Das DRK hat jetzt das dritte “Fundus“-Kaufhaus in Tostedt eröffnet. Die Gewinne fließen in soziale Projekte im In- und Ausland

Tostedt. Für Nostalgie-Liebhaber ist "Fundus - das Kaufhaus für Alle" des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Tostedt ein Paradies. Für Menschen mit einem schmalen Geldbeutel ist es eine echte Alternative in der Einkaufslandschaft. Der Titel "Kaufhaus für Alle" passt also. Das Angebot richtet sich eben nicht nur an bedürftige Menschen, sondern auch an Schnäppchenjäger.

In dem rund 400 Quadratmeter großen Geschäft, dem ehemaligen Schlecker-Laden an der Bahnhofstraße, ist fast alles zu haben: Gläser, Bilder, jegliche Art von Kleidungsstücken, von Hosen, Pullovern über Blusen, Shirts bis zu Kleidern, Anzügen und Abendgarderoben, Bücher, Elektronik, Haushaltswaren oder Spielzeug für Kinder.

Wibke Ditman, 37, hat die Neugier schon zum zweiten Mal ins "Fundus" getrieben. Sie hält das Brettspiel "Der zerstreute Pharao" von Ravensburger in der Hand, das neu für 26 Euro im Handel erhältlich ist, und hier für nur einen Euro über die Ladentheke geht. Außerdem hat sie sich Bücher (0,50 Euro pro Stück) und eine Tasche für 2,50 Euro ausgesucht. Von der Spieleecke schlendert die Pharmazeutisch-technische Assistentin aus Wistedt hinüber zur Kindermode. Ihr achtjähriger Sohn spielt leidenschaftlich gern Fußball und hat keine Scheu davor, sich dabei auch mal in den Dreck zu werfen. "Ist dann nicht so schlimm, wenn man nicht so viel Geld für die Sachen ausgegeben hat", sagt Wibke Ditman.

Das Kaufhaus ist groß und geräumig, so dass sich die Kunden beim Stöbern nicht ins Gehege kommen. Es hat ein bisschen etwas von einem Flohmarkt. Mit dem Unterschied, dass die Sachen hier viel besser sortiert sind.

Die Bevölkerung spendet täglich Berge an Sachen. An die 40 Säcke schleppen die Ehrenamtlichen jeden Tag ins hintere Lager, wo sich die Kisten türmen. "Wir kommen gar nicht nach, das wegzusortieren. Wir werden förmlich überschüttet", sagt Sylvia Büsing, 66, Leiterin des Kaufhauses, aus Wistedt. Hinter der Verkaufsfläche schauen drei Frauen unter einer grellen Neonleuchte auf ein paar Jeans und messen Gardinen ab. Wenn man so will, ist dieser Tisch zwischen Lager und Laden das Herzstück des Kaufhauses. Margitta Brauns, 61, Waltraut Meyer, 58, beide aus Tostedt und Heidi Blumenthal, 69, aus Todtglüsingen prüfen die abgegebene Ware. Die Regel ist: Alles, was sauber, heil und funktionstüchtig ist, kommt in den Laden. Wenn aber ein Reißverschluss oder ein Knopf fehlt, sortieren die DRK-Mitarbeiter aus. Das wissen die Kunden zu schätzen. "Heruntergekommene Sachen gibt es hier nicht", sagt Maria Merino, 47, "sondern schöne Dinge für Jedermann - auch Markenkleidung - für nur vier Euro." Die Spanischlehrerin und dreifache Mutter aus Tostedt sucht den Laden vorrangig aus finanziellen Gründen auf und hat sich schon oft über das eine oder andere Schnäppchen gefreut, beispielsweise über ein original verpacktes Spiel für ihre Kinder für nur einen Euro. Heute liegen Laufschuhe für drei Euro, eine Weste von Lucia für zwei Euro und versilberte Eierbecher für 1,50 Euro in ihrem Einkaufskorb. Zu zweit oder zu dritt beraten die ehrenamtlichen DRK-Mitarbeiter über den Preis, der sich selten im zweistelligen Bereich bewegt. Eines der teuersten Dinge in dem Geschäft war eine KPM-Porzellanschale für 30 Euro. "Und die ist sofort weggegangen", sagt Sylvia Büsing. Die Schale wurde noch von einer Statue der Jagdgöttin Diana für 60 Euro getoppt. Handeln ist übrigens tabu. Mit dem Verkaufserlös abzüglich Miete und Nebenkosten, werden soziale Projekte unterstützt.

Für Menschen in Not gibt das DRK die Ware im Kaufhaus auch umsonst ab. Dem Ehepaar aus Todtglüsingen, dessen Zweifamilienhaus vor zwei Wochen vollständig niederbrannte, bot das DRK an, sich mit Kleidungsstücken und Hausrat aus dem Kaufhaus eindecken zu können. "Die haben nichts mehr", sagt Büsing. "Wir sind das Rote Kreuz, da bekommen sie die Sachen umsonst."

Insgesamt 54 Ehrenamtliche arbeiten im Fundus im Schichtbetrieb. Wenn man die Leiterin Sylvia Büsing fragt, wie der Laden läuft, hält sie beide Daumen hoch. Auch Stephanie Zwilling, Sprecherin des DRK Kreisverband Harburg-Land, sagt, der Zulauf habe die Erwartungen bei weitem übertroffen.

Obwohl das Kaufhaus erst vor sechs Wochen eröffnet hat, ist es im Nachfrage- und Spendervolumen auf dem Niveau des Winsener Kaufhauses. 2012 sind 15.000 Euro aus dem Erlös des Winsener Fundus-Kaufhauses in soziale Projekte geflossen.