Gerade Familien mit Töchtern haben Angst vor Übergriffen des in Moorburg untergebrachten Ex-Sicherungsverwahrten. Nach wie vor ist der ganze Ort entlang der Straßen plakatiert.

Moorburg. Immer mehr Familien mit Kindern verlassen den Stadtteil. Sie fürchten um die Sicherheit ihrer Kinder, lautet ihre Begründung. Der Grund für die Sorgen ist der ehemalige Sicherungsverwahrte, der seit Ende letzten Jahres in einem Haus im Moorburger Elbdeich 329 in Moorburg untergebracht ist. Ein Moorburger, der namentlich nicht genannt werden möchte, spricht von "inzwischen drei Familien, die bereits weggezogen sind beziehungsweise ihre Wohnungen gekündigt haben und wegziehen wollen". Und der Senat lässt sich den Wegzug der Familien einiges kosten.

Dem Abendblatt liegt die Vorlage für eine "Sitzung der Kommission für Bodenordnung" vor, die gerade stattfand. Darin geht es um die "Zahlung einer Entschädigung für die baulichen Anlagen" auf einem Grundstück in der unmittelbaren Nähe des Hauses, in dem der Sicherungsverwahrte derzeit lebt. In ihrer Sitzung hatte die Kommission nach Informationen des Abendblatts der Vorlage entsprechend die Zahlung von mehr als 100.000 Euro beschlossen. Für ihr Haus in Moorburg bekommt die Familie von der Stadt Hamburg 60.000 Euro. "Die Eltern bangen um die Sicherheit ihrer Kinder, die das Haus Nr. 329 aufgrund der Lage der HVV-Haltestelle schräg gegenüber für Schulweg und Freizeitaktivitäten mehrmals täglich passieren müssen", heißt es in der Vorlage.

Die Kommission für Bodenordnung hat laut Vorlage nicht nur einer Entschädigung der Familien, die Moorburg verlassen wollte, zugestimmt. Vielmehr übernimmt der Senat nach Beschluss der Kommission Teile der Kauffinanzierung für eine neue Immobilie, die Nebenkosten für den Kauf sowie die Umzugskosten der Moorburger Familie. In der Vorlage ist die Rede von einem "Umsiedlungszuschuss". Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Familien dem Beispiel der ersten drei Familien folgen werden.

Der Ex-Sicherungsverwahrte ist in Moorburg nach wie vor Thema. Nach wie vor ist der ganze Ort entlang der Straßen plakatiert. Auf den Plakaten steht: "So nicht! Moorburg". Er sei nach wie vor "völlig gegen die Unterbringung von ehemals Sicherungsverwahrten in Moorburg. Dieses Konzept des Senates, die Leute in Moorburg resozialisieren zu wollen, ist überhaupt nicht nachvollziehbar", sagt Sören Schinkel aus Moorburg. In seinem Moorburger Bekanntenkreis aber, so der SPD-Bezirksabgeordnete, sei die Unterbringung heute kein Gesprächsthema mehr.

In den Kreisen, in denen sich Heike Herder aus Moorburg bewegt, ist diese Unterbringung allerdings auch heute ein zentrales Thema. Herder ist Mitglied des Ständigen Gesprächskreises Moorburg und Vorsitzende des Arbeitskreises Infrastruktur in Moorburg. "Ich weiß von einzelnen, die vorhatten wegzuziehen, als der Senat uns bekannt gab, dass er die ehemaligen Sicherungsverwahrten hier in Moorburg auf Dauer unterbringen würde. Ob sie es im Endeffekt tun, kann ich nicht sagen. Aber die Stimmung hier ist immer noch so, wie sie im vergangenen Jahr war", sagt Herder. "Wir akzeptieren die Unterbringung nicht, und wir wollen uns damit nicht arrangieren", sagt die Moorburgerin.

Der Senat habe einige Zusagen an die Moorburger im Zusammenhang mit dieser Unterbringung gemacht. An der Umsetzung der einzelnen Zusagen aber hapere es doch entschieden, sagt Heike Herder, die zu den Moorburger Plakatierern gehört. Eine Zusage, die der Senat bislang noch nicht eingehalten habe, sei die "zügige Beleuchtung aller Bushaltestellen am Moorburger Elbdeich. Den Antrag haben wir vergangenen Oktober gestellt. Jetzt haben wir Juli. Das ist nicht unbedingt sehr witzig", so Herder. Zudem hatte der Senat zugesagt, an allen Haltestellen auch Bushäuschen aufstellen zu lassen, auch das sei noch nicht passiert, sagt die engagierte Moorburgerin. "Auch der Informationsfluss ist nach wie vor schleppend", kritisiert Heike Herder den Senat beziehungsweise die Hamburger Justizbehörde.

Die Justizbehörde hatte bei den vorbereitenden Gesprächen in Moorburg und im Bezirk Harburg auch angekündigt, die Resozialisierung der Ex-Sicherungsverwahrten sei auf 1,5 beziehungsweise zwei Jahre ausgelegt. "Die wären im Dezember rum, denn der Mann war vor Moorburg schon ein Jahr in Jenfeld untergebracht. Unsere Angst ist natürlich, was danach kommt, wer dann am Moorburger Elbdeich einquartiert wird", sagt Heike Herder. In dem Haus, in dem jetzt ein Ex-Sicherungsverwahrter lebt, kann die Stadt Hamburg insgesamt drei Ex-Sicherungsverwahrte unterbringen. Die Moorburger befürchten, dass die Justizbehörde ihre Ankündigung wahr macht. "Nach Alternativen wird gar nicht mehr gesucht", so Heike Herder.