Tierschützer demonstrieren bei LPT in Neugraben und Mienenbüttel. Anwohner berichten von Tausenden toten Tieren. LPT gilt als eines der größten Tierversuchslabore in Deutschland.

Neugraben/Mienenbüttel . Mehr als 300 Teilnehmer haben am Wochenende an zwei Großdemonstration gegen die Laboratorien für Pharmakologie und Toxikologie (LPT) in Neugraben am Redderweg 8 und in Neu Wulmstorf/Mienenbüttel an der Oldendorfer Straße 41 teilgenommen. "LPT schließen" und "Keine Tierversuche mehr", skandierten aus ganz Deutschland angereiste Demonstranten, die den 29. und 30. Juni nach einem Aufruf der "Kampagne LPT-schließen" zum Aktionswochenende gegen Tierversuche erklärt hatten. LPT gilt als eines der größten Tierversuchslabore in Deutschland. Das Labor arbeitet im Auftrag der chemischen und pharmazeutischen Industrie.

Die 2009 von Tierfreunden aus dem Landkreis Harburg gegründete "Lobby pro Tier", die auf ihrer Internetseite mit vielen Informationen ihre Ablehnung der Tierversuche begründet, distanziert sich allerdings von der Demo. Sprecherin Sabine Brauer: "Unser Interesse ist es beispielsweise nicht, das LPT zu schließen. Wir sind einzig und allein daran interessiert, die Tierversuche dort und anderswo zu stoppen."

Vom Unternehmen selbst gibt es außer den Erklärungen auf der Firmen-Homepage keine Auskünfte.

Die "Lobby pro Tier - Mienenbüttel", stellt aufgrund von Beobachtungen fest, dass keines der Labortiere, darunter Hunde, Katzen, Affen, Kaninchen bis hin zu Mäusen, Fischen und Vögeln jemals das weiträumig abgeriegelte Gelände lebend verlassen würde. Diese Vermutung hat auch ein Nachbar des LPT-Geländes vom Redderweg, wo das Auftragslabor auch seinen Verwaltungssitz hat. "Pro Woche kommen zwei große, weiße Lastwagen. Ähnliche Fahrzeuge, wie die der Müllabfuhr", sagt der Mann, "die holen mit Sicherheit die toten Tiere ab." Es müssten übers Jahr Tausende getötete Tiere sein.

Der Nachbar berichtet auch, dass er seit mehr als 30 Jahren am Redderweg lebe. Zu Anfang sei das Wehklagen von Hunden und Katzen von dem Laborgelände unerträglich gewesen. "Wir waren damals mindestens sechs Nachbarn, die sich deshalb beim Unternehmen beschwerten", sagt er. Danach sei es nach außen hin ruhig geworden aber der Laborbetrieb gehe unvermindert weiter. Eine Nachbarin, die bereits seit 50 Jahren in der Straße wohnt, erinnert sich, dass das Labor schon damals in Betrieb war.

Eine frühere LPT-Mitarbeiterin des Labors in Mienenbüttel, die an den Demonstrationen teilgenommen hatte, sagt, sie habe das Leiden der Tiere nicht mehr ertragen können und sei schon vor langer Zeit aus dem Unternehmen ausgeschieden. Als besonders abstoßend sei ihr die Gefühlskälte der Labormitarbeiter gegenüber den Versuchstieren in Erinnerung geblieben: "Die Tiere sterben völlig alleingelassen."

Eine Demonstrantin aus Hamburg, sie nennt sich Jackie Vegan, sagt, es gebe keinerlei Rechtfertigung für Tierversuche. Das Gesetz betrachte Tiere als "Sache". Die Sach-Ergebnisse der Labore seien dann komischerweise für Menschen anwendbar. Sie sagt: "Das ist doch der totale Widerspruch. Tiere sind keine Sache, sondern Lebewesen wie Menschen."

Bereits vor gut 30 Jahren gab es Kampagnen gegen die Tierversuche in Neugraben und Mienenbüttel. Unter anderem hatte der damalige Ortsausschuss Süderelbe in Neugraben auf die Beschwerden der Nachbarn reagiert. Die Störungen durch das Unternehmen blieben anschließend aus und LPT geriet wieder weitgehend aus dem Fokus. Auch in Mienenbüttel, am südwestlichen Rand von Neu Wulmstorf, gab es in den 1970er Jahren bereits Proteste, die nach kurzer Zeit verstummten. Die vor vier Jahren gegründete Bürgerinitiative "Lobby pro Tier" lässt hingegen nicht locker, setzt sich für das Verbot aller Tierversuche ein. Sprecherin Sabine Brauer in einer Stellungnahme zur Demo: "Für unsere Aktionen stehen wir mit unseren Namen ein, während für die Kampagne keinerlei Personalisierung erkennbar ist. Spontane Aktionen können gut sein, unsere Arbeit ist jedoch langfristig angelegt. Wir haben uns über die Jahre ein sehr gutes Gerüst an politischen Unterstützern, von regionalen Politikern, bis hin zu Bundestagskandidaten, prominenten und vielen anderen Mitstreitern erarbeitet."

Die "Kampagne LPT schließen" ist inzwischen der Aufforderung nachgekommen, die Verlinkung zur Homepage und zur Facebookseite der Initiative zu beenden.