Beispiel Nahverkehr: Bezirk und Landkreis Harburg sind weit davon entfernt, gemeinsam Probleme zu lösen. Die Zusammenarbeit lässt wenigstens arg zu wünschen übrig.

Harburg. Kaum ein Politiker oder Entscheidungsträger aus der Wirtschaft, der nicht bei offiziellen Anlässen gerne das Wort Metropolregion Hamburg in den Mund nimmt. Mit der Dachmarke, so heißt es gerne in der Stadt und den Landkreisen, lasse sich weltweit für die Region werben. Im täglichen Umgang miteinander aber steht es nicht zum Besten um die engen Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreisen. Zwei Dinge, die jetzt auf der Agenda der Bezirksversammlung beraten wurden, sprechen eine andere Sprache. Die Zusammenarbeit lässt wenigstens arg zu wünschen übrig.

In der Bezirksversammlung am Dienstagabend, es war die letzte vor der Sommerpause, lehnte die SPD-Fraktion einen Antrag der FDP ab. Die FDP hatte gefordert, eine Verkehrskonferenz mit den angrenzenden Landkreisen zu initiieren. "Wir haben seit geraumer Zeit zwar ein Mobilitätsprogramm. Das ist zwar ein hübsch bunte Power Point Präsentation, aber das zeigt lediglich die Belastungen auf. Angesichts unserer Wohnungsbauoffensive wird es höchste Zeit, dass wir uns mit allen Beteiligten aus den Fachbehörden aber auch aus den Kreisen Harburg und Stade an einen Tisch setzen, um Lösungen zu erarbeiten. Verkehrsprobleme enden nicht an den Landesgrenzen", sagte Carsten Schuster, FDP-Fraktionschef.

Derzeit, so Schuster weiter, könne man in Harburg das Gefühl bekommen, dass das einzige Verkehrsproblem darin bestehe, die Hafenquerspange in den Verkehrswegeplan zu heben. "Wenn wir unsere gemeinsamen Verkehrsprobleme nicht langsam mal in den Griff bekommen, dann fahren wir das Ding an die Wand. Wir müssen mit allen reden. Deswegen sind wir der Meinung, es ist sinnvoll, auch die Bürger zu solchen Gesprächen einzuladen", sagte Schuster in der Sitzung.

Unterstützung gab es von der Fraktion der Grünen. Deren Fraktionschef Kay Wolkau plädierte dafür, dass in ein gemeinsames Konzept auch der Öffentliche Personennahverkehr und der Ausbau des Radverkehrs gehöre. Die Bezirksversammlung lehnte den Antrag mit SPD-Mehrheit ab. Die SPD-Fraktion setzte sich mit ihrer Forderung durch, einen Vertreter der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation in den Stadtplanungsausschuss und in den Ausschuss für Inneres, Bürgerservice und Verkehr einzuladen, der über das Mobilitätsprogramm berichten soll.

Die ablehnende Haltung seiner eigenen Partei stimmt Seevetals Bürgermeister Günter Schwarz zumindest nachdenklich. "Mich überrascht diese Haltung doch sehr. Ich hätte erwartet, dass der Antrag in der Bezirksversammlung angenommen wird. Ich hätte gedacht, dass es auch im Sinne der Harburger wäre, dass wir uns an einen Tisch setzen", so Schwarz. Von solchen gemeinsamen Gesprächen, so Seevetals Bürgermeister, könne sicher nicht der große Wurf erwartet werden, mit dem auf einen Schlag alle Probleme gelöst würden. Aber es mache Sinn, zu reden. "Ich hatte mich gedanklich darauf eingerichtet, dass der FDP-Antrag, den ich vorher kannte, angenommen wird", so Günter Schwarz. Einerseits profitiere Seevetal natürlich von der Metropole Hamburg mit ihrem Hafen. Andererseits bringe eine prosperierende Metropole auch Verkehr mit sich, die von den umliegenden Gemeinden genauso aufgefangen werden müssten, wie von der Metropole selbst.

Ein weiterer Antrag der in der Harburger Bezirksversammlung debattiert und in den entsprechenden Fachausschuss verwiesen wurde, sorgte in Seevetal für Irritation. Die Grünen-Fraktion hatte eine "attraktivere Busverbindung zwischen Harburg-Bahnhof und dem Landkreis Harburg" beantragt. In ihrem Antrag geht es den Grünen unter anderem um die Route der Buslinie 4148 vom Harburger Bahnhof nach Jesteburg. Die Harburger Grünen fordern eine engere Taktung. Der Bus fährt unter anderem durch Hittfeld. "Dabei sind auch Fahrkomfort und Zügigkeit der Buslinien wichtige Kriterien. Auch zeitraubende Umwege der Busse durch ortszentrumsnahe Wohngebiete, wie zum Beispiel in Hittfeld, sollten auf den Prüfstand gestellt werden", heißt es in dem Grünen-Antrag. "Dass die uns einfach abkoppeln wollen, hat uns hier in Hittfeld schon etwas nachdenklich gestimmt", sagt Gemeinde-Sprecher Stefan Schmidt auf Nachfrage.

Bedenklich finde er, so Schmidt weiter, dass der Harburger Antrag, der ja auch den Öffentlichen Nahverkehr durch den zentralen Ort der Gemeinde Seevetal betreffe, nicht auf direktem Weg ins Rathaus in Hittfeld gelangte. "Wir haben den Antrag von der Verkehrsgesellschaft Nordost Niedersachsen bekommen", so Schmidt.