Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) lobt die Konzentration von Wirtschaft und Wissenschaft. Stades Bürgermeisterin hatte einen umfangreichen Fragenkatalog vorbereitet.

Stade. Die Hansestadt hat eine hervorragende Konzentration von Wirtschaft und Wissenschaft, weshalb das "Stader Modell" inzwischen auch an anderen Orten interessant ist. Mit diesem Fazit und interessanten Ausblicken auf Perspektiven für die weitere Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Stade stellte sich Niedersachsens neuer Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) bei seinem Antrittsbesuch im Stader Rathaus Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD) und Mitgliedern des Stadtrates vor.

Überaus herzlich war der Empfang, bei dem die Gastgeber den Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr mit Schnittchen und Kaffee bewirteten und als Gastgeschenk eine Krawatte mit "Stade-Logo" überreichten. Der 46-jährige Friese sicherte in seinem Eintrag ins "Goldene Buch" der Hansestadt zu, "die positive Entwicklung der wunderschönen Hansestadt Stade zu unterstützen".

Zuvor waren beim Amtsantrittsbesuch des Ministers aus Stephan Weils rot-grünem Kabinett, der ausdrücklich nicht als Wahlkampfaktion definiert wurde, wichtige wirtschaftspolitische Themen und Projekte diskutiert worden.

Stades Bürgermeisterin hatte einen umfangreichen Fragenkatalog vorbereitet, zu dem Wirtschaftsminister Lies Stellung nahm und in den meisten Punkten die Signale für wirtschaftlichen Fortschritt auf Grün stellte.

So versprach Lies nicht nur die Unterstützung der Landesregierung für den Bau des geplanten Dow-Kraftwerkes, das in einer Kombination aus Gas, Kohle, Wasserstoff und Biomasse Energie erzeugen soll (das Abendblatt berichtete), sondern auch für den weiteren Ausbau der Autobahn 26 und den Bau der A 20 mit fester Elbquerung bei Drochtersen.

Zudem stehe die Landesregierung hinter dem Großprojekt Seehafen Bützfleth, für dessen logistische, leistungsstarke Anbindungen an das Hinterland nicht nur die Autobahnen wichtig seien, sondern auch das von der Stadt Stade angestrebte Industriegleis parallel zur Autobahntrasse, so Olaf Lies.

Im Zusammenhang mit dem Bau der Industriegleistrasse hatte die Hansestadt 600.000 Euro investiert, um den 5. Bauabschnitt der A 26 noch einmal zu überplanen. Demnach soll der Vorbelastungsdamm für die Autobahn in Richtung Drochtersen so breit aufgeschüttet werden, dass auch das Gleisbett mit verlegt werden kann und die Stadt vor übermäßigen Lärmbelastungen geschützt wird.

Damit werde ein erklärtes Ziel des rot-grünen Koalitionsvertrages, nämlich mehr Güter auf die Schiene zu bringen, umgesetzt, so der Minister. In der Kabinettsklausur habe man für die kommenden vier Jahre noch 44 Millionen Euro für die Entwicklung der maritimen Hafenwirtschaft eingeplant. Insgesamt sind für dieses Projekt vorerst 80 Millionen Euro im Haushalt veranschlagt.

Für eine langfristige Kundenbindung an den Seehafen Bützfleth, sei eine logistische Anbindung an Autobahn- und Schienennetz wichtig, um der maritimen Wirtschaft an der Küste eine Chance für die Zukunft zu bieten. Zudem sei der Autobahntunnel bei Drochtersen ein "fehlendes verbindendes" Element, mit dem der Austausch von Fachkräften und Waren zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holstein möglich werden könne so Lies.

"Beide Autobahnen müssen so schnell wie möglich realisiert werden", sagte der Wirtschaftsminister. Das Land habe vorerst seine Arbeit getan und die Planungen fortgeführt. Nun sei der Bund am Zuge, bei dem beide Vorhaben beraten werden müssen.

Viel Lob zollte der SPD-Minister der "hervorragenden Konzentration von Wirtschaft und Wissenschaft" rund um das CFK-Forschungszentrum Stade. Er sei von den Dimensionen überrascht, mit denen das hochmoderne Forschungszentrum für die Produktion von Bauteilen aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) den Wirtschaftsstandort Stade präge, so Lies.

Die CFK-Forschung habe sich nicht nur auf Flugzeugbau bei Airbus fokussiert, sondern die Leichtbau-Kohlefasern für den Bau von Autos und Technik in der Windenergiebranche verdient gemacht. Minister Lies bezeichnete die Standorte für den Flugzeugbau Nordenham, Varel und Stade als wichtige Achse für Niedersachsen.

Im Wettbewerb und Vergleich mit anderen Ländern leiste Stade Herausragendes. Der Stader Campus als Hochschulstandort und das CFK-Valley als Wissenschaftsstandort sind von hoher regionaler Bedeutung, sagte auch Stades Landrat Michael Roesberg bei dem Gespräch mit dem Minister. Es sei deshalb wichtig, dass in Hannover die Fachleute in den Ministerien für Wirtschaft und Wissenschaft eng zusammenarbeiten um die niedersächsische Rolle als Vorreiter am Standort Stade zu sichern und weiter auszubauen. "Wir dürfen keine Chancen auslassen den Kompetenzstandort für Niedersachsen zu sichern", sagte Petra Tiemann, SPD-Landtagsabgeordnete aus Stade. Die Hansestadt macht sich derzeit stark für die Planung und den Bau einer weiteren Forschungshalle, da in der Industrie eine hohe Erwartung und Nachfrage bezüglich Kohlefaserprodukten herrschen.

Die vorbildliche Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gebe Niedersachsen dank der Forschungsergebnisse aus Stade eine gute Wettbewerbsposition gegenüber anderen Bundesländern ein, so der Minister.

Das sei ein Grund, warum das "Stader Modell" inzwischen auch an anderen Standorten angestrebt und praktiziert werde.