Schulsenator Ties Rabe besucht heute die Heimfelder Grundschule an der Weusthoffstraße. Das Abendblatt sprach mit Schulleiterin Claudia Tusch über Imagewandel und Aufbruchstimmung.

Heimfeld. Heute ist ein besonderer Tag für die Schüler und Lehrkräfte der Grundschule am Kiefernberg. Hamburgs Schulsenator Ties Rabe wird die Lehreinrichtung besuchen, die noch bis 31. Januar den Namen jener Straße trug, an der sie seit Jahrzehnten liegt: Weusthoffstraße. Das Abendblatt sprach mit Schulleiterin Claudia Tusch, 50, über den notwendigen Imagewandel, die unverkennbare Aufbruchstimmung und das überraschende Ergebnis der jüngsten Schulinspektion.

Abendblatt: Frau Tusch, war Ihnen klar, worauf Sie sich einlassen, als Sie im August 2011 nach Heimfeld wechselten?

Claudia Tusch: Ich wusste, dass die Schule nicht gerade den besten Ruf genoss. Ich hatte von einer großen Zahl Eltern gehört, die die Schule ablehnten, weil sie der Meinung waren, dass ihre Kinder nicht genug gefordert würden. Auch der vermeintlich große Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund wurde beklagt. Und es war die Rede davon, dass die Polizei zu oft an der Schule vorbeischauen müsse. Was ich aber nicht einschätzen konnte, war, wie viel davon Vorurteil und wie viel Realität ist.

Haben Sie ihren Wechsel je bereut?

Tusch: Nein, zu keinem Zeitpunkt. Weil ich die enormen Potenziale gesehen haben, die sich durch den Umbau der Schule in eine reine Grundschule ohne Haupt- und Realschulzweig eröffneten. Zudem bin ich auf ein veränderungsbereites Kollegium getroffen und auch auf viele Eltern, die einen Wandel wollten.

War der umstrittene Namenswechsel dafür so wichtig?

Tusch: Umstritten war er doch nur deshalb, weil wir mit dem ersten Namensvorschlag Grundschule Heimfeld offenbar viele Eltern und Lehrer einer Nachbarschule verärgert haben. Ich gebe zu, dass ich an dieser Stelle vielleicht etwas naiv war. Fakt ist aber, dass der alte Name negativ besetzt war. Der neue signalisiert hingegen eine Aufbruchstimmung. Mal ganz abgesehen davon, dass er viel weicher und angenehmer klingt.

Hat er den Imagewandel beflügelt?

Tusch: Der Namenswechsel hat sicher für frische Impulse gesorgt. Viel wichtiger aber ist, dass wir den Imagewandel auch dadurch unterfüttern, indem wir das naturwissenschaftliche Profil der Schule geschärft haben.

Wie ist das gelungen?

Tusch: Wir haben den Unterricht stärker naturwissenschaftlich ausgerichtet. Dafür haben wir auch unsere Kooperation mit der Technischen Universität und dem Institut für Wetter- und Klimakommunikation intensiviert. Und wir haben uns verstärkt um Projekte bemüht, die diese Profilierung unterstützen. So sind wir Sinus- und Klimaschule, unsere Schüler sind Aqua-Agenten, Klimadetektive und Kinderforscher. Wir haben eine Wetterstation angeschafft und gerade erst eine Projektwoche mit dem Klima-Iglu des Planetariums durchgeführt. Dies alles ist einhergegangen mit einer generellen Neuordnung des Unterrichts.

Was verbirgt sich dahinter?

Tusch: Heute steht die Kompetenzorientierung im Vordergrund, eine zunehmende Individualisierung des Unterrichts. Kein Kind ist gleich, jedes hat Stärken und Schwächen. Sie zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren, ist eine komplexe, schwierige Aufgabe. Um sie zu meistern, muss heute jeder Schüler seinen eigenen Wochenplan mit differenzierten Aufgabenstellungen bekommen. Diese Umstellung fordert den Lehrern viel ab. Ein ganz anderes Lehrwerk, ein besseres Teamwork bei der Unterrichtsplanung, zum Teil auch eine ganz neue Herangehensweise in der Wissensvermittlung.

Glaubt man dem Ergebnis der jüngsten Schulinspektion müssen die Veränderungen wahre Wunder bewirkt haben.

Tusch: Tatsache ist, dass die Inspektoren uns durchweg mit Bestnoten versehen haben. In den 13 geprüften Kriterien erhielten wir sechsmal die höchste Bewertung "stark" und siebenmal die zweithöchste "eher stark". Damit lagen wir zwölfmal zum Teil deutlich über dem Ergebnisschnitt aller begutachteten Grundschulen. Einer der Inspektoren hat mir gesagt, die Grundschule am Kiefernberg gehöre zu den Besten, die sie jemals geprüft hätten.

Ist diese neue Qualität inzwischen auch bei den Eltern angekommen?

Tusch: Dazu nur so viel: In meinem ersten Anmeldezyklus für Erstklässler hatten wir eine Quote von 63 Erstwünschen und hätten damit gerade drei erste Klassen aufmachen können. Für das neue Schuljahr liegen uns mehr als 110 Anmeldungen vor - und immer waren wir die erste Wahl. Wir werden also fünf neue erste Klassen haben, was für die Schule ein großer Vertrauensbeweis ist. Darüber freuen wir uns sehr.