige Nutzung verpachten kann. Eine Erschließung des Geländes war geplant, aber immer wieder verschoben worden, so dass das Provisorium Veritas Beach-Club in den vergangenen 9 Jahren zur festen Einrichtung wurde. Nun macht die Finazbehörde ernst: Nach der Sommersason 2014 soll der Strand vom Kai verschwinden.

Um die Außenwirkung des Clubs wissend, hatte der Bezirk Harburg dem Beach-Wirt Heiko Hornbacher auch Ausweichflächen gesucht: Der Beach-Club sollte um die Ecke, an den Treidelweg ziehen. Dafür hätte jedoch die Kaimauer saniert werden müssen – und diese Maßnahme wurde bereits drei Mal verschoben. Frühestens 2016 wird man mit den Bauarbeiten beginnen. Umziehen könnte der Club dann noch nicht.

Für einige Jahre ins Interims-Exil zu gehen, kommt Hornbacher nicht in den Sinn: „Das wäre mit einem Aufwand verbunden, der unternehmerisch überhaupt nicht vertretbar wäre“, sagt der erfahrene Gastronom. Nicht nur müsste er mit Sand, Sack und Pack umziehen, sondern er müsste auch eine neue Konzession samt neuer Umwelt- und Lärmschutzgutachten beantragen. „Das lohnt sich nur, wenn ich langfristig eine Fläche bekomme“, sagt Gastwirt Hornbacher.